Die britische Notenbank hat die Leitzinsen auf den höchsten Stand seit der Finanzkrise vor einem Jahrzehnt angehoben. Die Londoner Währungshüter setzten den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld am Donnerstag um einen Viertelpunkt nach oben auf 0,75 Prozent. Die Entscheidung fiel einstimmig.
Mit der strafferen Geldpolitik will die Bank of England die vergleichsweise hohe Inflation eindämmen, die schon seit Monaten über der Zielmarke von zwei Prozent liegt.
Für den Preisauftrieb auf der Insel sorgt vor allem die schwächelnde Landeswährung Pfund, die seit dem Brexit-Votum im Sommer 2016 deutlich an Wert eingebüßt hat. Das verteuert Importe und zehrt in der Folge an der Kaufkraft der Briten. Der oberste Ökonom der Bank of England, Andy Haldane, warnte im Juli davor, die Bekämpfung der Inflation auf die lange Bank zu schieben.
Großbritannien tritt voraussichtlich Ende März 2019 aus der Europäischen Union aus. Nach wie vor ist unklar, wie die wirtschaftlichen Beziehungen zur EU künftig gestaltet werden.
Die Zentralbank veröffentlichte erstmalig eine Schätzung für den aus ihrer Sicht gleichgewichtigen Zins. Auch dies wurde mit Spannung erwartet, weil der sogenannte natürliche Zins unter Fachleuten als Richtschnur dafür gilt, in welches Terrain die Notenbank ihre Leitzinsen mittelfristig anheben könnte.
Die Notenbank veranschlagt den natürlichen Nominalzins zwischen zwei und drei Prozent. Dies ist deutlich höher als die meisten Analysten erwartetet hatten. Mit anderen Worten: Der britische Leitzins könnte in den kommenden Jahren stärker steigen als bislang vermutet.
„Es wird in diesem Jahr keinen weiteren Zinsschritt geben. Das ist der Unsicherheit über den Fortgang des Brexit-Prozesses geschuldet, aber auch der geringeren Wachstumsdynamik und der sinkenden Inflation. Die Notenbank dürfte deshalb vorsichtig bleiben. Wie es dann 2019 weitergeht, hängt stark vom Ausgang der Breit-Verhandlungen ab“, wird ein Analyst von HSBC Trinkaus von Reuters zitiert.