Politik

ISIS verstärkt Kampfhandlungen in Syrien

Die islamistische Söldner-Miliz ISIS nutzt die unübersichtliche Lage in Syrien zu verstärkten Kampfhandlungen.
12.04.2018 00:07
Lesezeit: 4 min

Nach Informationen britischer Militär-Kreise sind Verbände der Terror-Miliz ISIS im Osten Syriens dazu übergegangen, großangelegte Angriffe gegen pro-syrische Milizen auszuführen. Alleine in der Nacht vom 31. März zum 1. April wurden in und um die Stadt Albu Kamal in der Nähe der Grenze zum Irak bei Kampfhandlungen durch ISIS 19 pro-syrische Milizionäre getötet, so das Middle East Eye.

Einem Bericht des US-Geheimdienstmagazins Foreign Policy zufolge hofft ISIS in Syrien und im Irak auf ein Comeback. Foreign Policy wörtlich: „Als Beweis für die Widerstandsfähigkeit der Gruppe gab es in den vergangenen Wochen eine Reihe von Angriffen, bei denen mindestens neun Bundespolizisten an einem unechten Kontrollpunkt als Geiseln genommen und dann von ISIS-Kämpfern hingerichtet wurden, die als schiitische Milizen getarnt waren. Associated Press berichtete auch, dass in den vergangenen Monaten zwischen 150 und 200 Angehörige der irakischen Sicherheitskräfte bei Anschlägen von ISIS getötet worden seien.”

Die Washington Post berichtet, dass die Kurden-Milizen in Syrien die USA vor einem Abzug ihrer Truppen warnen, da sich ISIS wieder im Aufstieg befindet. Salih Muslim, ehemaliger Vorsitzender der syrisch-kurdischen PYD, sagte dem Blatt, dass ein vollständiger Sieg über ISIS „noch viele Jahre” benötige. „Dies sind Wüstengebiete, und ISIS kann sich zwischen dem Irak und Syrien bewegen. Sie werden nicht so einfach fertig zu machen sein”.

„Es wäre eine Katastrophe – und selbst normale Menschen auf der Straße werden es als Verrat betrachten”, Bedran Ciya Kurd, ein Beamter der selbsternannten kurdischen Regierung im Nordosten Syriens, über die Option eines Abzugs der US-Truppen.

Syrer kontrollieren Ost-Ghouta

Syrische Regierungstruppen haben die letzten Stellungen der Söldner Ost-Ghouta bei Damaskus nach russischen Angaben vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Die Flagge der syrischen Regierung sei auf einem Gebäude der Stadt Duma gehisst worden, erklärte der russische General Juri Jewtuschenko am Donnerstag laut AFP nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. Dies bedeute, dass die syrische Regierung "die Kontrolle über diese Stadt und folglich über ganz Ost-Ghouta hat".

Das russische Fernsehen zeigte Bilder der syrischen rot-weiß-schwarzen Flagge mit zwei grünen Sternen über einem nicht näher benannten Gebäude. Zudem waren jubelnde Menschen zwischen zerstörten Gebäuden zu sehen. Jewtuschenko, Leiter des russischen Zentrums für die Versöhnung der Kriegsparteien in Syrien, sprach von einem "bedeutenden Ereignis in der Geschichte Syriens".

Das russische Verteidigungsministerium teilte zudem mit, die am Vortag entsandte Militärpolizei habe mit Patrouillen in Duma begonnen. "Ab heute arbeiten Einheiten der russischen Militärpolizei in Duma", erklärte das Ministerium laut der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Sie solle über die "Einhaltung von Recht und Ordnung in der Stadt sorgen."

Türkei

Das türkische Militär hat am vergangenen Wochenende seinen neunten Beobachtungsposten in Syriens nordwestlicher Provinz Idlib eingerichtet, teilte das Militär am Samstag auf seinem Twitter-Konto mit.

Der neue Beobachtungsposten liegt 88 km von der türkisch-syrischen Grenze entfernt. Ein Militärkonvoi mit 100 Fahrzeugen sei auf dem Weg in die Morek-Region gewesen, um den Posten zu errichten.

Nach dem Abkommen von Astana wird die Türkei in der Provinz Idlib nach und nach zwölf Beobachtungspunkte von Norden nach Süden errichten, berichtet TRT World. In der Provinz befinden sich zehntausende Söldner, deren Schicksal noch ungewiss ist.

Der Generalsekretär der türkischen Heimatpartei (VP), Utku Reyhan, hat sich am Sonntag zu den Ereignissen in Syrien geäußert. Die Zeitung Aydınlık zitiert Reyhan: „Assad und die syrische Armee verteidigen in Ost-Ghouta und in anderen Gebieten jeden Zentimeter ihrer Heimat. Genau wie die türkischen Soldaten in Afrin (...). Warum sollte die syrische Armee Giftgas einsetzen, wenn sie ohnehin in Ost-Ghouta komplett überlegen ist? Ein Sieg Syriens bedeutet eine Niederlage für die USA (...). Deshalb müssen Syrien und die Türkei gemeinsam agieren. Doch Erdoğan mangelt es an Staatsverständnis und Strategie. Indem Erdoğan sich mit Syrien streitet, fügt er der Bündnispolitik und der nationalen Sicherheit der Türkei einen großen Schaden zu. Er schafft einen Schwachpunkt im Kampf gegen die PKK/PYD. Die sogenannten Oppositionsparteien, die angeblich eine Konkurrenz zu Erdoğan darstellen, verfolgen dieselbe Linie wie Erdoğan, wenn es um Syrien und Assad geht. Sie umschreiben Assad als ,Mörder’”.

Israel in Syrien

Die israelische Zeitung Haaretz führt in einem Artikel mit dem Titel „Israel konfrontiert nun direkt den Iran in Syrien” aus: „Israel wird nicht sagen, dass es tatsächlich hinter dem Nachtangriff auf Syrien steht. Doch in der Vergangenheit hatte Israel eingeräumt, die T-4-Luftwaffenbasis angegriffen zu haben. Der Iran, der weiterhin in Syrien Fuß fasst, könnte einen aggressiven israelischen Ansatz fördern”. DEBKAfiles Informationen zufolge hat Israel den Angriff auf den T-4-Luftwaffenstützpunkt weder bestätigt noch geleugnet.

Die Brookings Institution führt in einem Bericht vom 13. Februar aus, dass der T-4-Luftwaffenstützpunkt faktisch ein iranischer Stützpunkt sei, der im Februar angegriffen wurde. Die US-Denkfabrik wörtlich: „Der Vorfall veranlasste die israelische Luftwaffe, die in T-4 untergebrachte iranische Kommando- und Kontrolleinheit sofort anzugreifen. Dies war das erste Mal, dass Israel einen bemannten iranischen Luftwaffenstützpunkt in Syrien angegriffen hat. Während des Angriffs gelang es der syrischen Luftverteidigung, auch zum ersten Mal ein israelisches Flugzeug abzuschießen.”

Es ist nicht auszuschließen, dass der jüngste Angriff auf den T-4-Luftwaffenstützpunkt von Israel ausgeführt wurde, um pro-iranische oder iranische Milizen und Kämpfer zu treffen.

Nach einem Bericht der Haaretz unterstützt Israel sieben Söldner-Truppen, die in Syrien – hauptsächlich in der Nähe der Golan-Höhen operieren. „Offiziere der israelischen Armee glauben, dass sich Assad früher oder später darum bemühen wird, die Kontrolle über den Rest des syrischen Golans zurückzuerlangen, teilweise aufgrund der symbolischen Bedeutung der Souveränität”, so das Blatt.

Israel unterstütze die Söldner-Truppen, um den Zugang der syrischen Armee und der Terror-Miliz ISIS zu den Golan-Höhen zu versperren. Aus diesem Grund strebt Israel die Errichtung einer Sicherheitszone im Süden Syriens an.

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