Finanzen

Arabische Staaten setzen auf Kohle-Energie

Diverse Staaten des Nahen Ostens wollen mehrere Kohlekraftwerke bauen. Neue Kraftwerke sollen eine Stromerzeugungskapazität von 41 Gigawatt erzeugen.
12.05.2018 22:38
Lesezeit: 2 min

Im kommenden Jahrzehnt werden die Länder des Nahen Ostens (Türkei, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate) und Pakistan insgesamt neun Kohlekraftwerke mit einer Stromerzeugungskapazität von 41 Gigawatt (GW) bauen, berichtet die US-Energieagentur EIA.

Kohlekraftwerke mit einer Stromerzeugungskapazität von zwölf GW - das entspricht etwa der Hälfte der Kohlekraftwerke der Region - sind seit 2006 in Betrieb. Die Türkei will drei, der Iran ein, die Vereinigten Arabischen Emirate ein und Pakistan vier Kohlekraftwerke bauen.

Die Kohlekapazität in der Region ist typischerweise geringer als die anderer Kraftstoffe, insbesondere im Vergleich zu verflüssigtem Erdgas (LNG) oder erdölbasierten Kraftstoffen, da Kohle in der Region weniger als ein Prozent der Primärenergieproduktion ausmacht. Die Türkei ist der größte Nutzer von Kohlekraft mit einer Kapazität von etwa 18,5 GW, gefolgt von Israel mit 4,9 GW und Pakistan mit 2,5 GW.

Ägypten, Oman, Iran, Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emirate haben derzeit keine Kohlekraftwerke, planen jedoch, in naher Zukunft Kohlekapazitäten aufzubauen.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten werden neue Kohlekraftwerke aus dem Hassan-Projekt in Dubai entstehen. Das Projekt umfasst 3,6 GW Erzeugungskapazität, von denen derzeit 2,4 GW im Bau sind und voraussichtlich zwischen 2020 und 2022 in Betrieb gehen werden. Weitere 1,2 GW wurden für insgesamt sechs Blöcke (mit einer durchschnittlichen Größe von 600 Megawatt (MW) angekündigt. Diese werden voraussichtlich im Jahr 2023 in Betrieb genommen. Das 3,4 Milliarden Dollar schwere Projekt wird von mehreren Investoren, darunter chinesische und inländische Banken, gesponsert.

Gemäß der nationalen Energiestrategie der Vereinigten Arabischen Emirate umfassen die Ziele für die Erzeugung und die Emissionsminderung für 2050 etwa 11,5 GW Kohlekraftwerke. Diese Kohlekraftwerke müssen hocheffiziente Technologien zur Verringerung von Emissionen einsetzen. “Ultra-überkritische Kohlekraftwerke” verwenden Kessel, die Kohle auf höhere Temperaturen erhitzen, wodurch der Druck von Dampf erhöht wird, um die Effizienz zu verbessern, und weniger Kohle verbraucht wird. Dabei entstehen weniger Kohlenstoffemissionen als bei anderen Kesseltechnologien.

Das iranische Tabas-Kraftwerk, das in Partnerschaft mit der MAPNA Group und der Shanghai Electric von China gesponsert wird, wird nach Fertigstellung aus zwei Einheiten eine Kapazität von 650 MW zur Verfügung stellen. Die milliardenschwere Anlage, mit deren Bau 2012 begonnen wurde, wird aus lokal abgebauter Kohle betrieben. Es wird erwartet, dass Irans heimische Kohleproduktion um mehr als zwei Millionen Tonnen pro Jahr ansteigen wird, wenn im Jahr 2020 verbesserte Kohlebergbau- und -verarbeitungsanlagen in Betrieb gehen. Jordaniens 30-MW-Anlage, die auf der Grundlage einer Vereinbarung zwischen dem Energieministerium und der Al Manaseer-Gruppe errichtet wurde, wird Strom für die industrielle Zementproduktion liefern, wobei Kohle aus den USA, Russland und Afrika verwendet wird. Der Bau dieser Anlage wird voraussichtlich im Juli 2018 beginnen.

Oman hat Pläne für ein Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 1.200 MW angekündigt und im April begonnen, Vorschläge anzunehmen. Im Jahr 2017 kündigte Ägypten Pläne für ein Kohlekraftwerk mit einem Volumen von 1,5 Milliarden US-Dollar an. Dieses Kohlekraftwerk, das das erste in Ägypten sein wird, wird voraussichtlich 2024 fertiggestellt sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...