Finanzen

Grundsteuer: Kommunen droht finanzielles Desaster

Die kommunalpolitische Sprecherin der Grünen, Britta Haßelmann, fordert einen zügigen Kompromiss bei der Reform der Grundsteuer. Ansonsten drohe ein “finanzielles Desaster” für Städte und Kommunen.
16.01.2019 17:24
Lesezeit: 2 min

Bei der geplanten Reform der Grundsteuer ist keine Einigung in Sicht. Auch ein Treffen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz mit den Landesfinanzministern am Montag brachte keine Lösung, berichtet der Neue Kämmerer.

Britta Haßelmann, die kommunalpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, übt hingegen scharfe Kritik an der SPD und an der CDU. Haßelmann teilt in einer Mitteilung mit: “Union und SPD müssen sich beim Thema Grundsteuer endlich zusammenreißen und jetzt zu einem Ergebnis kommen. Denn die Zeit wird knapp. Auch Finanzminister Scholz hat bisher bei der Suche nach einer von allen tragbaren Lösung keine glänzende Figur abgegeben. Das Gezerre um die Grundsteuer ist ein fahrlässiges Spiel auf dem Rücken der Kommunen. Den Kommunen droht ein finanzielles Desaster, wenn sich die Große Koalition weiter zankt und bis Ablauf der Frist des Bundesverfassungsgerichts keine Einigung hinbekommt.”

Am Tag zuvor hatte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) rund zwei Stunden mit seinen Länderkollegen beraten, um die vom Bundesverfassungsgericht wegen veralteter Bemessungsgrundlagen bis Ende 2019 verlangte Reform umzusetzen. "Es muss nun darum gehen, bei der Kompromisssuche die Stärken beider Modelle zu kombinieren und Schwachstellen zu vermeiden, damit am Ende eine unkompliziert umzusetzende Lösung steht", zitiert die dpa Schäfer. Nach Detailarbeiten auf Fachebene ist das nächste Ministertreffen für den 1. Februar geplant.

Auf dem Tisch lagen bisher zwei Modelle: ein am Wert orientiertes und ein an der Fläche orientiertes. Scholz favorisiert aus Gerechtigkeitsgründen das wertabhängige Modell, bei dem auch Faktoren wie die Nettokaltmiete berücksichtigt werden. Da die Grundsteuer bei Mietern über die Nebenkosten umgelegt wird, kann das in gefragten Gegenden aber zu leichten Mietsteigerungen führen. Allerdings können Städte und Gemeinden über den von ihnen jeweils individuell festzulegenden Grundsteuer-Hebesatz dafür sorgen, dass die Mieten durch die Grundsteuer-Reform nicht über Gebühr steigen werden.

Die Unionsfraktion im Bundestag, aber auch Bayern und weitere Länder lehnen das Scholz-Modell ab. Sie fürchten zu viel Bürokratie, wenn für 36 Millionen Grundstücke und Wohneinheiten individuell die Grundsteuer berechnet werden muss und favorisieren eine Berechnung nur nach der Fläche. Niedersachsen schlägt als Kompromiss vor, dass es ein Flächenmodell mit Abstufungen geben könnte, wo für Immobilien in gefragten Gegenden ein höherer Satz zugrunde gelegt würde.

Der Bund der Steuerzahler (BdSt) meldet in einer Mitteilung: “Bereits vor dem Treffen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz mit seinen Amtskollegen aus den Ländern hatte sich der Bund der Steuerzahler mit Nachdruck für das einfache Flächenmodell ausgesprochen.”

Zudem warnt der BdSt vor einer Vermögensteuer durch die Hintertür. „Die Grundsteuer darf am Ende keine verkappte Vermögensbesteuerung sein“, betonte Holznagel gegenüber der dpa. „Wenn ich eine alte Wohnung in Kreuzberg habe, dann wird sie heutzutage um das 4- oder 5-fache mehr wert sein als vor 10 oder 20 Jahren. Der Besitzer oder der Mieter ist der gleiche geblieben, ohne dass ihm diese Wertsteigerung zum Leben zur Verfügung steht. Es wäre falsch, ihn mit einer höheren Grundsteuer zu belegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...

DWN
Politik
Politik Anti-Trump-Plan: Halbe Milliarde Euro für Forschungsfreiheit in Europa
08.05.2025

Während US-Präsident Trump den Druck auf Hochschulen erhöht, setzt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf gezielte Anreize...