Statt mit allgemeinen Vorschriften wollen die Aufseher den Instituten in Einzelfallregelungen vorschreiben, wie sie ihre Bestände an Problemdarlehen abbauen sollen, berichtet Reuters. Dabei wollen sie sich an den Problemkredit-Quoten und an wichtigen Finanzmerkmalen der Banken orientieren, wie die Kontrolleure am Mittwoch in Frankfurt ankündigten. In manchen südlichen Ländern wie Italien hatten Geldhäuser zuletzt befürchtet, zu strenge generelle Vorgaben könnten heimische Häuser nur schwer verkraften.
Die EZB-Bankenaufsicht hatte bereits im März allgemeine Richtlinien zum Umgang mit Darlehen vorgelegt, die neu als ausfallgefährdet eingestuft werden. Sie sehen vor, dass Geldhäuser künftig alle derartigen Kredite schrittweise vollständig über Rückstellungen abdecken müssen. Für den Altbestand an Problemdarlehen gelten diese Vorgaben allerdings nicht. Ende 2017 schleppten die großen Geldhäuser in der Euro-Zone faule Kredite von 721 Milliarden Euro mit sich herum. Sie sind eine Hinterlassenschaft der jahrelangen Wirtschaftsflaute nach der Finanzkrise.
Die nun beschlossene Vorgehensweise ist ein Kompromiss, der auf die Sorgen der Länder eingeht, die von zu harten Vorgaben sprachen. Der Gesamtbestand an faulen Krediten sei nach wie vor viel zu hoch, erklärten die Aufseher. "Das Ziel besteht darin, weitere Fortschritte beim Abbau von Altlasten im Euro-Raum sicherzustellen." Mittelfristig wollen die Kontrolleure für den Altbestand an faulen Krediten dieselbe Abdeckung über Rückstellungen erreichen wie bei neuen notleidenden Darlehen.
Die Bundesbank äußerte sich positiv. "Aus Sicht der Bundesbank ist das ein erheblicher Fortschritt bei der Bewältigung der Altlasten aus der Finanzkrise", sagte Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling. Der Abbau dieser Risiken spielt auch in der Diskussion über die Einführung einer europäischen Einlagensicherung für Sparer eine wichtige Rolle. So fordert die Bundesbank unter anderem, dass zuvor erst deutliche Fortschritte beim Abbau von Altrisiken erzielt werden müssten