Die EZB-Bankenaufsicht hat die Finanzbranche kurz vor der Veröffentlichung des Stresstests gemahnt, fitter zu werden. "Eines der gravierendsten Probleme, vor denen europäische Banken stehen, ist der Mangel an Profitabilität", sagte die oberste EZB-Bankenaufseherin Daniele Nouy am Mittwoch in Berlin. Eine Reihe von Banken holten nicht ihre Kapitalkosten herein: "Und diese Lage ist sicherlich nicht nachhaltig", mahnte die Französin, die Ende des Jahres aus dem Amt scheidet. Zugleich empfahl sie der Branche, sich gesundzuschrumpfen. Dazu sollten auch grenzüberschreitende Fusionen beitragen, damit "Europäische Champions" auf globaler Ebene auf Augenhöhe mitspielen könnten.
Am Freitag veröffentlicht die EZB die Ergebnisse der diesjährigen Belastungsprobe. Die EU-Bankenaufsicht EBA will wie bei früheren Übungen publizieren, wie sich der simulierte Stress auf Bankbilanzen und die Kapitaldecke ausgewirkt hat.
Kritisch beäugt werden dürften wieder die italienischen Banken, die schon bei der letzten großen Prüfung vor zwei Jahren nicht gut aussahen. Doch auch die Ergebnisse von Deutscher Bank und NordLB werden Analysten und Rating-Experten genau unter die Lupe nehmen.
Die großen Banken in der Euro-Zone schleppen als Altlasten aus der Finanzkrise einen Berg an Problemdarlehen im Volumen von 657 Milliarden Euro mit sich herum - viele davon in Italien. Nouy wollte sich am Rande der Veranstaltung nicht zu Italien äußern. Die Regierung in Rom hat mit einem Haushaltsstreit mit der EU-Kommission Sorgen vor einer erneuten Schuldenkrise in Europa ausgelöst.