Politik

Söldner bereiten sich auf Gefechte mit syrischer Armee vor

Söldner-Verbände wollen im Süden Idlibs verhindern, dass die Syrer eine Nachschubroute entlang der M5-Straße einnehmen.
17.10.2018 01:03
Lesezeit: 3 min

Die extremistischen Söldner-Truppen Hurras al-Din, Ansar al-Tawheed, Ansar al-Din und Ansar al-Islam gründeten am Montag im Süden von Idlib das Operationszentrum „Wa Harredh al-Moa'minen“, um sich auf Gefechte mit der syrischen Armee (SAA) vorzubereiten. Das Operationszentrum befindet sich zwischen Khan Scheichun und Murak, berichtet El Dorar. Das Blatt führt aus, dass die Gruppen gegen das Abkommen von Sotschi zur Errichtung einer entmilitarisierten Zone in Idlib sind. Es sollen bereits Angriffe gegen Stellungen der SAA im Norden Hamas ausgeführt worden sein.

Russland versucht einem Bericht des Wall Street Journal zufolge, den Ausbruch neuer Kampfhandlungen zu verhindern. Sorge bereitet den Russen vor allem die starke Präsenz von Söldner-Verbänden östlich des Euphrat. "Terroristen" hätten laut TASS die vollständige Kontrolle über ein 20 Kilometer langes Gebiet am Ostufer des Euphrat in Syrien durch die Untätigkeit pro-amerikanischer Gruppen, sagte der Chef des russischen Zentrums für Versöhnung, Vladimir Savchenko,  am Montag

Im Juni 2018 hatten sich Söldner-Gruppen, die im Bereich Jabal al-Hoss im Süden von Aleppo operierten, der Gruppe Ansar al-Din angeschlossen. Dabei soll es sich um die sogenannten al-Hus-Brigaden unter der Führung von Abu Zeid al-Janoubi handeln, berichtet die Medienorganisation Enab Baladi.

Ansar al-Islam wurde im Jahr 2014 in Quneitra durch den Zusammenschluss der Brigaden „Osama Bin Zaid“, „Ezz bin Abdul Salam“ und „Battalion Aladiyat“ gegründet. Im Februar 2015 kündigte die Gruppe an, künftig auch im Süden Idlibs operieren zu wollen. Das Hauptziel der Gruppe war es nach eigenen Angaben, die großen Blöcke an Kampfverbänden in Damaskus, Daraa und Quneitra zusammenzuschließen. Ansar al-Islam verfügt seit dem Jahr 2016 über US-amerikanische TOW-Panzerabwehrraketen (BGM-71 TOW) und Flugabwehrwaffen (MANPADS) der Klasse 9K32 Strela-2 (Nato-Codename: SA-7 Grail), so das Middle East Eye.

Ansar al-Tawheed ging im März 2018 aus der extremistischen Söldner-Truppe Jund al-Aqsa hervor. Sie wurde in der Stadt Sarmin in der Provinz Idlib gegründet. Von da aus operierte sie auch im Gebiet Nayrab in der Landschaft von Aleppo. Es bestehen enge Verbindungen zur al-Nusra-Front (heute Hayat Tahrir al-Scham).

Hurras al-Din war die erste Gruppe in Idlib, die das türkisch-russische Abkommen von Sotschi ablehnte. Sie wurde am 27. Februar 2018 durch den Zusammenschluss von sieben Söldner-Gruppen gegründet. Ihr gehören Dschaisch al-Malahim, Dschaisch al-Badia, Dschaisch al-Sahel, Saraya al-Sahel, Saraya Kabul, Jund al-Scharia und Jund al-Aqsa an. Das geht aus einem Dokument des Meir Amit Informationszentrums über Geheimdienste und Terrorismus hervor, das den Deutschen Wirtschaftsnachrichten vorliegt.

Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass das Operationszentrum „Wa Harredh al-Moa'minen" aus bewaffneten Unterstützern von Al-Qaida und der Terror-Miliz IS besteht.

Die Söldner tummeln sich nicht durch Zufall zwischen Khan Scheichun und Murak, denn dort verläuft die M5-Straße, die Aleppo mit Hama über Idlib verbindet. Wenn es der syrischen Armee nicht gelingen sollte, den Bereich zwischen Khan Scheichun und Murak zu befreien, wird es nicht möglich sein, problemlos logistische Hilfen aus der Provinz Hama im Süden in die Provinz Idlib zu entsenden. Doch dies ist für eine Militäroffensive in Idlib wichtig.

Luftabwehrwaffe SA-7 Grail

Die SA-7 Grail, die sich im Arsenal der Söldner befindet, verfügt über eine maximale Reichweite von 5,5 Kilometer, berichtet Global Security. Der Launcher hat ein Zielgerät und einen Zielerfassungsanzeiger. Der Richtschütze identifiziert und erfasst das Ziel visuell.

Im Syrien-Konflikt kommen MiG-29-Jets der russischen Luftwaffe zum Einsatz. Russland unterstützt die syrischen Bodentruppen vor allem mit ihrer Luftwaffe. Eine MiG-29 hat eine Flughöhe von 18 Kilometer und kann diese Flughöhe bis zu 23 Kilometer ausdehnen, so das Luftfahrtportal MiG FLUG.

Die SA-7 Grail kann gegen hochfliegende Kampfjets nichts ausrichten. Eine Bedrohung für MiG-29-Jets geht von dem MANPADS nicht aus. Jedoch wird sie wirksam und erfolgreich gegen tieffliegende Helikopter eingesetzt.

Die Luftwaffen Syriens und Russlands sind darauf angewiesen, dass ihnen Koordinaten vom Boden aus übersendet werden, damit die Luftschläge möglichst effizient verlaufen. Das russische Militär ist auf die syrische Spezialeinheit „Tiger Forces“ unter Generalmajor Suheil Al-Hassan angewiesen, der durchgehend die Koordinaten zu Boden an die russische Luftwaffe und die russischen Kriegsschiffe durchgibt. Bei der Ortung der Ziele kommen nicht nur Bodentruppen, sondern vor allem Helikopter zum Einsatz, da sie eine bessere Sicht liefern.

Es ist davon auszugehen, dass die Söldner ihre MANPADS vor allem gegen Helikopter einsetzen werden, um zu verhindern, dass Koordinaten an die russische Luftwaffe durchgegeben werden.

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