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EU will junge Europäer zu Migranten machen

Lesezeit: 2 min
14.03.2013 15:55
Mit einem neuen Fonds von 20 Milliarden Euro sollen Jugendliche dazu bewegt werden, außerhalb ihres Heimatlands zu arbeiten. Das hat allerdings noch nirgendwo auf der Welt funktioniert.
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EU sagt Staaten, wann sie ihre Rechnungen zahlen müssen

EU-Sozialkommissar Laszlo Andor möchte eine Jobgarantie für Jugendliche in Europa einführen. Knapp sechs Millionen Menschen unter 25 sind in der EU ohne Job. Mit der neuen Arbeitsgarantie sollen sich die Mitgliedstaaten dazu verpflichten, offene Stellen und Praktika anzubieten. „Junge Menschen müssen bereit sein, ihre Heimatregion zu verlassen“, sagte Andor dem Deutschlandradio.

Pankaj Ghemawat, Professor für Globale Strategie an der IESE Business School in Barcelona, stellt eine ganz andere These auf: Die Globalisierung ist eine Illusion. In den vergangenen Jahren wurden eher regionale Bündnisse gestärkt. Er zeigt unter anderem, dass nur drei Prozent der Weltbevölkerung als Migranten der ersten Generation gewertet werden können; 90 Prozent der Weltbevölkerung werden das Land, in dem sie geboren sind, niemals verlassen. Angesichts dieser Zahlen ist es fraglich, ob eine EU-weite Jobgarantie in Anspruch genommen werden würde.

Die EU-Staaten sollen sich dazu verpflichten, Jugendlichen spätestens vier Monate nach dem Ende ihrer Ausbildung oder dem Verlust eines Arbeitsplatzes entweder einen neuen, eine Lehrstelle oder wenigstens ein Praktikum zu verschaffen, sagte der Sozialkommissar. „Die Jugendgarantie würde jährlich 20 Milliarden kosten. Aber wenn man gar nichts tut, dann würde es das Gesamtbudget der EU um ein Prozent belasten“, so Andor. Das entspräche etwa einem Betrag in Höhe von 150 Milliarden Euro. Also müsse man sofort etwas gegen die Jugendarbeitslosigkeit tun.

Um die sofortigen Maßnahmen zu refinanzieren, will Andor bei der Sozialhilfe oder den „sozialen Fonds“ sparen. „Auch die Arbeitsämter könnten sparen. Und dadurch ist es eine langfristige Investition, von der wir hier reden.“

Verschiedene Studien belegen allerdings, dass die Welt nicht so sehr globalisiert ist, wie viele meinen: „Von den vielen verschiedenen Aktivitäten, die entweder innerhalb eines Landes oder  grenzübergreifend stattfinden können, betragen die internationalen weniger als zehn Prozent und nur einige wenige überbieten die 25-Prozent-Marke,“ sagte Ghemawat den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

Der EU-Kommissar fordert die Jugend trotzdem auf, „auch in andere EU-Mitgliedsländer zu gehen, um dort Arbeit zu finden.“ Ganz so einfach ist es jedoch nicht: Ein Vergleich mit dem internationalen Handel zeigt, dass sich aufgrund der geografischen, kulturellen und wirtschaftlichen Ähnlichkeiten zwischen Nachbarländern mehr regionale als globale Handelsmuster entwickelten. Deshalb seien regionale Handelsabkommen aber kein ärmlicher Ersatz für globale Abkommen: „Es ist sinnvoll, die Integration auf regionaler als auch auf globaler Ebene weiter zu verfolgen“, so Ghemawat.

Im Globalisierungsprozess werde es daher keine gleichmäßige oder kontinuierliche Aufwärtsbewegung geben, sagte Ghemawat. „Es wird Rückschläge geben, doch ich hoffe, dass es in 50 Jahren stärkere Beziehungen zwischen einzelnen Ländern gibt, die uns auf eine Art zusammenbinden.“ Die Integration müsse intelligent weiterentwickelt werden, unterstützt durch zielorientierte Regulierung.

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