Finanzen

Opel verkauft Teile des Entwicklungszentrums in Rüsselsheim

Lesezeit: 2 min
05.09.2018 14:35
Opel will Teile seines Entwicklungszentrums in Rüsselsheim an einen französischen Dienstleister verkaufen.
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Der Autobauer Opel will sich mangels Auslastung von Teilen seines Rüsselsheimer Entwicklungszentrums trennen. Bis zu 2000 Mitarbeiter und einige Gebäude, in denen Konzepte für Fahrzeuge und Antriebe entstehen, sollen an den französischen Ingenieurdienstleister Segula Technologies abgegeben werden. Exklusive Gespräche darüber machten die beiden Unternehmen am Mittwoch öffentlich.

Angestrebt sei eine "strategische Partnerschaft" mit dem Familienunternehmen, das bereits für die Opel-Mutter PSA tätig ist, sagte Opel-Chef Michael Lohscheller. Die Geschäftsteile würden im Falle einer Einigung aber zu 100 Prozent an Segula übergehen. Pläne, weitere Teile des Entwicklungszentrums an andere Dienstleister zu verkaufen, gebe es nicht.

"Das Ziel ist klar: Wir wollen die Arbeitsplätze in der Entwicklung in Rüsselsheim sichern - und zwar langfristig", betonte Lohscheller in einer Telefonkonferenz. "Niemand muss umziehen, niemand muss sich Sorgen machen um den Beschäftigungsschutz."

Segula habe ein "sehr überzeugendes Zukunftskonzept" zum Ausbau seiner Kapazitäten in Deutschland vorgelegt, sagte Lohscheller. So wolle das weltweit tätige Unternehmen mit derzeit 11 000 Mitarbeitern in Rüsselsheim seine Zentrale für Nordeuropa errichten.

"Wir werden den Vorschlag dieser strategischen Partnerschaft nun im Detail mit unseren Sozialpartnern diskutieren", kündigte Lohscheller an. "Wir wollen das natürlich zügig zu einem Abschluss bringen. Denn dann haben wir wirklich die Arbeitsplätze gesichert und eine gute Zukunftsperspektive für alle hier."

Die IG Metall im Bezirk Mitte will den Vorschlag nach Worten ihres Bezirksleiters Jörg Köhlinger "sehr kritisch prüfen". Köhlinger ließ mitteilen: "Für den Fall jedweder strategischen Partnerschaft kommt es auf die Konditionen an." Er monierte, die Informationen zu den Gesprächen mit Segula hätten die Mitbestimmungsgremien über die Medien erreicht. "Wer glaubt, Arbeitnehmervertreter seien dazu da, Entscheidungen des Managements nachträglich abzunicken und dann widerspruchslos bei der Umsetzung mitzuwirken, produziert harte Konflikte", betonte Köhlinger.

In dem Entwicklungszentrum arbeiten aktuell etwa 7000 Menschen. Die verbleibenden Beschäftigten wären Opel-Angaben zufolge weiterhin für den PSA-Konzern tätig. Allerdings schrumpft die Opel-Belegschaft ohnehin - auch wenn der Stellenabbau nach zähem Ringen zwischen Geschäftsleitung, IG Metall und Betriebsrat vorerst auf 3700 Jobs begrenzt bleibt. Die übrigen mehr als 15 000 Arbeitsplätze sind bis einschließlich Juli 2023 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt.

Hintergrund der nun angestrebten Neuordnung ist ein deutlicher Rückgang von Aufträgen der früheren Opel-Mutter General Motors (GM) für das Entwicklungszentrum. Als die Überlegungen vor einigen Monaten bekannt geworden waren, hatte der Betriebsrat Bedenken geäußert: Die Arbeitnehmervertreter befürchten, dass bei einem Verkauf von Teilen des Entwicklungszentrums oder einer strategischen Partnerschaft die IG Metall und damit der Flächentarifvertrag umgangen werden könnte.

Segula-Deutschland-Chef Martin Lange versicherte in einer Mitteilung am Mittwoch: "Segula beabsichtigt, die bis Juli 2023 geltenden Arbeitsplatzgarantien aufrechtzuerhalten." Es gehe darum, "denjenigen, die von Opel zu uns kommen, eine nachhaltige Zukunft zu sichern". Segula arbeitet auch für andere Autokonzerne und ist zudem in den Bereichen Energie, Bahn und Schifffahrt als Entwicklungs- und Ingenieurdienstleister tätig.

Der Landes- und Fraktionsvorsitzende der SPD in Hessen, Thorsten Schäfer-Gümbel, äußerte Bedenken zu den Plänen: "Ein Teilverkauf oder Verkauf auf Raten gefährdet die Eigenständigkeit des Unternehmens." Opel dürfe "nicht zur reinen Hülle verkommen", mahnte der Politiker.

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