Am kommenden Freitag erfahren die wichtigsten Banken Europas, wie sie beim diesjährigen Stresstest der Aufseher abgeschnitten haben. 48 Geldhäuser aus 15 EU-Ländern und Norwegen mussten sich der Belastungsprobe unterziehen. Aus der Euro-Zone waren 37 Banken dabei, alleine aus Deutschland acht. Durchfallen konnte bei dem Stresstest offiziell niemand. Rückschlüsse auf die Widerstandskraft jeder einzelnen getesteten Bank werden Experten und Öffentlichkeit dennoch ziehen können. Die EU-Bankenaufsicht EBA will wie bei früheren Übungen publizieren, wie sich der simulierte Stress auf Bankbilanzen und Kapitaldecke ausgewirkt hat.
Kritisch beäugt werden dürften wieder die italienischen Banken, die schon bei der letzten großen Prüfung vor zwei Jahren alles andere als gut aussahen. Doch auch die Ergebnisse von Deutscher Bank und NordLB werden Bankanalysten, Ratingexperten und andere Spezialisten genau unter die Lupe nehmen. Denn schließlich fiel die größte heimische Bank im Sommer beim Stresstest der US-Notenbank durch - als einziges Institut. Allerdings sind die Belastungsproben diesseits und jenseits des Atlantiks nur sehr eingeschränkt vergleichbar, wie es unter anderem vom Bankenverband BdB heißt.
Die Lage der NordLB bleibt ungewiss: Sie ging mit der dünnsten Kapitaldecke von allen deutschen Banken in den Stresstest. Ihr Problem: Ein Berg von faulen Schiffskrediten sorgte 2017 für einen Rekordverlust von fast zwei Milliarden Euro und auch für dieses Jahr erwartet man in Hannover rote Zahlen. Seit Monaten suchen die Träger - die Länder Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und diverse Sparkassen - nach Wegen, die dünne Kapitaldecke der Bank aufzupolstern, auch mit Hilfe externer Investoren. Sechs Interessenten sind Finanzkreisen zufolge im Rennen - neben der Commerzbank und der Helaba mehrere Finanzinvestoren, die mit der Übernahmen den Sektor der öffentlichen Banken aufmischen könnten.
Mit Spannung werden die Ergebnisse für Italiens Banken erwartet. Der eskalierende Haushaltsstreit der Regierung in Rom mit der EU-Kommission hat sie bereits unfreiwillig ins Rampenlicht gezerrt. Denn an den Börsen sind im Zuge des Konflikts die Risikoaufschläge der italienischen Staatsanleihen zu vergleichbaren Bundestiteln zeitweise so hoch gestiegen wie zuletzt während der Euro-Schuldenkrise 2012. Volkswirten zufolge haben italienische Institute rund zehn Prozent ihrer Bilanzsumme in solche Staatspapiere angelegt. "Wenn sie an Wert verlieren, schlagen sie eine Delle in die Kapitalposition der Banken", warnte EZB-Präsident Mario Draghi unlängst.
Ratingagenturen haben bereits reagiert. Standard & Poor's (S&P) senkte am Freitag unter Verweis auf die Haushaltspläne der italienischen Regierung den Rating-Ausblick für das Land auf "negativ" von zuvor "stabil". Damit droht in einem nächsten Schritt die Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Die Bewertung selbst blieb zunächst bei "BBB" und damit zwei Stufen über dem Ramschstatus. Moody's hatte das Land am 19. Oktober auf eine Stufe über dem Ramsch-Niveau heruntergestuft. Nach Einschätzung des Branchenverbands Assiom Forex müssten einige Banken bei ihren Aktionären um neues Kapital nachsuchen, sollte der Kursverfall der Staatsanleihen anhalten.
Die großen italienischen Geldhäuser haben zwar in den vergangenen Jahren einige Fortschritte beim Abbau fauler Kredite in ihren Bilanzen erzielt. Als Hinterlassenschaft der jahrelangen Finanzkrise schleppten sie Ende Juni aber immer noch rund 159 Milliarden Euro an solchen Wackelkrediten mit sich herum. Das drückt auf die Gewinne und bremst auch ihre Bereitschaft, neue Darlehen auszureichen. Vier italienische Institute nehmen diesmal an dem Stresstest teil. Neben den Großbanken Unicredit und Intesa Sanpaolo sind dies die Banco BPM und die UBI Banca. Nicht dabei ist diesmal allerdings Banca Monte dei Paschi di Siena. Das Institut aus der Toskana hatte 2016 beim Stresstest am schlechtesten von 51 geprüften Finanzhäusern abgeschnitten.
Für die griechischen Institute Alpha Bank, Eurobank, die National Bank of Greece (NBG) sowie die Piraeus Bank wurde die Belastungsprüfung vorgezogen. Die EZB wollte vor Ablauf des dritten Rettungsprogramms für das schuldengeplagte Land im August Klarheit über deren Lage erhalten. Das im Mai bekanntgegebene Ergebnis fiel glimpflich für sie aus: Der Test ergab, dass in einem Krisenszenario das harte Kernkapital der vier Banken bis 2020 zusammen um etwa 15,5 Milliarden Euro schrumpfen würde. Bei keinem der Institute wurde aber eine Kapitallücke festgestellt. Gut geht es Hellas Instituten allerdings noch längst nicht. Ende Juni lag der Anteil fauler Kredite in ihren Büchern noch bei fast 45 Prozent.