Die Europäische Zentralbank (EZB) hat nach eigenen Erkenntnissen mit ihren großangelegten Käufen von Unternehmens-Anleihen den Markt für solche Papiere stark beeinflusst. Als Folge der EZB-Transaktionen wurde für Unternehmen im Währungsraum die Refinanzierung mittels Schuldtiteln günstiger, weil die Renditen aufgrund der künstlich gestiegen Nachfrage sanken. Dies geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung der EZB hervor.
Laut den Notenbank-Experten schob bereits die Ankündigung des Programms die Emissionstätigkeit der Firmen an. Der Trend zu mehr Anleiheemissionen als in den vergangenen Jahren zeige sich besonders ausgeprägt bei Unternehmen in Frankreich und in den Niederlanden und etwas weniger in Italien.
Die EZB kauft seit rund drei Jahren in großem Stil Wertpapiere mit selbst erschaffenem Geld – vor allem Staatsanleihen. Seit Juni 2016 kauft sie auch Firmenbonds, darunter Titel deutscher Dax-Konzerne wie Deutsche Telekom und Siemens. Um für die EZB kauffähig zu sein, müssen Bonds von den Rating-Agenturen mindestens das Gütesiegel „Investment Grade“ erhalten haben und somit als wenig ausfallgefährdet gelten. Von Anleihen des angeschlagenen südafrikanisch-deutschen Möbelkonzerns Steinhoff hatte sie sich getrennt, nachdem diese auf Ramsch heruntergestuft worden waren.
Den Notenbank-Experten zufolge bewirkte bereits die Ankündigung der Firmenanleihenkäufe im März 2016, dass die Risikoaufschläge kauffähiger Papiere im Vergleich zu Staatspapieren kräftig sanken. Im Schnitt führten die Transaktionen laut EZB dazu, dass sich die Aufschläge bis Ende 2017 um 25 Basispunkte verringerten. Bis Ende April haben die Währungshüter bereits Firmenanleihen im Volumen von 151,85 Milliarde Euro erworben. Sechs Euro-Notenbanken, darunter die Bundesbank, tätigen die Käufe für die EZB.
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