Volkswagen steht vor einem Chefwechsel. VW-Markenchef Herbert Diess solle auf Matthias Müller an der Konzernspitze folgen, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. Darüber hatte zuvor auch das "Handelsblatt" berichtet. VW hatte am frühen Nachmittag in einer knappen Pflichtmitteilung lediglich erklärt, dass der Autobauer "eine Weiterentwicklung der Führungsstruktur für den Konzern" erwäge. "Dazu könnte auch eine Veränderung im Amt des Vorstandsvorsitzenden gehören." Darüber hinaus äußerte sich der Konzern zunächst nicht. Insidern zufolge könnte die Entscheidung für Diess schon an diesem Freitag offiziell werden. Dann tage der Aufsichtsrat, der auch über den Konzernumbau beraten werde. Dabei gehe es unter anderem um die Einleitung des Börsengangs für die LKW-Sparte.
Die Familien Porsche und Piech hatten Müller im September 2015 aufs Schild gehoben, als der damalige Konzernchef Martin Winterkorn im Zuge des Dieselbetrugs zurücktreten musste. Der Vertrag des 64-jährigen Müller läuft eigentlich noch bis 2020.
Der bevorstehende Konzernumbau, der nicht nur den Börsengang der Nutzfahrzeug-Sparte Truck & Bus umfassen könnte, trieb die Volkswagen-Aktie am Dienstag an. Die VW-Papiere kletterten um fünf Prozent. Müller hatte zuletzt auf dem Genfer Autosalon die Fantasie der Investoren angeregt, als er sagte, es gehe nicht nur um die Sparte Truck & Bus, "sondern um die Schlagkraft des VW-Konzerns insgesamt".
Unter Spartenchef Andreas Renschler, der vor drei Jahren von Daimler zu VW gekommen war, ist die Verzahnung der beiden selbstbewussten LKW-Töchter MAN und Scania vorangekommen. Sie bilden zusammen mit dem Nutzfahrzeuggeschäft in Brasilien und der Digitalmarke RIO Volkswagen Truck & Bus.