Finanzen

Rohstoff-Preise fallen: Weltweite Rezession möglich

Lesezeit: 2 min
20.08.2018 01:13
Die derzeit deutlich sinkenden Preise für Industrie-Rohstoffe deuten eine Rezession in der Weltwirtschaft an.
Rohstoff-Preise fallen: Weltweite Rezession möglich

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Preise für wichtige Industrierohstoffe fallen derzeit deutlich. Der Preis für eine Tonne Kupfer ist seit Anfang Juni von etwa 7.250 Dollar auf aktuell unter 6.000 Dollar gesunken. Weil Kupfer in zahlreichen Warengruppen und Industriesektoren Verwendung findet, wird der Preisentwicklung eine Anzeigefunktion für die Weltwirtschaft zugeschrieben.

Auch andere wichtige Industrierohstoffe verbilligen sich derzeit. Aluminium liegt auf Sicht der vergangenen 3 Monate mit 11 Prozent im Minus, Nickel mit rund 7 Prozent, Zink mit rund 20 Prozent und Zinn mit rund 9 Prozent während der Preis für Eisenerz im selben Zeitraum stagnierte. Der Bloomberg Commodity Index hat seit seinem letzten Höchststand im Mai rund 9 Prozent verloren.

Der Finanzblog Knowledge Leaders Capital erkennt in den sich seit Frühling abschwächenden Rohstoffpreisen einen Hinweis auf eine Abschwächung des Welthandels und synonym dazu auf eine gestiegene Chance, dass es im kommenden Jahr zu einer Rezession in der Weltwirtschaft kommen könnte: „Bevor sich eine Rezession anbahnt, sinken die Rohstoffpreise. Und genau das passiert jetzt. Wenn der Welthandel zurückgeht und die Rohstoffpreise sinken, finden an den Aktienmärkten von Rohstoffexporteuren Abverkäufe statt. Und dies lässt sich derzeit in den Schwellenländern außerhalb Asiens beobachten.“

Der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet, dass sich der Welthandel seit Anfang des Jahres deutlich eingetrübt hat. Zudem würde die Investitionstätigkeit durch den derzeit laufenden Handelskrieg zwischen den USA und China gehemmt. „Der Indikator der OECD für die Weltwirtschaft erreichte im Januar seinen Höhepunkt und sank seitdem. Im Mai und im Juni wurde die Trendlinie nach unten durchbrochen. Das Wachstum des Welthandelsvolumens erreichte im Januar mit rund 6 Prozent ebenfalls einen Höchststand aber halbierte sich seitdem auf 3 Prozent, wie das Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis.“

Ein wichtiger Grund, welcher ebenfalls zum Ausbruch einer Rezession beitragen kann, ist die Anhebung des Zinsniveaus durch die US-Zentralbank Federal Reserve. Diese Anhebung führt tendenziell zu einer Aufwertung des Dollar und einem Rückfluss von Liquidität in den Dollar-Raum, weil dort höhere Anlagezinsen Investoren anlocken. Beobachter befürchten inzwischen eine sogenannte „Dollar-Knappheit“. Da Unternehmen weltweit in den vergangenen Jahren neue Schulden in Dollar aufgenommen hatten, bekommen viele von ihnen nun Probleme, ihre Verpflichtungen angesichts des stärkeren Dollars zu begleichen.

„Es scheint so, dass die Welt bald ihre siebente Dollar-Knappheit seit dem Jahr 1973 erfährt. Schon jetzt geht des den üblichen Verdächtigen – Argentinien, Brasilien, Türkei, Südafrika – nicht mehr gut. Der US-Aktienmarkt übertrumpft alle anderen Aktienmärkte – ein klares Zeichen dafür, dass es zu einer Dollar-Knappheit außerhalb der USA kommt“, schreibt Knowledge Leaders Capital.

Über 200 Milliarden Dollar an Dollar-Schulden werden Unternehmen und Regierungen in den Schwellenländern im laufenden Jahr begleichen müssen. Im kommenden Jahr sind es rund 500 Milliarden Dollar. Bis 2025 sind es rund 2,7 Billionen Dollar, schreibt das Wallstreet Journal.

„Ein Land wie die Türkei kann seine eigene Währung zwar massiv abwerten und damit die Schuldenlast in der Landeswährung Lira verringern, aber das funktioniert nicht mit Fremdwährungsschulden. Im Gegenteil: diese werden dann noch schwerer zu bedienen. So kommt es zu einem Teufelskreis: Weil die Bedinung der Schulden schwieriger wird, steigt das Ausfallrisiko bei den Schuldnern an und potentielle Investoren bleiben weg, was zu noch mehr Kapitalabflüssen führt und es nahezu unmöglich macht die Schulden zu bedienen oder zu refinanzieren. Es kommt zu einem Rennen hin zum Zahlungsausfall“, schreibt der Finanzblog Wolfstreet.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...