Politik

Deutsche Bank kann auf Postbank-Einlagen zugreifen

Die Deutsche Bank kann künftig auf die Einlagen der Postbank-Kunden zugreifen.
25.04.2018 21:39
Lesezeit: 2 min

Die Deutsche Bank hat bei der geplanten Integration der Postbank ein wichtiges Etappenziel erreicht. Wie ein Sprecher des größten deutschen Geldhauses Reuters am Mittwoch bestätigte, hat die Europäische Zentralbank (EZB) dem Institut die Erlaubnis erteilt, Einlagegelder der entstehenden neuen Einheit im Rahmen des Liquiditätsmanagements im Gesamtkonzern zu nutzen. Dadurch kann die Bank nun intern leichter Geld zwischen der integrierten Sparte und anderen Geschäftseinheiten hin und her schieben. Diese Liquidität soll aber nicht für riskante Geschäfte im Investmentbanking genutzt werden. Die EZB lehnte eine Stellungnahme ab.

Die Deutsche Bank hatte die Einlagen der Postbank, die bislang lediglich zur Refinanzierung von wenig lukrativen Hypothekengeschäften genutzt werden konnten, schon länger gewinnbringender einsetzen wollen. Bislang hatten die Aufseher dafür aber die Erlaubnis nicht erteilt. Deren Sorge, dass die Postbank-Einlagen zur Finanzierung von möglicherweise verlustträchtigen Handelsgeschäften eingesetzt werden könnten, ist nun offenbar vom Tisch. Nach Angaben eines Insiders ist in der Investmentbanking-Sparte inzwischen genügend Liquidität vorhanden, seit das Zahlungsverkehrsgeschäft der Firmenkunden- und Investmentbank zugeschlagen wurde.

Von einer mit dem Vorgang vertrauten Person hieß es, bei dieser Vollintegration gebe es kaum Unterschiede etwa beim Risiko-Appetit oder Risiko-Management der Institute. Daher mache es keinen Sinn, dies nicht zu genehmigen. Ziel sei es, dass dies künftig auch bei länderübergreifenden Fusionen möglich sein sollte. Kritiker wenden aber ein, dass dazu unter anderem die Bankenunion in Europa wirklich vollendet sein müsse, auch was die Angleichung nationaler Vorschriften betreffe. So hatte es beispielsweise Aufregung gegeben, als die italienische Großbank Unicredit eine Sonderdividende von drei Milliarden Euro von ihrer deutschen Tochter HypoVereinsbank (HVB) abzog.

Die Deutsche Bank ist dabei, die 2010 übernommene Postbank, die sie noch vor wenigen Jahren verkaufen wollte, nun doch in den Gesamtkonzern zu integrieren. Dadurch entsteht ein neuer Riese im deutschen Privatkundengeschäft mit rund 20 Millionen Kunden und einem Kundenvermögen von 325 Milliarden Euro. Dieses Mammutprojekt, das bislang vom neuen Konzern-Chef Christian Sewing geleitet wurde, wird in den nächsten Jahren tausende Jobs kosten – wieviele genau ist noch unklar. Betriebsbedingte Kündigungen sind allerdings bis 2021 ausgeschlossen.

Die rechtliche Zusammenführung von Postbank und Deutscher Bank soll nach früheren Angaben zur Jahresmitte vollzogen sein. Derzeit arbeiten rund 17.000 Menschen für die Postbank und etwa 13.000 im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank. Der Finanzkonzern will durch die gut 1,9 Milliarden Euro teure Integration ab 2022 jedes Jahr etwa 900 Millionen Euro einsparen – unter anderem durch die Zusammenlegung von der Verwaltung und der IT.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt "Aufstehen, hingehen, machen": Thomas Hintsche verkauft seit 30 Jahren gegrillte Würstchen auf dem Markt
08.08.2025

Seit 30 Jahren verkauft Thomas Hintsche Bratwurst, Steak, Buletten und mehr auf dem Markt. Seine Grillskills hat er perfektioniert, kennt...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis bleibt stabil: USA verhängen Zölle auf Goldimporte – Schweiz im Fokus
08.08.2025

US-Zölle auf Goldimporte versetzen den Markt in Aufruhr. Besonders die Schweiz könnte hart getroffen werden. Während der Goldpreis in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kreditprogramme für den Mittelstand: Neue KfW-Digitalförderung für KMU, Kritik an „Made for Germany“
08.08.2025

Zwei neue KfW-Kreditprogramme unterstützen KMU seit Juli gezielt bei Digitalisierung und Innovation. Unterdessen sorgt die fehlende...

DWN
Finanzen
Finanzen Munich Re-Aktie fällt: Rückversicherer spürt Preisdruck trotz Rekordgewinn
08.08.2025

Die Munich Re-Aktie erlebt nach einem Rekordgewinn überraschend Gegenwind. Trotz starker Halbjahreszahlen dämpfen sinkende Preise und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verhandeln lernen: Mit Strategie zum Erfolg – jeder kann es mit den richtigen Methoden
08.08.2025

Erfolgreich verhandeln kann jeder – mit den richtigen Methoden. Erfahren Sie, wie Sie mit Strategie, Künstlicher Intelligenz und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bechtle-Aktie hebt ab: Starker Quartalsverlauf beflügelt Anleger
08.08.2025

Die Bechtle-Aktie überrascht Anleger im Börsenhandel am Freitag mit einem kräftigen Kurssprung. Nach Monaten der Flaute deutet vieles...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo: Auftragsmangel hemmt deutsche Wirtschaft weiterhin
08.08.2025

Das Ifo-Institut meldet: Der Auftragsmangel bleibt eine Bremse für die deutsche Wirtschaft. Trotz vereinzelter Lichtblicke in einigen...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Ist der Krisenmodus vorbei? Neuer CEO Doustdar will Vertrauen zurückgewinnen
08.08.2025

Die Novo Nordisk-Aktie braucht neue Impulse, um Wachstum und Anlegervertrauen zurückzugewinnen. „Dass ich anders bin, ist die halbe...