Der Flughafen Kassel-Calden in Nordhessen soll am 4. April eröffnet werden. Bereits im Dezember wurden das Passagier-Terminal und der Tower von den Behörden abgenommen. Auch Testflüge sind schon durchgeführt worden. Doch der Flughafen ist umstritten. Denn wie beim Berliner Großflughafen BER laufen auch in Kassel-Calden die Kosten aus dem Ruder.
Der Bund der Steuerzahler Hessen hält den Calden-Ausbau für ein klassisches Beispiel für den fragwürdigen Umgang mit öffentlichen Mitteln. Die Kosten seien zunächst deutlich zu niedrig angesetzt worden. Und die Wirtschaftlichkeit habe in den Überlegungen kaum eine Rolle gespielt. Stattdessen dominierten regionalpolitische Überlegungen.
Calden-Ausbau für Hessen unnötig
So sei man am Anfang der Planungen vor über 10 Jahren von Baukosten in Höhe von 63,9 Millionen Euro ausgegangen. Der Bund der Steuerzahler rechnet inzwischen Kosten von über 271 Millionen Euro und bezeichnet das Projekt daher als eine Verschwendung von Steuergeldern. Dieser Betrag müsse letztlich in voller Höhe vom Steuerzahler getragen werden, da sich wegen der schlechten wirtschaftlichen Aussichten kein privater Investor finden ließ.
„Auch wenn der Steuerzahler nicht mit festen Gewinnquoten rechnet, so darf er doch erwarten, dass sich unternehmerische Investitionen der öffentlichen Hand zumindest mittelfristig selbst tragen“, so der Bund der Steuerzahler. Doch sei auf absehbare Zeit mit jährlichen Verlusten in Millionenhöhe zu rechnen. „Hinzu kommen auch noch die Kosten für Infrastrukturprojekte zur besseren verkehrlichen Anbindung des Flughafens, die ebenfalls allein von der öffentlichen Hand getragen werden müssen.“
Mangelnde Auslastung erwartet
Kritiker des Flughafens bemängeln außerdem eine zu geringe Auslastung von Kassel-Calden – die Grünen haben den Regionalflughafen wiederholt als Millionengrab bezeichnet, berichtet der Onlinedienst aero.de. Der nächste Flughafen in Paderborn ist nur rund 70 Kilometer entfernt, und auch Frankfurt ist in 90 Minuten erreichbar.
Flughafen-Geschäftsführer Jörg Ries widerspricht dieser Kritik. Es werde sehr wohl genug Flieger und Passagiere für alle Flughäfen geben. Die Betreiber erwarten eine Steigerung des Passagieraufkommens in Deutschland von rund 200 Millionen im Jahr 2011 auf rund 300 Millionen bis 2020.
Der erste planmäßige Charterflug wurde nur von sechs Passagieren gebucht. Daher sagte der Veranstalter Tailwind Airlines den Flug ab. Die Passagiere wurden auf einen Flug umgebucht, der vom Flughafen Paderborn startet, berichtet die Hessische Allgemeine.
Der Bund der Steuerzahler befürchtet, dass der Flughafen Kassel-Calden das Schicksal vieler unausgelasteter Regionalflughäfen teilen wird. Der Wettbewerb mit den nahe gelegenen Flughäfen in Erfurt, Hannover und Paderborn lasse nicht erwarten, dass bis 2020 alle Flughäfen Gewinne erwirtschaften werden.