Finanzen

Studie: Digitalisierung führt nicht zu mehr Wachstum

Der Einsatz von IT, Robotern und Künstlicher Intelligenz führt womöglich nicht zu einer Steigerung der Gesamtproduktivität.
12.04.2018 17:18
Lesezeit: 1 min

Nach Erkenntnissen des schwedischen Volkswissenschaftlers Roger Josefsson führt der Einsatz von IT, Robotern und Künstlicher Intelligenz nicht zu einer Steigerung der Gesamtproduktivität. Das meldet Bloomberg. Josefsson, der für die schwedische Datenfirma Macrobond arbeitet, verglich die Gesamtproduktivität der amerikanischen Wirtschaft in den letzten 25 Jahren mit der Zahl der eingesetzten Roboter im gleichen Zeitraum.

Ergebnis: Es existiert keine Korrelation - während die Zahl der Roboter fast kontinuierlich wuchs, verlief die Entwicklung der Gesamtproduktivität sprunghaft. Joseffson untersuchte auch den Einfluss von Informations- und Kommunikationstechnologie auf die Gesamtproduktivität und kam zum gleichen Ergebnis: Der erhöhte Einsatz von IT und Kommunikationstechnologie führt nicht automatisch zu Wachstum. Josefsson spricht von seinen Erkenntnissen als dem „modernen Produktivitäts-Paradox“. Der amerikanische Wachstumsforscher und Wirtschafts-Nobelpreisträger Robert Solow stützt Josefssons Thesen: „Das Computer-Zeitalter schlägt sich überall nieder – nur nicht in den Statistiken zur Arbeitsproduktivität.“

Der US-Ökonom Robert Gordon hat eine Erklärung für das „Produktivitäts-Paradox“. Er argumentiert, dass die jüngsten technischen Neuerungen weniger bedeutsam seien als früherer Erfindungen, beispielsweise Dampfmaschine, Eisenbahn und Telefon. Selbst die allgemeine Einführung der Toilettenspülung habe sich wachstumssteigernder ausgewirkt als heutige Innovationen. Die Nutzung des WC führte nämlich dazu, dass Fäkalien nicht mehr die Straßen verschmutzten und als Krankheitserreger fungierten. Das Ergebnis war eine im Durchschnitt weitaus gesündere Gesamtbevölkerung, die seltener krank wurde und leistungsfähiger war als frühere Generationen.

Gordon zufolge war die letzte umwälzende Neuerung die Einführung des Personal-Computers in den 80er und frühen 90er Jahren. Der PC ersetzte unter anderem die Schreibmaschine und machte die Arbeit im Büro um ein Vielfaches effektiver.

Eine Reihe von Ökonomen teilt Gordons Ansicht allerdings nicht. So argumentiert der US-Volkswirt Erik Brynjolfsson, dass Erfindungen sich erst dann in der Gesamtproduktivität niederschlagen, wenn sie umfassend genutzt werden. Als Beispiel führt er die Glühbirne an. Nach Thomas Edisons Patentanmeldung im Jahr 1880 sei es noch im gleichen Jahrzehnt zur Produktion auf industrieller Basis gekommen. Der endgültige Durchbruch von Edisons Erfindung sei aber erst in den 1920er Jahren erfolgt und habe erst dann zu einem spürbaren Wachstumsschub geführt.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...