Politik

Frankreich: Gelbwesten wollen trotz Straßburg demonstrieren

Lesezeit: 1 min
14.12.2018 23:54
Die Protestbewegung in Frankreich hält auch nach dem Anschlag von Straßburg an ihrem Plan fest, am Samstag wieder auf die Straße zu gehen.
Frankreich: Gelbwesten wollen trotz Straßburg demonstrieren

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ungeachtet der jüngsten Zugeständnisse der Regierung und des Straßburger Anschlags wollen am Samstag tausende "Gelbwesten" in Frankreich ihre Proteste fortsetzen. Die Behörden erwarten neue Krawalle in Paris und mobilisieren in der Hauptstadt ein enormes Sicherheitsaufgebot von 8000 Polizisten und 14 gepanzerten Fahrzeugen. In Paris war es an den vergangenen Wochenenden zu teils bürgerkriegsähnlichen Zuständen bei den Protesten gekommen.

Staatschef Emmanuel Macron hatte Anfang dieser Woche als Reaktion auf die Proteste unter anderem eine Erhöhung des Mindestlohns verkündet. Die Regierung appellierte zudem an die Aktivisten, angesichts der angespannten Sicherheitslage auf neue Kundgebungen zu verzichten. Viele "Gelbwesten" wollen trotzdem protestieren, da ihnen die Zugeständnisse nicht ausreichen.

Der französische Innenminister Christophe Castaner sagte am Freitag, es sei an der Zeit, dass die Gelbwesten ihre Proteste einstellen und akzeptieren, dass sie ihre Ziele erreicht haben. Polizisten hätten auch eine Pause verdient, fügte er hinzu.

"Ich hätte lieber, dass die Polizei ihren wahren Job erledigt, Kriminelle verfolgt und die Bedrohung durch den Terrorismus bekämpft, anstatt einen Kreisverkehr zu sichern, wo einige tausend Menschen eine Menge Polizisten beschäftigen", zitiert euronews Castaner.

Der französische Regierungssprecher Benjamin Griveaux sagte, dass die Demonstrationen der Gelbwesten nicht verboten wurden. Doch er forderte die Demonstranten auf, "vernünftig" zu sein, nachdem Präsident Emmanuel Macron am vergangenen Montag eine Reihe finanzieller Erleichterungen angeboten hatte, darunter eine Anhebung des Mindestlohns und eine Steuersenkung für einkommensschwache Rentner.

Nach dem Anschlag in Straßburg "wäre es besser, wenn alle am Samstag vor den Feierlichkeiten zum Jahresende mit ihren Familien in aller Ruhe ihren Geschäften nachgehen könnten, anstatt zu demonstrieren", zitiert France 24 Griveaux.

"Die Strafverfolgung könnte aufgrund des jüngsten Terroranschlags erheblich abgelenkt werden zitiert Bloomberg Ryan DeStefano, Vizepräsident für Sicherheit bei On Call International. Darüber hinaus bieten Proteste eine günstige Gelegenheit für Radikale, um terroristische Aktivitäten unter dem Deckmantel eines friedlichen Protests durchzuführen", so DeStefano.

Jean-Luc Melenchon, Vorsitzender der LFI, sagte, er sei "überrascht", dass der Terroranschlag verwendet werden könnte, um diejenigen zu unterdrücken, die demonstrieren wollen. Die Chefin des Front National, Marine Le Pen erwähnte, dass die Gelbwesten "nicht für das terroristische Risiko verantwortlich" seien.

RTL Futur berichtet, dass Mitglieder der Gelbwesten der Regierung in Paris vorwerfen, den Terroranschlag ausnutzen zu wollen, um die Proteste gegen die Regierung zu unterdrücken. Die französische Polizei teilt über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, dass derartige "Gerüchte" falsch seien.

Die New York Times berichtet, dass Unterstützer der Gelbwesten der Regierung vorwerfen, den Anschlag von Straßburg als "Ablenkung" einzusetzen versuchen, um die Proteste zu unterdrücken.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....