Finanzen

EU-Kartellbehörde leitet Ermittlungen gegen Banken ein

Das Kartellamt der EU hat Ermittlungen gegen vier namentlich nicht genannte Banken eingeleitet.
20.12.2018 17:26
Lesezeit: 1 min

Die EU nimmt vier Banken - darunter die Deutsche Bank und die Schweizer Credit Suisse - wegen des Verdachts auf Absprachen beim Handel mit Dollar-Anleihen ins Visier. Die Geldhäuser sollen zwischen 2009 und 2015 mehrfach sensible Geschäftsinformationen ausgetauscht und die Preise für bestimmte Dollar-Anleihen abgesprochen und dadurch manipuliert haben, teilte die EU-Kommission, die in der EU das oberste Kartellamt ist, am Donnerstag in Brüssel mit. Die entsprechenden Kontakte der Händler untereinander seien hauptsächlich über Online-Chatrooms erfolgt.

Die Absprachen bezogen sich demnach offenbar auf den Handel mit supranationalen, staatlichen sowie halbstaatlichen Anleihen in Dollar. Die vier Banken seien von der Kommission darüber informiert worden, dass sie damit möglicherweise gegen EU-Kartellvorschriften verstoßen haben. Ihnen droht nun theoretisch eine Strafe von bis zu zehn Prozent ihres weltweiten Jahresumsatzes. Die EU kann allerdings in einem solchen Verfahren demjenigen die Strafe erlassen oder diese abmildern, der die Verfehlungen anzeigt.

Die EU teilte keine Namen mit. Credit Suisse in Zürich und die französische Großbank Credit Agricole bestätigten allerdings auf Anfrage, dass sie Gegenstand der Untersuchungen sind. Die Deutsche Bank, einer der größten Anleihehändler der Welt, erklärte, man rechne nicht mit einer Strafe und habe "in dieser Sache proaktiv mit der EU-Kommission zusammengearbeitet". Da es sich um ein laufendes Verfahren handele, wollte das größte deutsche Geldhaus keinen weiteren Kommentar zu dem Verfahren abgeben. Insidern zufolge hat das Institut Immunität beantragt. Neben der Deutschen Bank gehörten nach jüngsten Daten des Marktforschungsinstituts Coalition die US-Banken JP Morgan, Goldman Sachs und die Citigroup zu den größten Anleihehändlern in Europa.

Absprachen in Online-Chaträumen zwischen Händlern internationaler Banken spielten auch bei den vor einigen Jahren bekannt gewordenen Manipulationen des Referenzzinssatzes Libor und anderer wichtiger Zinssätze eine Rolle. Auch damals war die Deutsche Bank dabei und musste anschließend in der EU, Großbritannien und den USA Strafen von zusammen umgerechnet mehr als drei Milliarden Dollar zahlen.

In den vergangenen Jahren sind bei der Deutschen Bank zahlreiche Verstöße gegen Recht und Gesetz bekannt geworden. So ist sie unter anderem im Zusammenhang mit Tricksereien auf dem US-Hypothekenmarkt oder der Manipulation des weltweiten Devisenmarktes ins Visier geraten. Erst Ende November hatten zudem zwei Tage lang Staatsanwälte und Beamte des Bundeskriminalamtes die Frankfurter Zentrale des Instituts durchsucht. Der Verdacht: Beihilfe zur Geldwäsche.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...