Politik

Chinas Zentralbank verstärkt Käufe von Euro-Staatsanleihen

Lesezeit: 2 min
14.04.2018 23:06
Die chinesische Zentralbank hat die Käufe von Staatsanleihen aus der Eurozone zuletzt verstärkt.
Chinas Zentralbank verstärkt Käufe von Euro-Staatsanleihen

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Staatsanleihen aus der Euro-Zone werden für Anleger wieder attraktiver. Dahinter steckt die Unsicherheit über die Richtung der US-Wirtschaft und die Aussicht auf steigende Zinsen in Europa. Vor allem Zentralbanken sind Finanzkreisen zufolge verstärkt an den Schuldtiteln aus dem Währungsraum interessiert. Führend seien hier China und Norwegen.

Vor allem China suche nach Alternativen zu Dollar-Investitionen. Hintergrund dürfte auch der Handelsstreit zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt sein, den der US-Präsident zuletzt befeuert hatte. Hinzu kommt der drohende Anstieg der US-Staatsverschuldung im Zuge von Trumps radikaler Steuerreform und seinen massiven Konjunkturprogrammen.

Notenbanken mischten Finanzmarktdaten zufolge bei der Ausgabe belgischer und französischer Staatspapiere sowie von Titeln der deutschen Förderbank KfW mit größeren Käufen zuletzt kräftig mit. Sie sichern sich üblicherweise stets zwischen fünf und 15 Prozent europäischer Staatstitel mit längeren Laufzeiten. In diesem Jahr sind die Zahlen jedoch merklich gestiegen: Bei einer Emission zehnjähriger belgischer Bonds im Volumen von fünf Milliarden Euro erwarben Notenbanken 20 Prozent Anteile, bei einem 15-jährigen Papier 26 Prozent. Bei der Auktion eines fünfjährigen Titels der KfW im Volumen von vier Milliarden Euro waren es gar 43 Prozent.

„Die Teilnahme von Zentralbanken hat sich dieses Jahr sehr bemerkbar gemacht“, sagte die Leiterin der belgischen Schulden-Agentur, Anne Leclercq. Normalerweise interessierten sich Notenbanken für Laufzeiten bis zu zehn Jahren. „Aber selbst für unsere 15-jährige Anleihe gab es eine rege Nachfrage.“ Zu einzelnen Investoren wollte sie sich nicht äußern.

Einer der Gründe für diese Entwicklung sind Experten zufolge Sorgen über die Kursentwicklung des Dollar. Dazu trugen Stimmen aus der US-Regierung zu Jahresbeginn bei, wonach eine schwächere Landeswährung den USA Vorteile bringe. Dazu kommt die Befürchtung, dass der Handelsstreit zwischen den USA und China eskalieren könnte. Für Unruhe sorgten in diesem Zusammenhang zudem Äußerungen eines Beraters der chinesischen Zentralbank, wonach die Peking Währungshüter ihre Finanzmittel besser nutzen könnten als in US-Staatsanleihen zu investieren.

Hinter dem wachsenden Interesse an Investments in Euro-Titel steht auch die Erwartung vieler Investoren, dass die Europäische Zentralbank (EZB) womöglich noch in diesem Jahr ihre billionenschweren Anleihenkäufe beenden und danach auch langsam ihre Zinsen nach jahrelanger Tiefphase wieder anheben werde. Das inzwischen auf 2,55 Billionen Euro angelegte Kaufprogramm trug nach Ansicht vieler Fachleute in den vergangenen Jahren zu den vergleichsweise niedrigen Marktzinsen der Euro-Papiere bei.

Aus Sicht der Analysten des Bankhauses Citi könnten steigende Renditen nach dem Ende der EZB-Anleihenkäufe große Geldströme in die Euro-Zone anlocken. Würden Zentralbanken ihre Euro-Positionen an Währungsreserven wieder kräftiger aufbauen, wären aus Sicht der Citi-Experten dazu viele Milliarden an Investitionen nötig. Noch 2009 lag der Anteil des Euro an den weltweiten Währungsreserven der Zentralbanken bei etwa 28 Prozent. Im Zuge der Euro-Schuldenkrise war er danach zeitweise auf unter 20 Prozent gefallen. Doch nach jüngsten Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeichnet sich inzwischen eine Wende ab. So lag der Anteil ders Euro im vierten Quartal 2017 inzwischen wieder bei 20,15 Prozent - der höchste Wert seit drei Jahren.

Seit Jahresbeginn hat auch der Kurs des Euro um etwa drei Prozent zugelegt. Derzeit kostet er gut 1,23 Dollar. „Wir sind möglicherweise in einen längerfristigen Abwärtstrend für den Dollar geraten“, sagt Marktanalyst Derek Halpenny von der japanischen Bank MUFG. Sollte sich dies bestätigen werde der Appetit auf den Euro-Raum zunehmen. „Einfach deshalb, weil es keine Alternative gibt.“

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