Politik

Gipfel zu Syrien: Europa auf dem Scheideweg

Lesezeit: 2 min
29.10.2018 22:53
Russland, Frankreich, Deutschland und die Türkei wollen eine gemeinsame Linie für Syrien finden.
Gipfel zu Syrien: Europa auf dem Scheideweg

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Zusammenhang mit dem jüngsten Syrien-Gipfel zwischen der Türkei, Russland, Frankreich und Deutschland der in der vergangenen Woche in Ankara stattfand, meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS: "Die Tatsache, dass die Staats- und Regierungschefs Deutschlands und Frankreichs an dem Treffen mit den Präsidenten Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan  teilgenommen haben, zeigt eine Veränderung der außenpolitischen Perspektiven der führenden Staaten der Europäischen Union, sagte Föderationsratsmitglied Alexej Puschkow der Iswestija."

"Emmanuel Macron und Angela Merkel sind bereit, mit den wichtigsten Akteuren, darunter Russland und die Türkei, zu kommunizieren. Dies spiegelt einen ernsthaften geopolitischen Wandel und das Scheitern Washingtons wider. Die Europäische Union ist seit mehreren Jahren im Nahen Osten nicht präsent (...) Aber jetzt stehen die Europäer vor einer Situation, in der sie entscheiden müssen, ob sie Russland, die Türkei und den Iran alle Probleme lösen lassen oder sich dem Prozess anschließen wollen", so Puschkow.

Habertürk berichtet, dass Erdoğan mit Putin, Macron und Merkel im Vahdettin Pavilion in Istanbul gesonderte Einzelgespräche geführt haben soll. Über die Inhalte liegen den türkischen Medien keine Einzelheiten vor.

Das Ziel des Gipfels war es, Details zur Einberufung des syrischen Verfassungsausschusses und zur Waffenruhe in Idlib zu besprechen. Merkel und Macron kündigten auch an, dass sie aufgrund des Falls Khashoggi "auf europäischer Ebene Sanktionen gegen Waffenverkäufe an Saudi-Arabien koordinieren" wollen, berichtet das Middle East Eye (MEE).

Die gemeinsame Erklärung

Aus der gemeinsamen Erklärung der vier Staaten geht hervor.

"Die Präsidenten und die Kanzlerin  sind der festen Überzeugung, dass es keine militärische Lösung für den anhaltenden Konflikt geben kann und dass der Konflikt nur durch einen ausgehandelten politischen Prozess im Einklang mit der Resolution 2254 des UN-Sicherheitsrates gelöst werden kann. Sie betonen in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer verstärkten Koordinierung zwischen den Konfliktparteien und allen internationalen Initiativen, die zu einer glaubwürdigen und nachhaltigen Lösung des syrischen Konflikts beitragen sollen (...) Sie bekräftigen ihre Entschlossenheit, gegen den Terrorismus in Syrien zu kämpfen, um DAESH / IS, die Al-Nusra-Front und alle anderen mit Al-Qaida oder DAESH / IS und anderen terroristischen Gruppen im Zusammenhang stehenden Gruppen, die, durch den UN-Sicherheitsrat benannt wurden, zu beseitigen (...) Sie bekräftigen ihre Entschlossenheit, separatistische Agenden abzulehnen, die darauf abzielen, die Souveränität und territoriale Integrität Syriens sowie die nationale Sicherheit der Nachbarländer zu untergraben (...) Sie begrüßen das am 17. September 2018 in Sotschi von der Republik Türkei und der Russischen Föderation unterzeichnete Memorandum zur Stabilisierung der Lage im Deeskalationsgebiet Idlib."

Zudem setzen sich die vier Länder dafür ein, dass bis zum Ende des Jahres ein Verfassungsausschuss in Genf unter UN-Aufsicht zusammenkommt. Im Ausschuss sollen der gemeinsamen Erklärung zufolge auch Diaspora-Gruppen vertreten sein. Die Erklärung wörtlich: "Die Präsidenten und die Kanzlerin betonen, dass im ganzen Land Bedingungen für die sichere und freiwillige Rückkehr von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen an ihren ursprünglichen Aufenthaltsort in Syrien geschaffen werden müssen. Sie betonen, dass die Rückkehrer Sicherheit durch bewaffnete Konflikte, politische Verfolgung oder willkürliche Festnahmen sowie humanitäre Infrastruktur benötigen; einschließlich der Wasser-, Strom-, Gesundheits- und Sozialdienste, und betonen die Notwendigkeit der Koordinierung zwischen allen relevanten Parteien, einschließlich des Büros des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) und anderer spezialisierter internationaler Organisationen."

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesanleihe verzeichnet höchste Rendite seit 2011
25.09.2023

Anleger haben die Hoffnung auf ein baldiges Ende der hohen Zinsen aufgegeben. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt auf dem...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten verhindern Deutschlands strengere Abgasnorm
25.09.2023

Deutschland konnte sich in der EU mit Forderungen nach der Abgasnorm Euro 7 nicht durchsetzen. Die anderen Staaten lehnten die strengeren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsklima sinkt nur minimal - Geht es jetzt wieder bergauf?
25.09.2023

Der Ifo-Index zum Geschäftsklima ist den 5. Monat in Folge gefallen, aber nur minimal. Der Pessimismus nimmt ab. Ist das Schlimmste für...

DWN
Politik
Politik Westen fürchtet Wahlen in der Slowakei
25.09.2023

Bei den Wahlen in der Slowakei am Samstag steht Ex-Premierminister Fico vor einem möglichen Comeback, der "keine einzige Patrone in die...

DWN
Politik
Politik Eklat um SS-Veteran beim Selenskyj-Besuch in Kanada
25.09.2023

Das kanadische Parlament hat beim Selenskyj-Besuch einen ukrainischen "Kriegsveteranen" mit Jubel und stehendem Applaus gewürdigt. Nach...

DWN
Immobilien
Immobilien Das plant die Regierung gegen die Wohnungsmisere
25.09.2023

Die Bau-Branche gibt sich positiv überrascht von den Beschlüssen der Bundesregierung, fordert nun aber eine schnelle Umsetzung. Denn die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Wie die USA Europa eroberten
24.09.2023

Der Publizist Werner Rügemer äußert sich im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten zum Anspruch der USA, alleinige Weltmacht...

DWN
Finanzen
Finanzen Beginn einer Ent-Euroisierung? Euro-Nutzung bricht laut Swift ein
24.09.2023

Der Euro wird im internationalen Handel viel weniger verwendet. Das zeigen kürzlich erschienene Swift-Zahlen. Ökonomen sehen darin eine...