Politik

Ökonomen warnen vor Schuldenkrise in Entwicklungsländern

Deutsche Ökonomen warnen vor dem Ausbruch einer Schuldenkrise in den Entwicklungsländern.
14.04.2018 23:06
Lesezeit: 1 min

Deutsche Experten haben vor einer dramatischen Schuldenkrise in Entwicklungsländern gewarnt. 13 Staaten befänden sich derzeit bereits in Zahlungsverzug, teilten die Initiative Erlassjahr und das Hilfswerk Misereor in Berlin mit. Insgesamt seien 119 Entwicklungsländer „kritisch verschuldet“, in 87 davon habe sich die Lage im vergangenen Jahr weiter verschlechtert. Die neue Bundesregierung müsse auf Ebene der G20 handeln.

Die beiden Organisationen legen jährlich einen Bericht zur Verschuldungssituation in den Entwicklungsländern vor. „Jahrelang haben wir im Verschuldungsreport vor einer drohenden weltweiten Schuldenkrise gewarnt", erklärte Jürgen Kaiser von Erlassjahr. "Diese Krise ist nun da."

Jüngst mussten demnach auch Angola, Venezuela, Mosambik, der Jemen, Tschad und Südsudan ihre Schuldenrückzahlungen ganz oder teilweise einstellen. Betroffen sind einerseits politisch instabile Staaten, andererseits stark auf den Export von Rohstoffen ausgerichtete Länder. Diese leiden unter einem Preisverfall bei Basismetallen oder Erdöl.

Die Organisationen verwiesen auf die destabilisierenden Folgen von Staatsverschuldung in den betroffenen Ländern. Wenn ein Großteil der Haushaltsmittel in die Rückzahlung fließe, unterblieben Investitionen in Gesundheitssystem, Bildung und andere soziale Dienstleistungen. Dies führe zu wachsenden gesellschaftlichen Spannungen, erklärten sie.

Die neue Bundesregierung forderten sie auf, sich im Rahmen der Gruppe der G20-Staaten für eine schnelle Lösung einzusetzen. Die G20-Finanzminister treffen sich in wenigen Tagen in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires.

Die 20 großen Industrie- und Schwellenländer müssten "eine sinnvolle Entschuldungsoption" schaffen. Besonders nötig sei dies für bestimmte Ländergruppen - etwa solche, die stark mit Naturkatastrophen und Klimawandel kämpften. Das gelte etwa für die Inselstaaten der Karibik, erklärten Erlassjahr und Misereor.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte Unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...