Politik

Draghi warnt vor politischer Einflussnahme auf Zentralbanken

EZB-Präsident Draghi hält den politischen Einfluss auf Zentralbanken für problematisch.
26.10.2018 18:26
Lesezeit: 1 min

EZB-Präsident Mario Draghi hat vor zunehmender politischer Einflussnahme auf Zentralbanken gewarnt. Die Notenbanken sollten auch in Zukunft unabhängig agieren können, um in der Lage zu sein, die Inflationsentwicklung zu beeinflussen, sagte der Notenbankchef am Freitag auf einer Veranstaltung in Brüssel laut Redetext.

In den USA sah sich die Notenbank zuletzt heftiger Kritik von US-Präsident Donald Trump ausgesetzt, der sie angesichts von Zinserhöhungen als "verrückt" bezeichnete. In der Türkei hat die Sorge vor einer zu starken Einflussnahme von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan auf die Notenbank mit dazu beigetragen, dass die Landeswährung Lira seit Jahresbeginn rund ein Drittel an Wert eingebüßt hat.

Allerdings ist die US-Notenbank eine von privaten Banken betriebene Institution. Die Fed kann daher nicht gegen die Interessen ihren wichtigsten Shareholder agieren. Die Interessen der Banken decken sich nicht immer mit den Interessen der öffentlichen Hand oder mit jenen der Sparer und Steuerzahler.

"Glaubwürdigkeit hängt an Unabhängigkeit: Die Zentralbank sollte nicht fiskalischer oder politischer Dominanz unterworfen sein", sagte Draghi am Freitag. Auch sollte sie frei die geldpolitischen Instrumente wählen können, mit denen sie am besten ihr Mandat erfüllen könne. Regierungen sollten die Unabhängigkeit von Zentralbanken schützen. Dies sei entscheidend dafür, dass Währungshüter ihre Aufgabe erfüllen können.

Der Italiener Draghi sieht sich derzeit Angriffen aus seinem Heimatland ausgesetzt. Vize-Regierungschef Luigi di Maio sagte am Freitag, Draghi habe die Atmosphäre vergiftet, anstatt Italien zu unterstützen. Der EZB-Präsident hatte die Regierung in Rom am Donnerstag aufgefordert, im Streit um die hohe Neuverschuldung im Haushalt für 2019 ihren Ton gegenüber der EU-Kommission zu mäßigen. Auch solle sie aufhören, den grundlegenden Aufbau des Euro infrage zu stellen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...