Russlands Präsident Wladimir Putin und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan haben sich am Montag auf die Schaffung einer demilitarisierten Zone in der syrischen Provinz geeinigt. Sie solle 15 bis 20 Kilometer breit sein und ab Mitte Oktober zwischen Rebellen und Regierungstruppen verlaufen, sagte Putin in Sotschi laut AFP. Eine Offensive auf die Rebellenhochburg wird nach den Worten des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu damit verhindert.
Putin und Erdogan hatten in der russischen Schwarzmeerstadt mehr als vier Stunden lang über den Syrien-Konflikt beraten. Die demilitarisierte Zone soll nach Angaben von Putin von türkischen und russischen Patrouillen kontrolliert werden. Schwere Waffen wie Panzer und Raketenwerfer sollen bis zum 10. Oktober aus der Zone abgezogen werden. Auch "alle radikalen Kämpfer", also die internationalen und islamistischen Söldner wie die al-Nusra-Front (heute Hajat Tahrir al-Scham), die 60 Prozent der Provinz Idlib kontrolliert, sollen die Zone verlassen.
Putin sagte laut TASS, dass auch der Transitverkehr entlang der Autobahnen Aleppo-Latakia und Aleppo-Hama bis Ende 2018 auf Initiative der türkischen Seite wieder aufgenommen werden soll. Putin sagte: "Russland und die Türkei arbeiten eng zusammen, um die syrische Krise zu lösen, den Waffenstillstand zu stärken und die humanitäre Situation zu verbessern."
Der russische Präsident sagte, dass seine Gespräche mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad "koordinierte Lösungen" gebracht hätten. Er erinnerte daran, dass Russland angesichts der Tatsache besorgt sei, dass die in diesem Gebiet konzentrierten Kämpfer Bedrohungen "sowohl für die Stadt Aleppo als auch für unsere militärischen Einrichtungen in Syrien, nämlich in Tartus und Hmeymim" darstellen. Putin sagte, dass mit den syrischen Behörden Konsultationen über die Initiative zur Errichtung einer entmilitarisierten Zone in Idlib vorbereitet werden.
Mit der Vereinbarung von Sotschi werde eine "große humanitäre Krise" verhindert, sagte Erdogan in Sotschi.
Auch Schoigu schloss eine Militäroffensive aus. Auf die Frage, ob es nun keinen Angriff der Regierungstruppen auf Idlib geben werde, antwortete der Verteidigungsminister mit "Ja", wie die russischen Nachrichtenagenturen Interfax und TASS berichten.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte bereits am Freitag bei einem Besuch in Berlin gesagt, es sei keine Großoffensive auf Idlib geplant. Russland werde zudem alles unternehmen, um ein Leiden der Zivilbevölkerung zu verhindern. Dies bekräftigte am Montag auch ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran, ein weiterer Assad-Verbündeter. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin bekräftigte, dass eine "humanitäre Katastrophe" in Idlib verhindert werden müsse.
Am Sonntag hat die Türkei bereits einen ihrer Beobachtungsposten in Idlib stark aufgerüstet. Wie die Zeitung "Hürriyet" berichtete, brachte ein Konvoi von 50 Militärfahrzeugen Panzer und andere militärische Ausrüstung zu dem Beobachtungsposten in Dschisr al-Schughur im Südwesten von Idlib. Es handelte sich demnach um die größte militärische Verstärkung der Türkei in der nordsyrischen Provinz seit Anfang September.
Die Türkei unterhält in Idlib zwölf Beobachtungsposten, um die Einhaltung einer Waffenruhe zwischen den syrischen Regierungstruppen und Rebellen zu überwachen, die dort mit Russland und dem Iran vereinbart worden war. Auf den Beobachtungsposten sind mehrere hundert türkische Soldaten stationiert.