In Frankreich soll ab September ein gesetzliches Handy-Verbot an Schulen gelten. Die Nationalversammlung in Paris stimmte den umstrittenen Plänen am Donnerstag in erster Lesung zu. Damit soll ein Wahlkampfversprechen von Präsident Emmanuel Macron umgesetzt werden.
Das Handy-Verbot soll an Vorschulen (Écoles maternelles), Grund- und weiterführenden Schulen gelten. Ausgenommen ist nur das französische Gymnasium, das Lycée. Betroffen wären damit Kinder und Schüler im Alter von drei bis 15 Jahren. Das Verbot gilt grundsätzlich auch in Pausen und außerhalb der Unterrichtsräume.
Bildungsminister Michel Blanquer begründete den Vorstoß laut AFP damit, dass die Schüler durch Mobiltelefone zunehmend abgelenkt würden, und das nicht nur im Unterricht. "Die Lehrer werden von der neuen Vorschrift begeistert sein", sagte er in einem Interview. Lehrerverbände zeigen sich bisher allerdings skeptisch.
Auch die Opposition kritisierte die Pläne scharf. Abgeordnete der konservativen Republikaner nannten das Gesetz in der mehrstündigen Parlamentsdebatte "völlig nutzlos" und "nicht umsetzbar", da bei Verstößen keine Sanktionen vorgesehen sind.
Vertreter der Sozialisten und der Linkspartei La France Insoumise (Das unbeugsame Frankreich) nannten die Maßnahme "rein kosmetisch". Sie trage nicht dazu bei, die "Handy-Sucht" an Schulen zu beenden.
Bildungsminister Blanquer argumentierte, die Schulen hätten bei der Umsetzung viele Freiheiten. So könnten die Schüler ihre Handys in Schließfächern lassen, wie dies in vielen Einrichtungen bereits jetzt vorgesehen sei. Stimmt auch der Senat den Plänen zu, könnte das Verbot zum neuen Schuljahr im September in Kraft treten. Allerdings haben im Senat die Konservativen die Mehrheit, sie lehnen das Gesetz ab.
Bereits seit 2010 ist in französischen Schulen die Nutzung von Handys im Unterricht grundsätzlich untersagt. Allerdings wird die Vorgabe nach Angaben von Lehrer- und Schülervertretungen zum Teil sehr lax gehandhabt. Nach Schätzungen haben neun von zehn Schülern in Frankreich ein Mobiltelefon.
***
Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:
Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.