Finanzen

China: Öffnung der Wirtschaft soll drohenden Finanz-Kollaps abwenden

Mit der angekündigten Öffnung der chinesischen Finanzmärkte will die chinesische Regierung ihr Wohlstandsversprechen gegenüber den Bürgern sichern.
15.04.2018 22:17
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die chinesische Regierung hat am Mittwoch erstmals einen konkreten Zeitrahmen für die schon länger angekündigte Öffnung der Wirtschaft, speziell des Finanzsektors, genannt. Demnach sollen die Maßnahmen bis Ende dieses Jahres umgesetzt werden, einige sollen bereits im Juni in Kraft treten. Dazu gehört beispielsweise die Erlaubnis für ausländische Firmen, in Treuhand- und Leasinggesellschaften einzusteigen sowie in das Geschäft mit Auto- und Verbraucherkrediten. Die chinesische Notenbank bestätigte außerdem, dass eine geplante Handelsverbindung zwischen den chinesischen Aktienbörsen und der Börse in London bis Ende dieses Jahres stehen soll.

Die Beteiligungsgrenze für Ausländer an Gesellschaften im Wertpapier-, Fonds-, Futures- und Lebensversicherungsgeschäft soll nach Angaben der Zentralbank in den nächsten Monaten auf 51 Prozent angehoben und später ganz abgeschafft werden. Angekündigt wurde dies schon im November.

Bereits am Dienstag hatte Chinas Präsident Xi Jinping die Ankündigungen des Landes bekräftigt, die Wirtschaft für ausländische Investoren weiter zu öffnen. Dies wurde als versöhnliches Signal im Handelsstreit mit den USA gewertet. Mit einer Einigung in dem Konflikt rechnen auch die Ratingagenturen Moody's und Fitch. Sie erklärten zudem am Mittwoch, die von den USA in Aussicht gestellten Zölle auf chinesische Waren würden nur begrenzte Auswirkungen auf die Wirtschaft Chinas haben.

Sollte die Öffnung der Wirtschaft und des Finanzsektors wie angekündigt vorangetrieben werden, wäre eine Steigerung der ausländischen Investitionen in China wahrscheinlich die Folge. Diese zusätzlichen aus dem Ausland stammenden Investitionen braucht die Regierung, um den Wachstumskurs der Wirtschaft aufrechtzuerhalten.

Dem Analysten James Rickards zufolge befürchtet die regierende Kommunistische Partei eine Destabilisierung, falls künftig nicht mehr in ausreichendem Maße Arbeitsplätze für die dutzenden Millionen sogenannter Wanderarbeiter bereitgestellt werden können. Die Legitimität der chinesischen Regierung in der Bevölkerung hängt aus Rickards Sicht direkt mit der erfolgreichen Umsetzung ihres Wohlstandversprechens zusammen.

„Auf der einen Seite hat China das Wachstum in den vergangenen acht Jahren durch Verschuldung, riesigen Infrastruktur-Investitionen und Schattenbanken angetrieben. Die chinesische Regierung weiß das, aber sie musste die Wachstumsmaschine in hoher Drehzahl laufen lassen um Millionen von Stellen für die Wanderarbeiter aus ländlichen Gegenden zu schaffen und Millionen Stellen für die Stadtbevölkerungen zu erhalten. Die chinesische Regierung weiß, dass das so nicht ewig weitergehen kann. Es gibt zwei Wege, um die Schulden abzubauen – Deflation (Abschreibungen, Bankrotte und Arbeitslosigkeit) und Inflation (Verlust der Kaufkraft der Bevölkerung). Beide Wege sind für die Kommunistische Partei ausgeschlossen, weil sie ihre Legitimität angreifen würden. Beide Alternativen würden zu sozialen Unruhen und revolutionärem Potential führen. Deshalb verfolgt die Regierung eine dritte Alternative, die aus schrittweisen Finanzreformen und einer schrittweisen Eindämmung des Schattenbankenwesens besteht“, schreibt Rickards.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rechtsruck in Polen – schlechte Aussichten für Berlin?
02.06.2025

Polen hat einen neuen Präsidenten – und der Wahlausgang sorgt europaweit für Nervosität. Welche Folgen hat der Rechtsruck für Tusk,...

DWN
Politik
Politik Trump zieht Investoren ab – Europa droht der Ausverkauf
02.06.2025

Donald Trump lockt mit Milliarden und Zöllen Investoren zurück in die USA – Europa verliert an Boden. Bricht der alte Kontinent im...

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Biontech-Aktie hebt ab: Milliardenkooperation mit US-Pharmaunternehmen
02.06.2025

Die Biontech-Aktie erhält neuen Aufwind: Eine milliardenschwere Allianz mit Bristol-Myers Squibb weckt Hoffnung bei Anlegern und...

DWN
Finanzen
Finanzen Hensoldt-Aktie auf Rekordjagd: Was Anleger jetzt wissen sollten
02.06.2025

Die Hensoldt-Aktie überrascht mit einem historischen Kursfeuerwerk – doch ist der Höhenflug gerechtfertigt? Anleger sollten genauer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KfW-Analyse: Mittelstand zieht sich aus dem Ausland zurück
02.06.2025

Eine aktuelle KfW-Analyse zeigt: Immer mehr Mittelständler ziehen sich aus dem Auslandsgeschäft zurück. Was steckt hinter dem Rückzug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalstrategie: Warum Top-Kandidaten oft scheitern – und was das über unser System verrät
02.06.2025

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Bei der Personalauswahl geht es immer weniger um Kompetenz – und immer mehr um Bauchgefühl,...