Finanzen

Anleger ziehen sich aus italienischen Anleihen zurück

Lesezeit: 2 min
27.09.2018 11:30
Vor der Bekanntgabe des Haushaltsentwurfes für das nächste Jahr haben sich Anleger aus italienischen Anleihen zurückgezogen.
Anleger ziehen sich aus italienischen Anleihen zurück

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Italiens Wirtschafts- und Finanzminister Giovanni Tria hat im Streit über den Haushaltsplan für 2019 Regierungskreisen zufolge mit Rücktritt gedroht. Tria halte an einem Defizitziel von 1,6 Prozent gemessen an der Wirtschaftsleistung fest, sagte am Donnerstag ein Vertreter der 5-Sterne-Bewegung, die Teil der Koalition in Rom ist. "Wir haben ihm gesagt, er kann gehen", sagte der 5-Sterne-Vertreter. "Es tobt eine Schlacht zwischen uns und Tria." Die Koalitionsparteien 5-Sterne und Lega hätten zwar erklärt, dass ein Defizit von 2,4 Prozent nicht nötig sei. Das Defizit müsse aber über zwei Prozent liegen.

Das für 18.00 Uhr (MESZ) angesetzte Kabinettstreffen, bei dem die Haushaltspläne beschlossen werden sollen, wurde einem anderen Regierungsvertreter zufolge um etwa zwei Stunden verschoben.

Wenige Stunden vor der geplanten Vorstellung des italienischen Haushaltsplans hat sich an den italienischen Anleihe- und Aktienmärkten Nervosität breitgemacht. Die Kurse der zehnjährigen italienischen Anleihen fielen, die Rendite stieg bis auf 2,97 Prozent nach 2,842 Prozent im Schlussgeschäft des Vortages, wie die Financial Times berichtet. Die Renditen zweijähriger Anleihen stiegen um mehr als 20 Basispunkte auf etwa 0,95 Prozent.

Die Mailänder Börse verlor 1,8 Prozent.

Die Tageszeitung La Stampa berichtete, der parteilose Wirtschaftsminister Giovanni Tria sei wegen des Streits über den Haushaltsentwurf bereit, seinen Rücktritt einzureichen. Eine Sprecherin Trias dementierte dies. Gleichzeitig machten laut Anlegern Spekulationen die Runde, dass die für 18:00 Uhr (MESZ) geplante Kabinettssitzung, in der die Entscheidung über den Haushalt fallen soll, verschoben werden könnte. Ein Bericht im Corriere della Sera deute darauf hin, dass sich das Treffen verzögere, weil es neue Schwierigkeiten gebe, sich über die Höhe des Defizits zu einigen, sagte ING-Stratege Martin van Vliet.

In den vergangenen Tagen hatten Hoffnungen auf EU-konforme Ausgabenpläne die Staatsanleihen des Landes noch gestützt. Wirtschaftsminister Tria hatte wiederholt angekündigt, Italien werde an die Märkte ein Signal der Nachhaltigkeit senden. Anleger rechneten daher damit, dass die Neuverschuldung 2019 um die zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen dürfte. Insider erklärten am Mittwochabend aber, die Regierungsparteien wollten ein Haushaltsdefizit von 2,4 Prozent.

Allerdings gibt es einer mit der Sache vertrauten Person zufolge im von Tria geführten Finanzministerium Prognosen, laut denen ein Defizit von über 1,9 Prozent die Fähigkeit des Landes gefährden würde, die Schulden einzudämmen. Ursprünglich hatte Tria ein Defizit von 1,6 Prozent als maximales Ziel ausgegeben, war damit aber am Widerstand der Koalitionspartnern gescheitert, die ihre Wahlversprechen durchdrücken und mehr Geld ausgeben wollen. Sie planen Steuersenkungen und höhere Sozialausgaben. Dafür sind sie bereit, ein Defizit zwischen zwei und 2,5 Prozent in Kauf zu nehmen. Tria dagegen will ein Signal an die Finanzmärkte senden, dass die Regierung in Rom verlässliche Finanzpolitik betreibt. Innenminister und Vize-Regierungschef Matteo Salvini antwortete in Tunis auf die Frage, ob ein Defizit von über zwei Prozent sinnvoll sei: "Offensichtlich ja."

Das italienische Kabinett muss den Haushaltsplan bis Mitternacht fertiggestellt haben, damit er von der EU-Kommission überprüft werden kann. Die Brüsseler Behörde hatte die Regierung in Rom mehrmals zu einer vernünftigen Ausgabenpolitik ermahnt. Bis zum 20. Oktober muss das italienische Kabinett dann das Haushaltsgesetz verabschieden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Exporte in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland: 7 Maßnahmen, die den Wohlstand sichern
18.04.2024

Kein Wirtschaftswachstum, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiekosten: Die deutsche Wirtschaft hat viele Baustellen. Im aktuellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...