Finanzen

USA: Wachstum der Wirtschaft ist mit Schulden finanziert

Das vergleichsweise starke Wirtschaftswachstum in den USA wird mit enormen Neuschulden erkauft.
26.08.2018 00:40
Lesezeit: 2 min

Im zweiten Quartal verzeichnete die US-Wirtschaft ein aufs Jahr hochgerechnetes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 4,1 Prozent. Dieses vergleichsweise starke Wachstum ist jedoch nicht nur das Resultat von Einmaleffekten, sondern auch von einer sehr hohen Neuverschuldung.

So belief sich das nominale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2016 auf 18,86 Billionen Dollar, was einen Anstieg von 632 Milliarden Dollar gegenüber dem Jahr 2015 bedeutete. Die Gesamtverschuldung des US-amerikanischen Staates jedoch stieg im selben Zeitraum auf etwa 66,1 Billionen Dollar, was einer Zunahme von rund 2,511 Billionen Dollar entsprach. Dies bedeutet vereinfacht ausgedrückt, dass im Jahr 2016 rund 4 Dollar neue Schulden nötig waren, um 1 Dollar Wirtschaftsleistung zu erzeugen.

Bemerkenswert ist, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Schulden nötig waren, um dieselbe Wirtschaftsleistung zu erzeugen. Dem Ökonomen Van R. Hoisington zufolge waren vor dem Jahr 2000 noch ungefähr 1,70 Dollar an neuen Schulden notwendig, um in den USA einen zusätzlichen Dollar an Wirtschaftsleistung zu generieren.

Der Verfall der Effizienz neuer Schulden lässt sich zudem am Absinken der Arbeitsproduktivität nachweisen, welche in den USA Daten von Deutsche Asset and Wealth Management zufolge zwischen 1996 und 2004 noch um über 3 Prozent pro Jahr stieg. In den vergangenen zehn Jahren aber waren es nur noch etwas mehr als 1 Prozent und in den vergangenen fünf Jahren nur durchschnittlich rund 0,5 Prozent pro Jahr.

Ursache für die gesteigerte Aufnahme von Neuschulden ist die deutliche Ausweitung des Staatshaushaltes durch Präsident Donald Trump. Zu dessen Finanzierung werden allein im anstehenden Finanzjahr mehr als 1 Billionen Dollar an neuen Verbindlichkeiten nötig sein. Erste Beobachter wie der Ökonom David Stockman rechnen deshalb auf mittlere Sicht mit einer Staatsschuldenkrise in den USA.

Das starke Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal wurde zudem durch Einmal- und Sondereffekte nach oben verzerrt. So stiegen die Exporte industrieller Güter um mehr als 9 Prozent, weil viele Abnehmer von US-Waren diese vor Inkrafttreten der angekündigten Strafzölle gegen China und auch die EU gehortet hatten.

In einem Bericht schätzen Analysten von Morgan Stanley, dass rund die Hälfte des Wachstums auf den Handel und die Lagerbestände entfielen. „Wir haben Hinweise darauf, dass die heftigen Beiträge aus diesen beiden Kategorien die Hortung von Waren vor Einführung von Strafzöllen reflektieren, weshalb man diesen Faktor in den kommenden Quartalen wahrscheinlich abziehen muss“, zitiert der Pacific Standard die Analysten.

Ein weiterer Faktor, welcher auf eine Abschwächung des Wirtschaftswachstum hindeuten könnte, sind die stagnierenden Einkommen der Amerikaner. Diese stagnierten nach Abzug der Inflation zwischen Juni 2017 und Juni 2018, wie aus Daten des Bureau of Labor Statistics hervorgeht. Arbeiter in der Produktion und nichtleitende Angestellte mussten in diesem Zeitraum sogar einen Reallohn-Rückgang von 0,2 Prozent verkraften. Die Einkommen der Bürger spielen für die US-Wirtschaft jedoch eine herausragende Rolle, weil etwa 65 Prozent der Wirtschaftsleistung auf den Konsum entfallen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...