Politik

Inflation in Deutschland steigt auf 2,2 Prozent

Lesezeit: 2 min
14.06.2018 09:43
Die Inflation ist in Deutschland deutlich gestiegen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Steigende Preise für das Tanken, Essen und Reisen haben die Inflation in Deutschland auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr getrieben. Im Mai kosteten Waren und Dienstleistungen durchschnittlich 2,2 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag eine erste Schätzung bestätigte. Einen so starken Preisdruck gab es zuletzt im Februar 2017. In den beiden Vormonaten betrug die Teuerungsrate noch jeweils 1,6 Prozent. Sie liegt nunmehr in der größten Volkswirtschaft der Währungsunion über der Zielmarke von knapp zwei Prozent, die die Europäische Zentralbank (EZB) als ideal für die Wirtschaft ansieht.

"Für den Anstieg der Inflationsrate im Mai 2018 waren maßgeblich die Energiepreise verantwortlich", erklärten die Statistiker. Diese zogen um 5,1 Prozent an und damit fast viermal so kräftig wie im Vormonat. Kraftstoffe wie Benzin kosteten 8,2 Prozent mehr, Heizöl fast ein Viertel mehr als vor Jahresfrist. Lebensmittel verteuerten sich mit 3,5 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich: Für Butter etwa musste nahezu ein Drittel mehr hingeblättert werden. Bei Pauschalreisen betrug der Aufschlag 10,4 Prozent - "in erster Linie bedingt durch die frühe Lage von Pfingsten", wie die Statistiker erläuterten.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet sowohl für dieses als auch das kommende Jahr mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 1,9 Prozent. Zum Vergleich: 2017 lag sie bei 1,8 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) berät an diesem Vormittag in Riga über die nächsten Schritte hin zu einer weniger expansiven Geldpolitik. Im Zentrum ihres Treffens in der lettischen Hauptstadt steht die Zukunft der vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe. Experten erwarten von EZB-Chef Mario Draghi zumindest Hinweise, wann die auf 2,55 Billionen Euro angelegten und nur noch bis Ende September geplanten Transaktionen eingestellt werden. An den Börsen wird aktuell damit gerechnet, dass es eine kurze Auslaufphase geben und das Programm am Jahresende gestoppt wird.

An ihrem Leitzins, der seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent liegt, wird die Notenbank wohl nicht rütteln. Die Entscheidung dazu wird um 13.45 Uhr veröffentlicht. Draghi wird die Beschlüsse dann ab 14.30 Uhr vor der Presse erläutern.

Die Erwartungen sind hoch, nachdem EZB-Chefvolkswirt Peter Praet eine Debatte über die Beendigung der Anleihenkäufe auf die Agenda des Treffens gesetzt hat. Als Entscheidungshilfe werden den Euro-Wächtern auch neue Konjunktur- und Inflationsprognosen der hauseigenen Ökonomen vorliegen. Thema dürfte zudem die Lage in Draghis Heimatland Italien werden. Befürchtungen, dass das hoch verschuldete Land unter der neuen Regierung auf Konfrontationskurs zur EU gehen könnte, hatten an den Börsen zuletzt für Unruhe gesorgt. Auch der Handelsstreit zwischen den USA und der EU treibt die Notenbank um.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuerreform 2025: Wie viel Grundsteuer muss ich zahlen?
08.10.2024

Millionen Haushalte müssen mit deutlich höheren Kosten rechnen und es gibt bei der Grundsteuer auf Immobilien große Unterschiede. Je...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China verhängt Anti-Dumping-Maßnahmen auf EU-Brandy
08.10.2024

China hat vorläufige Anti-Dumping-Maßnahmen gegen europäischen Branntwein (Brandy) verhängt. Hintergrund ist der andauernde...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten dämpfen Zinssenkungshoffnungen – Chinainvestoren jubeln
08.10.2024

Es bleiben spannende Zeiten: In den USA dürfte die Zeit der großen Zinsschritte bereits wieder vorbei sein, China könnte die Talsohle...

DWN
Politik
Politik Nahost-Konflikt: Steinmeier sieht Deutschland in einem Spannungsfeld wegen Hamas
08.10.2024

Ein Jahr nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel bewertet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Situation in Deutschland als...

DWN
Politik
Politik Ungarn fordert Ausstieg aus EU-Asylregeln - Konflikt mit Brüssel
08.10.2024

Ungarn hat in einem Brief an die EU-Kommission offiziell gefordert, aus den bestehenden EU-Asylregeln auszusteigen. Der ungarische...

DWN
Politik
Politik AfD-Verbotsantrag? Ex-SPD-Chef Gabriel favorisiert ein anderes Vorgehen
08.10.2024

Soll der Bundestag einen AfD-Verbotsantrag vor das Bundesverfassungsgericht bringen? Die Meinungen über diesen parteiübergreifenden...

DWN
Politik
Politik Ramstein-Treffen: Selenskyj fordert mehr Waffen und will Siegesplan präsentieren
08.10.2024

Vor dem anstehenden Ramstein-Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Verbündeten des...

DWN
Politik
Politik Migrationsabkommen gegen den Fachkräftemangel: Wer profitiert wirklich?
08.10.2024

Das jüngst unterzeichnete Migrationsabkommen zwischen der Bundesrepublik und Kenia soll für beide Länder gewinnbringend sein. Doch was...