Politik

Erste Anzeigen wegen Verstoß gegen die DSGVO

Nur wenige Stunden nach Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung der EU (DSGVO) sind bei der Hamburger Datenschutzbehörde eingegangen.
25.05.2018 15:19
Lesezeit: 2 min

Unmittelbar nach Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hat der Verein «Noyb» erste Anzeigen gegen Google und Facebook wegen «Zwangszustimmungen» auf den Weg gebracht. Unter anderem will der Verein bei der Hamburger Datenschutzbehörde klären lassen, ob der zu Facebook gehörende Messengerdienst WhatsApp mit seinen Einwilligungserklärungen gegen die DSGVO verstößt. «Diese ersten Beschwerden werden auch eine erste Nagelprobe für das Gesetz sein», teilte der von dem österreichischen Datenschutzaktivisten Max Schrems gegründete Verein am Freitag mit.

Die Folgen für die Internet-Giganten dürften überschaubar bleiben, weil die Technologie-Unternehmen über schier unerschöpfliche finanzielle Mittel für Rechtsstreitigkeiten verfügen. Kleine und mittlere Unternehmen werden die Entwicklung dagegen mit Sorge zur Kenntnis nehmen, weil die Rechtssprechung für sie im selben Maß gilt wie für die Internet-Multis. Es ist also denkbar, dass die DSGVO und die mit heutigem Tag einsetzende Rechtssprechung am Ende das Oligopol der Großen stärkt, weil kleine und mittlere Unternehmen wegen der hohen Risiken sowie signifikanter Rechts- und Beratungskosten sowie des enormen bürokratischen Aufwands aus dem Markt gedrängt werden könnten.

Mit seinen Klagen will «Noyb» dagegen vorgehen, dass die Dienste teils generelle Zustimmungen unter «Zwang» verlange, ohne die die Dienste überhaupt nicht genutzt werden können. «Es ist simpel: Für alles, das strikt notwendig für einen Dienst ist, braucht man keine Zustimmungsbox. Für alles andere muss der Nutzer frei ja oder nein sagen können», sagte Schrems.

Dieses Problem haben auch alle kleinen Anbieter, von denen viele glauben, dass es bei der DSGVO nur um die großen Konzerne gehe. Die EU-Politiker sowie Justizministerin Katharina Barley haben die Verordnung zuletzt in höchsten Tönen als Meilenstein des Datenschutzes gepriesen.

De facto wirft die Regulierung die europäische Digitalwirtschaft in die Steinzeit zurück und festigt in vielen Bereichen die dominanten Positionen der eingesessenen Platzhirschen. Für kleine und mittlere Unternehmen dagegen besteht teilweise die Notwendigkeit, auf traditionelle Wege wie den Postweg zurückzukehren. So haben sich nach Informationen der Deutschen Wírtschaftsnachrichten zahlreiche Unternehmen aus dem Anwalts-, Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer entschieden, keine Kommunikation mit ihren Klienten mehr per Email zu führen.

Wegen ähnlicher Vorwürfe wie gegen Facebook geht Schrems in Frankreich gegen Googles Android-System, in Belgien gegen Facebooks Foto- und Videodienst Instagram sowie in Wien gegen das soziale Netzwerk Facebook vor. Sehr ähnliche Beschwerden zeitgleich bei vier Behörden sollen die Koordination erleichtern, hieß es. Neben den Behörden am Sitz von Betroffenen will sich der Verein voraussichtlich auch an die irische Datenschutzbehörde wenden, da der Unternehmenssitz in drei Fällen in Irland liege.

Der Wiener Aktivist Schrems hatte bereits mit mehreren Datenschutz-Verfahren Furore gemacht. 2015 kippte der Europäische Gerichtshof nach Schrems Klage das sogenannte Safe-Harbor-Abkommen der EU zur Datenübertragung in die USA.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...