Am US-Anleihemarkt kam es am Montag zur ersten Inversion der Zinskurve seit dem Jahr 2007. Ökonomen sprechen von einer Inversion, wenn die Rendite länger laufender Anleihen unter jener von kürzer laufenden Papieren liegt. Die fünfjährigen US-Bonds rentierten am Montag bei nur 2,807 Prozent – Anleihen mit 2 Jahren Laufzeit jedoch mit 2,813 Prozent.
Auch die Renditen zwischen den für das Weltfinanzsystem maßgeblichen US-Anleihen mit 10 Jahren Laufzeit und zweijährigen Anleihen näherten sich an. Der Unterschied liegt derzeit nur noch bei etwa 0,13 Prozent.
„Die Inversion bei den kürzeren Laufzeiten deutet darauf hin, dass dies auch im Verhältnis von Anleihen mit 10 Jahren und 2 Jahren Laufzeit geschehen wird“, zitiert CNBC einen Analysten von BMO. Der Zeitpunkt könne variieren, je nach Zyklus. Es sei jedoch normalerweise nur eine Frage von Monaten, in denen ein solches Ereignis auftreten könnte. „Am Ende des Jahres könnte es soweit sein oder um den März herum, wenn sich die Federal Reserve wieder trifft.“
Die Annäherung der Renditen kurz- und langfristiger US-Anleihen verunsicherte viele Anlegern, weil eine Inversion der Zinskurve in der Vergangenheit häufig ein Vorbote von Finanz- und Wirtschaftskrisen war. Sie ist eine Anomalie, weil die Geldgeber bei länger laufenden Anleihen in aller Regel deutlich höhere Renditen fordern, weil die Rückzahlung des Betrages durch die Inflation im Laufe der Zeit an Wert verliert.
Der Großbank Wells Fargo zufolge sollen allen Inversionen zwischen den zehnjährigen und zweijährigen US-Anleihen zwischen 1988 und 2008 innerhalb von 24 Monaten von einer Rezession beziehungsweise einer Finanzkrise gefolgt worden sein. „Die Rezessionsangst erhebt wieder ihr hässliches Haupt“, wird Stephen Innes, Chef-Händler für den asiatisch-pazifischen Raum beim Brokerhauses Oanda von Reuters zitiert.
Experten der Rabobank zufolge spiegelt die Inversion die wachsende Angst vor einer Abkühlung der Weltkonjunktur wider. Der Burgfrieden im Zollstreit zwischen den USA und China habe diese Furcht nur kurz gedämpft, da eine endgültige Lösung des Konflikts noch nicht in Sicht sei. In den vergangenen Monaten hatte es vermehrt Anzeichen für einen deutlichen Abschwung in der Weltwirtschaft gegeben.
Die Bewegung am Anleihemarkt ist bemerkenswert, weil Beobachter aufgrund der massiven Ausweitung der Schuldenaufnahme durch die US-Regierung auf längere Sicht damit rechnen, dass die Geldgeber höhere Renditen fordern werden und der US-Staatshaushalt dadurch in Schwierigkeiten geraten könnte.