Gemischtes

Schauspieler Bruno Ganz ist tot

Er galt als einer der bedeutendsten Schauspieler im deutschsprachigen Raum: Mit 77 Jahren ist Bruno Ganz gestorben.
17.02.2019 00:35
Lesezeit: 2 min

Bruno Ganz, einer der bedeutendsten Film- und Theaterschauspieler im deutschsprachigen Raum, ist tot. Er starb im Alter von 77 Jahren am Samstag in seiner Heimatstadt Zürich. Ganz sei in den frühen Morgenstunden im Kreise seiner engsten Familie seiner Krebserkrankung erlegen, teilte seine Agentin Patricia Baumbauer mit. Sein Tod löste große Trauer aus.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Ganz als «einen großartigen Menschen und Schauspieler von Weltrang». «Nicht, was gesagt, gezeigt oder gespielt wird, ist entscheidend, sondern wie es gesagt, gezeigt oder gespielt wird. Bruno Ganz besaß diesen magischen Schlüssel, der große Kunst erschließt», hieß es in einem Kondolenzschreiben Steinmeiers. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bezeichnete Ganz als «eine Ikone des deutschsprachigen Theaters und einen herausragenden Könner auch der internationalen Schauspielkunst». Der frühere Schweizer Bundespräsident Alain Berset erklärte, Bühne und Film verlören einen großen Schweizer Darsteller.

Ganz war Träger des Iffland-Rings als bedeutendster und würdigster Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Film war er einer der Großen seines Fachs. Von der Kritik in höchsten Tönen gelobt und nach seinen eigenen Worten ein Einschnitt in seinem künstlerischen Wirken war seine Verkörperung des Diktators Adolf Hitler in «Der Untergang» (2004). 2017 spielte Ganz in «Der Trafikant» den Psychoanalytiker Sigmund Freud.

Der kürzlich neugewählte Präsident der Deutschen Filmakademie, Ulrich Matthes, zeigte sich «bestürzt und sehr traurig über den Tod meines großen, wenn nicht größten Kollegen». Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele, sagte: «Sein Tod hinterlässt eine große Leere. Seine einzigartige Kunst, seine Stimme und sein unvergleichliches Lächeln werden mir, werden uns unendlich fehlen.» In Salzburg spielte Ganz unter anderem in der Uraufführung von Peter Handkes «Prometheus, gefesselt» (1986).

Als Sohn eines Schweizer Fabrikarbeiters und einer italienischen Mutter wuchs Bruno Ganz in Zürich auf. Schon als Schüler entdeckte er die Bühne für sich. Er verließ kurz vor dem Abitur das Gymnasium. Es folgten Abendkurse am Zürcher Bühnenstudio und erste Engagements in Göttingen und Bremen. In Bremen traf er mit Peter Stein einen Regisseur, mit dem er lange zusammenarbeitete.

Die von Stein geleitete Berliner Schaubühne wurde in den 1970er Jahren zum Dreh- und Angelpunkt des europäischen Theaterlebens. Dort spielte Ganz unter anderem die Titelrolle in Ibsens «Peer Gynt» und in «Kleists Traum vom Prinzen Homburg». «Wir trauern um den großen Bruno Ganz», twitterte die Schaubühne am Samstag. In Peter Steins monumentalem 21-stündigen «Faust»-Projekt (2000/2001) verkörperte Ganz den Faust.

Mitte der 70er Jahre wurde auch der Film zu seinem Metier. Zu den ersten Streifen zählten die Literaturverfilmung «Die Marquise von O.» (1976), in der Ganz den Grafen spielte, und Peter Steins Verfilmung der «Sommergäste». Später folgten Werner Herzogs «Nosferatu» (1978) und Volker Schlöndorffs «Die Fälschung» (1981). Zu seinen Freunden zählte Ganz den deutschen Regisseur Wim Wenders, unter dessen Regie er 1977 die Hauptrolle in «Der amerikanische Freund» spielte und mit dem er 1987 «Der Himmel über Berlin» drehte. In dem Film «In Zeiten des abnehmenden Lichts» (2017) mimte Ganz einen DDR-Funktionär kurz vor dem Mauerfall.

Für den Fernsehfilm «Gegen Ende der Nacht» über Schicksale und Schuld unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt er 1999 als einer der Darsteller den Adolf-Grimme-Preis. Unvergessen ist sein Auftritt als trauriger Kellner in der vielfach ausgezeichneten italienischen Komödie «Brot und Tulpen». Das höchste Staatsamt seiner Heimat hatte Ganz auch inne - zumindest im Film. In «Der große Kater» spielte er 2010 den Bundespräsidenten der Schweiz, der durch eine Intrige aus dem Amt gedrängt werden soll.

Im Sommer 2018 sollte Ganz bei den Salzburger Festspielen den Erzähler in der Mozart-Oper «Die Zauberflöte» spielen. Dazu kam es nicht mehr. Die Proben musste er auf dringenden ärztlichen Rat abbrechen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....