Finanzen

Schuss ins eigene Knie: USA rudern bei Russland-Sanktionen zurück

Lesezeit: 2 min
23.04.2018 20:19
Die US-Regierung hat festgestellt, dass die Sanktionen gegen den russischen Aluminium-Produzenten Rusal vor allem den westlichen Verbündeten geschadet haben.
Schuss ins eigene Knie: USA rudern bei Russland-Sanktionen zurück

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die US-Sanktionen gegen den Aluminium-Produzenten Rusal scheinen sich als Schuss ins eigene Knie zu erweisen: Nachdem die US-Regierung festgestellt hat, dass der Anstieg der Aluminium-Preise als Folge der Unsicherheit über die Zukunft von Rusal die US-Unternehmen und die westlichen Verbündeten massiv getroffen hat, ruderte die Regierung in Washington am Montag zurück.

US-Finanzminister Steven Mnuchin sagte in einem Statement: „Rusal hat die Auswirkungen der US-Sanktionen wegen seiner Verflechtung mit Oleg Deripaska gespürt, aber die US-Regierung zielt nicht auf die hart arbeitenden Menschen ab, die von Rusal und seinen Tochtergesellschaften abhängig sind. Rusal ist an uns herangetreten, um die Streichung von der Liste zu beantragen. Angesichts der Auswirkungen auf unsere Partner und Verbündeten haben wir beschlossen, die die Abwicklungs- und Abbauphase zu verlängern, während wir das Ansuchen von Russland überprüfen.“

Spekulanten, die das Einknicken der USA antizipiert hatten, konnten ebenfalls einen Schnitt machen: Die Aktien von Rusal sind nach der Mitteilung des US-Finanzministeriums im Laufe des Handels an der Moskauer Börse am Montag um 15 Prozent auf 26,39 Rubel gestiegen.

Mnuchin, der früher bei Goldman Sachs gearbeitet hatte, sagte, wenn der dem Kreml verbundene Milliardär Oleg Deripaska seinen Anteil an Rusal, dem zweitgrößten Aluminiumproduzenten der Welt, verkauft, könnten die USA die Sanktionen abschwächen oder aufheben. Die US-Regierung verlängerte auch das Zeitlimit für US- und Nicht-US-Bürger, die Geschäftsbeziehungen zu Rusal unterhalten, um fast fünf Monate bis zum 23. Oktober. Seit die Sanktionen gegen Rusal am 6. April eingeführt wurden, sind die globalen Aluminiumpreise um bis zu 30 Prozent gestiegen.

Ausländische Regierungschefs wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron haben US-Präsident Donald Trump gebeten, die Sanktionen zurückzunehmen. Rusal trägt sechs Prozent der weltweiten Versorgung mit Aluminium bei.

Die von der US-Regierung Anfang April gegen Rusal erlassenen Sanktionen hatten zu erheblichen Verwerfungen an den weltweiten Rohstoffmärkten geführt. So stiegen nicht nur die Preise für Aluminium und Aluminiumoxid, sondern auch für Metalle wie Nickel und Palladium, bei deren Förderung Russland eine starke Position auf den Weltmärkten hat.

Ob die Aktion ein abgekartetes Spiel ist, bei dem die US-Regierung mit den Russen über Bande spielt, ist unklar. Investmentbanken, die einen guten Draht zur US-Regierung haben, könnten von der überraschenden Volte mit entsprechend platzierten Wetten in erheblichem Umfang profitiert haben.

Russland ist von den US-Sanktionen bisher zwar durchaus getroffen worden, profitiert in diesem Fall aber von den engen Verflechtungen in der Weltwirtschaft und konnte die Probleme bisher einigermaßen abfedern.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Testmonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier. Natürlich freuen wir uns wenn Sie gleich ein Abo abschließen und so die Arbeit der DWN direkt unterstützen!

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Der große Schuldenerlass wirft seinen Schatten voraus
05.06.2023

Angesichts stark steigender Schulden erwarten einige Analysten einen großen Schuldenerlass. Möglich sei, dass dieser global ausfällt....

DWN
Politik
Politik Hat von der Leyen Bulgarien Euro- Beitritt unter „Umgehung der Regeln“ in Aussicht gestellt?
05.06.2023

Ein angebliches Telefonat sorgt in Bulgarien für erhebliche politische Unruhe. Dabei soll EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jeder sechste Industriebetrieb verlagert Jobs und Produktion ins Ausland
05.06.2023

Der Industrieverband BDI schlägt Alarm: Jedes sechste Industrieunternehmen will Jobs und Produktion aus Deutschland abziehen. Die Politik...

DWN
Panorama
Panorama US-Kampfjets fangen Flugzeug nahe Washington D.C. ab
05.06.2023

Ein Kleinflugzeug nähert sich der US-Hauptstadt. Der Pilot reagiert nicht auf Ansprachen. Auch nicht auf Leuchtraketen. Kampfjets des...

DWN
Politik
Politik Grüne Planwirtschaft: Energie-Effizienz-Gesetz wird zum „Wachstumskiller“
05.06.2023

Das Ifo-Institut sieht durch das neue Energie-Effizienz-Gesetz eine Art Wirtschafts-Schrumpfungsprogramm auf uns zurollen. Das eigentliche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Data-Act: Innovativ und souverän oder eher schädlich?
05.06.2023

Kleinen und mittelständischen Unternehmen werden laut Bestrebungen der EU-Kommission durch den Data Act bessere Wettbewerbsbedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Aufträge für deutsche Maschinenbauer brechen ein
05.06.2023

Deutsche Maschinenbauer haben mit einer anhaltend schlechten Auftragslage zu kämpfen. Nach einer leichten Erholung im Vormonat gab es im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen können sich bald für „Klimaschutzverträge“ bewerben
05.06.2023

Mit sogenannten „Klimaschutzverträgen“ will Wirtschaftsminister Habeck Unternehmen subventionieren, die auf eine klimafreundliche,...