Ex-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel drängt die Politik angesichts der Vorgänge bei Thyssenkrupp, über Beschränkungen für kurzfristig orientierte Finanzinvestoren in Unternehmen nachzudenken. „Die Politik muss im Konflikt um Thyssenkrupp Partei ergreifen“, schrieb er im Handelsblatt vom Freitag. „Sie muss Finanzinvestoren für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Gemeinwohl gewinnen und sie notfalls in die Schranken weisen“, forderte er.
Es gehe nicht an, wenn sich eine bestimmte Gruppe von Finanzinvestoren allein daran orientiere, möglichst viel Geld zu verdienen und dabei auch auf die Zerschlagung von Konzernen zu setzen. Mit einem solchen Vorgehen wären sie auch „Feinde unserer Demokratie“.
Die Hedgefonds Cevian und Elliott sind Aktionäre ThyssenKrupps und drängen auf eine Zerschlagung des Konzerns in mehrere Teile. Sie wollen den Konzern konsequent auf Rendite trimmen.
Der SPD-Politiker beklagte, dass sogenannte „aktivistische Finanzinvestoren“ in Europa kaum Einschränkungen ihres Tuns fürchten müssten, während deutsche Konzerne absehbar mit neuen US-Zöllen und Protektionismus zu kämpfen hätten. „Sie werden schwach reguliert, nicht mit Strafzöllen belegt oder gar von Arbeitnehmern mitbestimmt“, schrieb er. Es gehe hier um einen „Teil der Private-Equity Branche“, der für den ungezügelten, durch Gesetze kaum gezähmten Teil der Finanzwirtschaft stehe.
Gabriel warnte, das Verhalten solcher Investoren und deren mögliche Folgen, wie das Wegbrechen von Industriearbeitsplätze, leisteten dem Populismus Vorschub und damit Entwicklungen, wie dem Brexit und dem Wahlsieg von US-Präsident Donald Trump.
Thyssenkrupp steckt nach dem Rücktritt von Vorstandschef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner in einer Führungskrise.