VW arbeitet nach Informationen der Deutschen Wirtschaftsnachrichten mit aller Kraft darauf hin, größter Elektroauto-Produzent der Welt zu werden. Im Jahr 2020 will der Wolfsburger Konzern das erste Modell seiner geplanten Elektro-Reihe ID. auf den Markt bringen. Es handelt sich dabei um einen Kompakt-Wagen, der den E-Golf ersetzen wird. Weitere E-Fahrzeuge, unter anderem ein SUV, ein Kleinbus und eine Limousine, sollen folgen. Den Ausbau der E-Mobilität wollen sich die Wolfsburger eine zweistellige Milliarden-Summe kosten lassen. Weltweit stellen sie 16 Standorte ganz oder teilweise auf den Bau von Elektro-Autos um, darunter die Werke in Zwickau, Dresden, Braunschweig, Wolfsburg, Kassel und Salzgitter. Das Ziel lautet, im Jahr 2020 allein in Europa 100.000 E-Autos der neuen ID.-Familie zu verkaufen. Im Jahr 2025 sollen es weltweit mindestens eine Million sein. Zum Vergleich: Tesla hat bisher in seiner gesamten Unternehmensgeschichte circa 400.000 Fahrzeuge abgesetzt.
VW-Chef Herbert Diess hatte bereits im November 2017 auf dem Automobilwoche-Kongress in Berlin die neue Ausrichtung von VW vorgestellt. In einer Grundsatzrede „Volkswagen: Die neue Mission“ hatte er im Hinblick auf die Elektromobilität von einer „Zeitenwende der individuellen Mobilität und des Autos“ gesprochen. Die zu erwartenden Umbrüche würden eine „goldene Zukunft“ des Autos einleiten. Für VW sei es in diesem Zusammenhang notwendig, „in der mobilen Welt von morgen die technischen Standards zu setzen“.
Volkswagen-Experten untersuchen schon seit Längerem die Klimabilanz der einzelnen Antriebsarten und bewerten dabei die CO2-Erzeugung über alle Phasen der Lebensdauer einschließlich Produktion, Kraftstoffart und Nutzung. Im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten sagte ein VW-Unternehmenssprecher: „In Deutschland hat das E-Auto aufgrund des relativ hohen Kohlestrom-Anteils eine etwas ungünstigere CO2-Bilanz als der vergleichbare Diesel – in den meisten EU-Märkten ist es umweltfreundlicher als Autos mit konventionellem Antrieb. Am größten ist der CO2-Vorteil im Stadtverkehr.”
VW setzt bei der Produktion seiner Elektro-Autos auf den „Modularen Elektrifizierungs-Baukasten“ (MEB). Der sei, so VW-Elektromobilitäts-Vorstand Thomas Ulbrich, „ein Technologie-Sprung wie der vom Käfer zum Golf“. Der Baukasten, der sich seit 2015 in der Entwicklung befindet, soll auf standardisierten Grundteilen die unterschiedlichsten Karosserien tragen können und bringe laut Ulbrich „riesige Skaleneffekte“ bei der Produktion mit sich. Diess hatte in seiner Rede bereits darauf hingewiesen, dass die Produktionszeiten des ersten ID.-Models um 40 Prozent niedriger als die des Golfs liegen werden und der ID. aus 20 Prozent weniger Teilen bestehen wird.
Diess erinnerte auch an die Tradition, die VW mit dem Bau des Käfers angestoßen habe: „Das hat für Viele den Traum vom eigenen Auto wahrgemacht.“ VW sei dieser Tradition verpflichtet und werde sie auch weiterhin aufrechterhalten. Der erste ID. soll in der Basisversion weniger als 25.000 Euro kosten. Marktbeobachter werten das unter anderem auch als Kampfansage an den Konkurrenten Tesla. Für dessen Model 3 werden in der einfachsten Ausstattung rund 45.000 Euro fällig.
Was die notwendige Lade-Infrastruktur anbelangt, so will VW in Eigenregie für eine hohe Zahl von Lademöglichkeiten sorgen. Das Unternehmen geht in seinen Berechnungen davon aus, dass 50 Prozent der Ladevorgänge in Privathaushalten, 20 Prozent am Arbeitsplatz, 25 Prozent an öffentlich zugänglichen Stationen und fünf Prozent an der Autobahn stattfinden werden. Fürs heimische Aufladen planen die Wolfsburger, sogenannte „Volks-Ladeeinrichtungen“ mit unterschiedlichen Ladestärken auf den zu Markt bringen, die – je nach Kapazität – einen Stromer in drei bis acht Stunden vollständig aufladen können.
Weiterhin sollen die europaweit rund 4000 VW-Händler und -Servicepartner bis 2020 allesamt über Ladeeinrichtungen verfügen. Europaweit ist im Zuge des IONITY-Projekts – an dem neben VW auch Daimler, BMW, Ford, Porsche und Audi beteiligt sind – der Bau von 400 Autobahn-Schnelladestationen mit jeweils sechs Ladepunkten geplant. Auch vor den Filialen großer Supermarkt-Ketten sowie auf den Parkplätzen großer Arbeitgeber sollen Ladestationen errichtet werden, und in Gesprächen mit kommunalen Wohnungsbaugenossenschaften soll erreicht werden, dass diese ihre Wohnanlagen mit Ladestationen ausrüsten. Fürs Aufladen an öffentlichen Säulen sollen eine spezielle App sowie ein „Plug and Charge“-System entwickelt werden, mit dessen Hilfe das E-Auto selbständig die Kostenabrechnung vornimmt. Schließlich ist auch die Entwicklung eines Energiemanagementsystems (EMS) geplant. Das ist ein Rechner, der den Energiebedarf von E-Auto und Wohngebäude gleichzeitig managt und darüber hinaus vom Fahrzeug gerade nicht benötigte Energie ins öffentliche Stromnetz einspeisen kann, wofür der Autobesitzer in monetärer Form entlohnt wird.
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