Finanzen

Banken-Rettung Spanien: Investoren ziehen mit harten Bandagen vor Gericht

Mehrere Investoren laden die spanische Großbank Santander in New York vor. Sie ermitteln wegen Millionen-Verlusten, die sie beim Zusammenbruch der Banco Popular erlitten haben.
28.04.2018 19:34
Lesezeit: 2 min

Die Finanzinvestoren Pimco und Anchorage Capital haben verfügt, dass Verantwortliche der spanischen Großbank Banco Santander in New York vorgeladen werden. Dies berichtet Euromoney.

Mit der Vorladung wollen Pimco und Anchorage erreichen, dass die Großbank ihr Wissen sowie wichtige Informationen zum Fall der zusammengebrochenen Banco Popular für Klagen nutzbar macht, welche Pimco und Anchorage am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg und in Madrid vorgelegt hatten.

Die Banco Popular war im Juni 2017 für eine Milliarde Euro von Santander übernommen worden, nachdem die Forderungen von Gläubigern mit nachrangigen Anleihen im Zuge der in der Eurozone geltenden Abwicklungsvorschriften (Bail-in) gestrichen wurden.

Pimco und Anchorage Capital möchten mit den Klagen erreichen, dass der Bail-in annulliert wird oder dass die von ihnen erlittenen Verluste kompensiert werden. Im Zuge des vom Single Resolution Board (SRB) überwachten Bail-in verlor der Vermögensverwalter Pimco etwa 280 Millionen Euro und der Hedgefonds Anchorage Capital etwa 140 Millionen Euro, berichtet Euromoney.

„Wir haben diese Vorladung veranlasst, damit wir alle nötigen Beweise und Fakten von Santander bekommen, um unsere laufenden Klagen in Luxemburg und Madrid zu unterstützen“, wird ein Partner der beauftragten Anwaltskanzlei Quinn Emanuel zitiert. „Dies ist für einen fairen, gerechten und transparenten Prozess fundamental. Santander war der größte Begünstigte der Abwicklung. Es ist nur Recht, dass sie gezwungen werden, Schlüsseldokumente über ihre Beteiligung am Kauf der Banco Popular offenzulegen, welcher zu dem Verlust für unsere Kunden geführt hat.“

Die Vorladung zielt auch darauf ab, Indizien für mögliches Fehlverhalten der Banco Santander im Vorfeld der Übernahme einzuholen. „Sie (Pimco und Anchorage Capital – die Red.) suchen nach jedem Hinweis für das Gerücht, dass Santander gerade eine hohe Summe für Banco Popular bieten wollte, als ein Bankrun Anfang Juni dazu führte, dass sie ihr Angebot auf eine Milliarde zurückgeschraubte. (…) Die Anleihegläubiger wollen auch verstehen, was Santander über die Kapitalbeschaffung der Banco Popular kurz vor deren Bankrott wusste, an der sie beteiligt waren. Von zentraler Bedeutung für die Anleihegläubiger ist die Frage, warum der Bank keine Nothilfen von der Zentralbank gewährt wurden“, schreibt Euromoney.

Die Abwicklung der Banco Popular gilt als erste mustergültige Abwicklung einer Bank in der Eurozone, bei der zuerst ausstehende nachrangige Forderungen von Gläubigern und Teile des Aktienkapitals liquidiert wurden, bevor Entscheidungen über Staatshilfen getroffen werden oder - wie im Fall der Banco Popular - sich ein Käufer findet.

Aufgeschreckt von den Klagen der Investoren auf Schadensersatz haben sich inzwischen die Stimmen gemehrt, dass strauchelnde Banken künftig direkt Kapital von der Zentralbank erhalten könnten.

Die Direktorin des Single Resolution Board, Elke König, befürwortet Überlegungen der EZB, der Notenbank spezielle Möglichkeiten zur Finanzierung bei Bankenrettungen zu geben. Es könne eine Weile dauern, bis der Markt wieder Vertrauen in solche Institute gewinne und einem Geldhaus während oder kurz nach einer Rettung Mittel zur Verfügung stelle, sagte König am Montag in einer per Video übertragenen Rede bei einer Veranstaltung in Frankfurt.

Gelder der Abwicklungsbehörde würden niemals die einzige Antwort sein können. „Das heißt, dass es eine wichtige Rolle gibt für Zentralbanken, insbesondere für die Europäische Zentralbank.“ Hier seien noch Arbeiten erforderlich.

In der Übergangszeit einer Rettung stehen den Banken die üblichen Kanäle der Geldversorgung meist nicht zur Verfügung. Wird keine Liquidität bereitgestellt, können überlebensfähige Teile des Instituts womöglich mit in den Abgrund gezogen werden. Laut EZB-Vize Vitor Constancio benötigt die Notenbank hier eine neue Möglichkeit der Kreditvergabe an solche Institute gegen Sicherheiten. Im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments forderte er dafür unlängst eine Lösung. In Großbritannien und in den USA gebe es für diese Phase der Abwicklung Vorgehensweisen, die auch die Liquiditätsschwierigkeiten der Institute einbeziehe.

Eine solche Finanzierung für Banken über die Zentralbank sollte unter bestimmten Voraussetzungen möglich sein, sagte EZB-Direktor Benoit Coeure. Finanzielle Tragfähigkeit sei eine der Bedingungen. Genügend Sicherheiten sollten vorhanden sein. „Wenn wir wissen, dass das Ergebnis der Banken-Abwicklung eine Liquidierung sein wird, dann sollten wir natürlich keine Zentralbank-Liquidität bereitstellen.“ Zudem sollte dies Coeure zufolge auch nicht im Konflikt stehen mit der Geldpolitik.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell auf Höhenflug trotz drohender US-Handelszölle
07.07.2025

Der DAX überrascht mit einem starken Anstieg über 24.000 Punkte – und das trotz drohender US-Zölle. Wie reagieren Investoren auf die...

DWN
Politik
Politik Tesla-Aktie: Riskiert Musk mit seinen Parteiplänen die Zukunft des Elektro-Autobauers?
07.07.2025

Elon Musk will angeblich eine eigene Partei gründen – doch Experten warnen: Sollte er seine politischen Machtspielchen ernst meinen,...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Hält die Rallye noch ein paar Wochen?
07.07.2025

Die Wall Street feiert Rekorde, doch Experten warnen: Die Rallye steht auf wackeligen Beinen. Wie lange die Märkte noch steigen und warum...

DWN
Panorama
Panorama Regierung ohne Klarheit über Zahl der Zivilschutz-Helfer
07.07.2025

Bei Katastrophenlagen sind Zivilschutz-Helfer unersetzlich. Doch wie viele tatsächlich einsatzbereit wären, bleibt unklar. Die...

DWN
Politik
Politik Trump über Musk-Partei: "lächerlich"
07.07.2025

Elon Musk plant eine eigene Partei – und sorgt damit für politische Sprengkraft in den USA. Ex-Präsident Trump hält wenig von der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungsindustrie-Verband meldet massiven Mitgliederzuwachs
07.07.2025

Die deutsche Rüstungsindustrie erlebt einen beispiellosen Zulauf – insbesondere bei einem zentralen Verband. Doch hinter dem rasanten...

DWN
Finanzen
Finanzen Höchster Zuwachs fauler Bankkredite in Deutschland
07.07.2025

Deutschlands Banken sehen sich mit einem alarmierenden Anstieg fauler Bankkredite konfrontiert – deutlich stärker als ihre europäischen...

DWN
Panorama
Panorama Digitales B2B-Marketing: Teuer, ineffizient – und oft falsch gemacht
07.07.2025

Viele B2B-Unternehmen verbrennen im Digitalmarketing stillschweigend tausende Euro – mit Copy-Paste-Inhalten, die niemand sehen will....