Deutsche-Bank-Vizechef Christian Sewing soll an die Spitze des Kreditinstituts rücken. Aufsichtsratschef Paul Achleitner wolle Sewing als Nachfolger des jetzigen Vorstandsvorsitzenden John Cryan installieren, berichten der Spiegel ohne Angabe von Quelle und die FAZ mit dem Verweis auf "Finanzkreise". Den Wechsel wolle Achleitner dem Kontrollgremium am Abend vorschlagen. Sewing solle zur Hauptversammlung im Mai die Führung übernehmen. Eine Sprecherin der Bank wollte sich zu den Berichten nicht äußern. Sewing ist neben Marcus Schenck einer der beiden Vizechefs des größten deutschen Geldhauses und leitet die Privatakundensparte. Schenck soll laut FAZ die Bank verlassen, weil er mit dem Abbau des Investmentbankings nicht einverstanden ist. Zuletzt war bekannt geworden, dass auch der für das Investment-Banking zuständige Garth Ritchie das Untenehmen verlassen wolle.
Ritchie soll nun offenbar gehalten und einer der stellvertretenden Vortandsvorsitzenden werden, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.
Das Investmentbanking hat der Deutschen Bank in den vergangenen Jahren Strafzahlungen in Höhe von 18 Milliarden Dollar beschert. Die Investmentbanker erhielten für das Jahr 2017 Boni in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar.
Die Deutsche Bank hatte am Samstagabend bestätigt, dass noch am Sonntag über die Zukunft des angeschlagenen Vorstandschefs Cryan beraten werde. Der Aufsichtsrat werde sich am Abend mit der Personalie beschäftigen, teilte sie in einer knappen Pflichtveröffentlichung mit. Cryan war 2015 als Sanierer angetreten, um die Deutsche Bank aus der Krise zu steuern. In den vergangenen Monaten hat der 57-jährige Brite aber mehrere Rückschläge erlitten. Für 2017 meldete die Bank - vor allem wegen der US-Steuerreform - das dritte Verlustjahr in Folge.
Sewing, der seine Karriere im Alter von 26 Jahren in einer Bielefelder Filiale begann, leitete zuletzt das Rechtsressort der Deutschen Bank.
Laut FAZ bedeutet der Wechsel auch einen Strategiewechsel. Demnach soll das Investmentbanking an Bedeutung verlieren. Trifft diese Einschätzung zu würde die Deutsche Bank den großen Investment-Banken aus den USA, Großbritannien und Frankreich das Feld überlassen. Das Investmentbanking ist hohe hohen Risiken und der Aussicht auf hohen Erträgen verbunden. Großbritannien will nach dem Austritt aus der EU und dem damit verbundenen Wegfall der EU-Regulierungen die Amerikaner in diesem Geschäft herausfordern,die im Investmentbanking weltweit eine führende Rolle spielen.
***
Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte Unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:
Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.