Unternehmen

China-Debakel nährt Zweifel an der Qualität der deutschen Autos

VW musste 384.000 Autos in China wegen Getriebeproblemen zurückrufen. Auch andere deutsche Autohersteller stehen in der Kritik. Branchenexperten vermuten hinter dem aggressiven Auftreten der chinesischen Führung politisches Kalkül.
28.03.2013 02:53
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Audi, BMW und Mercedes-Benz sollen in ihren Autos Dämmstoffe mit Bitumen eingesetzt haben, die bei heißem Wetter giftige Dämpfe in den Innenraum abgeben könnten. Das kritisierte der chinesische Staatssender CCTV in einem Beitrag. Audi machte daraufhin eigene Tests. Dabei „wurden keine gesundheitsgefährdenden Emissionen festgestellt“, zitiert Spiegel Online den Audi-Sprecher Martin Kühl in Peking. Auch die anderen Hersteller wiesen die Vorwürfe zurück. BMW und Mercedes versicherten, den Bericht ernst zu nehmen und die Vorwürfe zu überprüfen. Mitte März hatte das chinesische Staatsfernsehen bereits die Getriebeprobleme bei VW kritisiert. Die staatliche Qualitätsaufsicht prüfte den Fall und VW musste über 380.000 Autos zurückrufen.

Chinas Regierung hat Hände im Spiel

Volkswagen in der Prime Time vor einem Millionenpublikum bloßzustellen, hätte ohne den Segen hoher Beamter nicht passieren können, sagt Michael Dunne, Experte für die chinesische Autoindustrie im WSJ. „Das sind dieselben Beamten die täglich, in ihren von VW hergestellten Audi-Limousinen, zur Arbeit pendeln.“ Die neue Führung in Peking signalisiere mit dieser Aktion, dass man auch hoch respektierten Firmen auf die Finger klopfen kann.

Die Rückrufaktion wird jedenfalls teuer für VW. 600 Millionen Dollar soll allein die Auswechslung der betroffenen Teile kosten, so Reuters. Außerdem ist das Image des Konzerns auf dem chinesischen Markt wohl dauerhaft beschädigt. Der Fernsehbericht war ein „Alptraum für Volkswagen“, sagte ein VW-Manager dem WSJ.

Dunne vermutet, dass die Chinesische Führung mit ihrem aggressiven Auftreten einerseits die heimische Autoindustrie schützen will. Marktanteile und Profit Chinesischer Marken sind drei Jahre in Folge gefallen. Der Autohersteller BYD, an dem auch der US-Milliardär Warren Buffet beteiligt ist, kündigte aufgrund der schwachen Nachfrage einen Gewinnrückgang von 98 Prozent an. Audi, BMW und Mercedes hingegen, teilen sich drei Viertel des Premiummarktes in China.

Auch Solar-Industrie unter Druck

Andererseits könnte es den Chinesen auch darum gehen, ihre Verhandlungsposition neu zu bestimmen. China und die EU streiten gegenwärtig über Importregelungen für billige chinesische Solarpanels. Deutschland, der führende Hersteller von Solarpanels in Europa, sieht sich durch die Billigkonkurrenz aus China bedroht. Der Angriff auf die Deutschen Autohersteller zeige, dass China sich gegenüber Deutschland stark genug fühlt, um in die Offensive zu gehen, so Dunne.

Deutschland und China sind wirtschaftliche Schwergewichte. 2011 tauschten die beiden Länder Waren im Wert von 190 Milliarden Dollar aus. 2015 sollen es 280 Milliarden Dollar sein. Ausländische Konzerne wie VW müssten nach der Attacke nicht um ihr Privileg fürchten, Geschäfte in China zu machen, sagt Dunne. Allerdings müssten die Firmen verstehen, dass Peking nun neue Verhaltensregeln aufstellt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona: Aufwärtstrend bei Amateurmusik - Deutsche musizieren wieder
18.04.2025

Den Flohwalzer klimpern, ein Liebeslied singen, auf der Gitarre schrammeln – Hobbymusik hat viele Facetten. Doch wie viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Blick aus China: Die USA haben an Bedeutung verloren, Zölle beeinträchtigen die Lieferketten nicht
18.04.2025

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der...