Finanzen

Die nächsten Haircuts drohen in Luxemburg und Malta

Lesezeit: 1 min
30.03.2013 00:38
Die Regierungen von Luxemburg und Malta setzen alles daran, die Stärke ihres Bankensektors zu betonen. Die Deutsche Bank warnt jedoch. Beide Länder ähneln Zypern sehr und könnten leicht Bankrott gehen.
Die nächsten Haircuts drohen in Luxemburg und Malta

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Luxemburg gerät wegen seines aufgeblähten Finanzsektors immer mehr ins Blickfeld des europäischen Interesses: Am Mittwoch ließ die Regierung in einer Mitteilung verkünden, dass sich die Situation Luxemburgs gänzlich von der Zyperns unterscheide. Die Banken im Land hätten „ein vielfältiges Klientel sowie ausgereifte Produkte“. Eine wirksame Aufsicht sowie die strikte Anwendung internationaler Normen würde die Banken deshalb zu etwas Besonderem machen. Zudem seien „Qualität und Stabilität“ der Banken wichtiger als deren relative Größe. Ähnlich äußerte sich auch Malta. Im Gegensatz zu den zypriotischen Banken wären die Geldhäuser Maltas nur begrenzt in den Bailout-Ländern engagiert.

Luxemburgs und Maltas Banken zu groß

Dennoch weisen beide Länder einen immens aufgeblähten Finanzsektor aus. Während die zypriotischen Banken letztlich sieben Mal so groß wie die Wirtschaft des Landes sind, liegt das Verhältnis im Falle Maltas bei acht zu eins und in Luxemburg ist der Bankensektor 22 Mal so groß (mehr hier). „Selbst unter der besten Aufsicht können Banken in Schwierigkeiten geraten“, sagt Thomas Meyer von der Deutschen Bank Research. „Und wenn der Staat in Bezug auf seinen Bankensektor zu klein ist, wird er Bankrott gehen“, so Meyer zum EUObserver.

Schweiz zum Vorbild nehmen

In der Schweiz, so Meyer, sei zwar ein ähnliches Banken-BIP-Ungleichgewicht vorhanden, aber hier seien die Banken dazu angehalten, doppelt so hohe Kapitalreserven vorzuhalten wie andere Länder. „Je kleiner der Staat, desto mehr Kapitalpuffer müssen die Banken haben, um den Staat zu schützen", ergänzt Meyer. Da weder in Luxemburg noch in Malta ein ähnliches Reglement geschaffen wurde, scheinen sich beide Länder für den Fall der Fälle auf die Eurozone zu verlassen.

Beide Länder gingen zudem davon aus, dass große Banken aus anderen Ländern für ihre Tochterunternehmen einspringen würden, falls etwas schief laufe. Aber, so Meyer, darauf sei kein Verlass. Im Jahr 2009 musste nämlich die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung erst die „Vienna Initiative" ins Leben rufen. Nur so konnte sie westliche Banken dabei stoppen, sich von ihren Tochtergesellschaften in Osteuropa einfach zu trennen.

„Wenn ich Luxemburger wäre, würde ich irgendeine Art von Versicherung suchen, vorzugsweise eine verbindliche, die sicherstellt, dass die Eltern nicht ihre Tochtergesellschaft abstoßen, wenn diese in Schwierigkeiten geraten", warnt die Deutsche Bank. Sonst sehe es für Luxemburg und Malta im Fall der Fälle sehr schlecht aus.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Deutschland prüft Vorgehen nach Haftbefehl für Netanjahu
23.11.2024

Die Bundesregierung steht nach dem Haftbefehl gegen Israels Regierungschef vor einem Dilemma. Noch ist offen, wie sie sich positioniert....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Regierung: Google muss Chrome-Browser verkaufen
23.11.2024

Die US-Regierung will vor Gericht durchsetzen, dass Google sich vom weltweit meistbenutzten Webbrowser Chrome trennen muss. Das...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Maßnahmen führen zur Ausrottung eines Grippe-Stamms: Umstellung auf Dreifach-Impfstoff
23.11.2024

Die Grippeschutzimpfung hat sich für die aktuelle Saison verändert: Statt eines Vierfach-Impfstoffs wird nun ein Dreifach-Impfstoff...

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...