Finanzen

Zahl der überschuldeten Deutschen steigt weiter an

Lesezeit: 2 min
28.02.2019 11:47
In Deutschland sind immer mehr Menschen überschuldet. Die Entwicklung ist umso erstaunlicher, als dass die vergangenen Jahre von einer guten Konjunktur gekennzeichnet waren.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland ist seit 2014 zum fünften Mal in Folge gestiegen. Dies geht aus einem aktuellen Bericht des "Allgemeinen Debitoren- und Inkassodienstes" hervor.  Zum Stichtag 1. Oktober 2018 wurde für Deutschland eine Überschuldungsquote von 10,04 Prozent festgestellt. Mit anderen Worten: Jeder zehnte Bürger über 18 kann seine Rechnungen nicht mehr bezahlen. In absoluten Zahlen sind das 6,9 Millionen Menschen, also 19.000 mehr als noch 2017 (ein Plus von 0,3 Prozent). Das Gesamtvolumen der Schulden beläuft sich auf rund 208 Milliarden Euro.

Vor allem der vielerorts rasante Anstieg der Mieten und Immobilienpreise bringt immer mehr Menschen in Deutschland in finanzielle Bedrängnis. Wohnen ist in deutschen Großstädten in vielen Fällen zum Armutsrisiko, in jedem Fall zum Überschuldungsrisiko geworden.Für immer mehr Haushalte bleibt deshalb nach der Miete nur noch relativ wenig Geld für die sonstigen Lebenshaltungskosten übrig.

Westen und Osten unterschiedlich

Die Überschuldungsquote in den neuen Bundesländern liegt mit 10,4o Prozent zum siebten Mal in Folge  über dem Vergleichswert im Westen (9,98 Prozent), wenn auch nur knapp. In absoluten Zahlen: 5,82 Millionen Menschen im Westen sind überschuldet, im Osten Deutschlands sind es rund 1,11 Millionen Menschen.

Allerdings hat sich der Grundtrend in Ost- und Westdeutschland umgekehrt: Die Zahl der Überschuldungsfälle geht im Osten zurück (minus 8.000 Fälle), im Westen steigt sie weiter an (plus 27.000 Fälle).

Karte der Länder wenig verändert

Bayern (7,43 Prozent Überschuldungsquote) und Baden-Württemberg (8,31 Prozent) sind weiterhin die Bundesländer mit den wenigsten überschuldeten Bürgern. Thüringen (9,30 Prozent) verbleibt seit 2013 auf Rang drei. Auf Rang vier steht Sachsen (9,92 Prozent), das erstmals seit 2011 einen Rückgang der Überschuldungsfälle aufweist. Die Schlusslichter bilden wie in den Vorjahren Bremen (13,94 Prozent), gefolgt von Sachsen-Anhalt (12,73 Prozent) und Berlin (12,42 Prozent).

Während die Verschuldungsquote im bayerischen Landkreis Eichstätt gerade einmal bei 3,85 Prozent lag, war sie in Bremerhaven mit gut 21 Prozent mehr als fünf Mal so hoch. Vor allem in vielen Städten des Reviers sind die Überschuldungsquoten sowohl im Jahres- als auch im Langzeitvergleich zum Teil deutlich gestiegen.

Überschuldung der Zukunft: alt und weiblich

Überdurchschnittlich stark gestiegen ist erneut die Überschuldung alter Menschen. Die Zahl der über 70-Jährigen kletterte um 35 Prozent auf 263.000. Auch unter den 60- bis 69-Jährigen wuchs die Zahl derjenigen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, deutlich.

Im Gegensatz dazu ist die Überschuldungszahl und -quote bei den unter 30-Jährigen in diesem Jahr weiter zurückgegangen. Die Überschuldungsquote beträgt 13,47 Prozent. In absoluten Zahlen sind dies 1,58 Millionen junge Menschen (minus 73.000 im Vergleich zum Vorjahr).

Was die Aufteilung nach Geschlechtern angeht: Frauen sind deutlicher seltener überschuldet als Männer. In diesem Jahr sind in Deutschland rund 7,65 Prozent der Frauen über 18 Jahre überschuldet (in absoluten Zahlen: 2,7 Millionen). Bei Männern sind es 12,55 Prozent (in absoluten Zahlen: 4,2 Millionen). Die Zahl der Überschuldungsfälle nahm bei den Frauen allerdings merklich zu (plus 21.000 Fälle), bei den Männern nahm sie dagegen ab, wenn auch nur minimal ab (minus 2.000 Fälle).

Für die Einkommens-Mittelschicht zeigte sich eine leicht positive Entwicklung: 40.000 weniger Mittelschichtler waren 2018 überschuldet als 2017, was die absoute Zahl auf 4,34 Millionen verringerte.  Die Zahl der Überschuldungsfälle in der Einkommens-Oberschicht hat um 45.000 auf 1,81 Millionen kräftig zugenommen. Eine Zunahme gab es auch in der Einkommens-Unterschicht mit 14.000 auf 780.000.

Für die nahe Zukunft ist angesichts sich eintrübender konjunktureller Rahmenbedingungen nicht mit einer nachhaltigen Entspannung der privaten Überschuldungslage in Deutschland zu rechnen. Es kann daher von einer weiteren Zunahme der Überschuldungszahlen in Deutschland ausgegangen werden.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Ukrainekrieg: Selenskyj und Putin rüsten weiter auf. Steht die Herbstoffensive bevor?
19.09.2024

Die Aufrüstung geht weiter: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die westlichen Partner erneut zu mehr Tempo bei den...

DWN
Politik
Politik Millionen-Strafe soll Ungarn von EU-Geldern abgezogen werden
19.09.2024

Ungarn liegt schon lange im Clinch mit Brüssel. Ein Streit um die Asylpolitik des Landes könnte Budapest nun teuer zu stehen kommen.

DWN
Politik
Politik Niederlande beantragen Ausstieg aus EU-Asylregeln
19.09.2024

Die neue rechte Regierung in Den Haag plant die strengsten Asylregeln in Europa. Und sie will aus den EU-Regeln aussteigen. Ein eher...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldminenaktien im Aufwind: Jetzt mal anders in das Edelmetall investieren?
19.09.2024

Goldminenaktien haben lange Zeit praktisch nicht vom Anstieg des Goldpreises profitiert. Dank stabiler Produktionskosten, hoher...

DWN
Politik
Politik Fed setzt mit US-Zinsentscheid deutliches Zeichen: Aktien-Kurse ziehen an
18.09.2024

Die US-Notenbank hat eine neue Phase in ihrer Geldpolitik eingeläutet. Fed-Chef Jerome Powell senkte den Leitzins um gleich einen halben...

DWN
Immobilien
Immobilien Ist jetzt ein attraktiver Zeitpunkt für den Immobilien-Kauf?
18.09.2024

Nach dem Zinsschock im September 2021 sind die Hypothekenzinsen dieses Jahr gefallen. Wenn man auf den online Immobilienportalen unterwegs...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krankheitsausfälle auf Rekordniveau: Die Kosten explodieren
18.09.2024

Der Krankenstand in Deutschland ist auf Rekordniveau und kostet die Arbeitgeber viele Milliarden Euro. Die Kosten für den Arbeitsausfall...

DWN
Politik
Politik Nicht vom Kreml bekommen: Millionenspender des BSW haben „Geld verdient“
18.09.2024

Ein Ehepaar hat dem Bündnis Sahra Wagenknecht mehr als fünf Millionen Euro gespendet. Nun gibt es Auskunft über die Herkunft des Geldes.