Google-Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr nach Wegen gesucht, um über die Suchmaschine des Unternehmens den Widerstand gegen die von US-Präsident Donald Trump betriebenen Einreiseverbote zu unterstützen. Das Wall Street Journal berichtet, die Angestellten hätten diskutiert, wie sich die Suchergebnisse derart steuern ließen, sodass Gegner des Einreisebanns leichter die Kontakte von Aktivistengruppen und Politikern finden könnten.
Laut Wall Street Journal hatte unmittelbar nach Inkrafttreten der ersten Version von Trumps Einreiseverboten gegen fünf Staaten im Januar 2017 bei Google die interne Diskussion über mögliche Gegenmaßnahmen begonnen. Dabei sei es auch darum gegangen, wie das Anzeigen "islamfeindlicher" Internetseiten in der Suchmaschine unterbunden werden könnte.
Konkret sei es dabei um die Suchwörter "Islam", "Muslim" und "Iran" gegangen. Eine ähnliche Diskussion wurde der Zeitung zufolge darüber geführt, wie sich verhindern ließe, dass die Wörter "Mexico", "Hispanic" und "Latino" zu Seiten mit gegen hispanische Zuwanderer gerichteten Botschaften führten.
Der Konzern erklärt nun in einer an das WSJ übermittelten Stellungnahme, dass keine der damals in E-Mail-Wechseln ausgetauschten Ideen realisiert worden sei. "Google hat nie seine Suchergebnisse manipuliert oder irgendeines seiner Produkte modifiziert, um eine bestimme politische Weltsicht zu befördern", unterstrich das Unternehmen.
Google hat in den vergangenen Jahren stets beteuert, völlig apolitisch vorzugehen. Allerdings ist die Wirkungsweise des Suchalgorithmus unbekannt. Es ist auch nicht bekannt, wie Google seinerseits gegen manipulierte Seiten vorgeht. In den Anfangsjahren der Suchmaschine waren sogenannte "Link-Farmen" bekämpft worden, bei denen sich Betreiber selbst eine bessere Sichtbarkeit durch fiktive Seiten verschafften.
Der Zeitungsbericht dürfte US-Präsident Donald Trump und andere Konservative in ihrer Kritik an Google und weiteren Internetunternehmen bestärken. Sie werfen den Firmen vor, ihre Plattformen gezielt derart zu gestalten, dass linksliberale Inhalte bevorzugt und konservative Positionen benachteiligt würden.
Trump hatte Google erst vor wenigen Wochen hart attackiert. Wenn in der Suchmaschine des Konzerns die Wörter "Trump News" eingegeben würden, erschienen nur negative Berichte über ihn, führte er ins Feld. Die Suche sei folglich "manipuliert".
Dies sei "sehr gefährlich" und möglicherweise illegal, beschwerte sich der Präsident Ende August. Er warf auch Facebook und Twitter vor, Konservative unfair zu behandeln, und drohte mit Konsequenzen. Justizminister Jeff Sessions leitete wenig später eine Untersuchung zum angeblich manipulativen Umgang der Online-Unternehmen mit politischen Inhalten ein.
Google hatte zusammen mit zahlreichen anderen Unternehmen des Internet- und Technologiesektors im Februar 2017 eine Stellungnahme bei Gericht gegen Trumps Einreisedekret eingereicht. Darin wurden die Verbote als schädlich für die US-Wirtschaft angeprangert. Bei Google und anderen Unternehmen des kalifornischen Silicon Valley sind Arbeitskräfte aus der ganzen Welt beschäftigt.
Um Trumps Einreiseverbote entstand ein zähes juristisches Ringen, in dessen Folge die Regierung die Maßnahme mehrfach überarbeitete und in ihrem Ausmaß etwas abschwächte. Die jüngste Version des Dekrets wurde im vergangenen Juni vom Obersten Gericht bestätigt. Sie sieht drastische Einreisebeschränkungen für Staatsbürger aus dem Iran, Jemen, Libyen, Somalia und Syrien vor.
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