Politik

Schleppender Welthandel verschärft Probleme der Containerschifffahrt

Die Containerschifffahrt steht vor Problemen. Der stagnierende Welthandel, höhere Treibstoffpreise, neue Emissionsnormen der UN und massive Überkapazitäten führen in der Branche zum Überlebenskampf.
14.03.2019 18:43
Lesezeit: 2 min

Containerschiffe bilden das Rückgrat des Welthandels. Sie transportieren so unterschiedliche Dinge wie Kleidung, Lebensmittel, Möbel, Elektronik und Fertigungsteile für die Schwerindustrie. Doch die Branche steht derzeit vor massiven Problemen.

In den Jahren vor der Finanzkrise von 2008 hatte die Containerschifffahrt die Globalisierung angeheizt. Die Nachfrage nach dem Handel über die Ozeane war damals jährlich um bis zu 8 Prozent angestiegen.

In der Folge des Booms wurden massiv Containerschiffe gebaut. Doch die vielen neuen Schiffe erzeugten weltweit so viel überschüssige Tonnage, wie man bei den derzeitigen Lieferraten in mehr als zwei Jahren produziert.

Das weltweite Überangebot in der Containerschifffahrt sowie die künftig höheren Treibstoffkosten haben zur Folge, dass die Frachtraten auf einigen der größten Seehandelsrouten auch weiterhin ein Minusgeschäft sein werden.

Chinas Wirtschaft verlangsamt sich bereits seit längerem, und nun wird die Containerschifffahrt zusätzlich durch den Handelskrieg zwischen Washington und Peking schwer getroffen. Die Betreiber reduzieren bereits ihre Prognosen für das Gesamtjahr.

"Wir sehen eindeutig ein rückläufiges globales Wirtschaftswachstum", sagt Soren Skou, Chef der weltgrößten Containerschiffsreederei A. P. Møller-Mærsk vor kurzem in einer Telefonkonferenz für Investoren.

„Wir sehen insbesondere Schwächen in China und Europa. Wir gehen davon aus, dass das Wachstum der Containernachfrage von 3,7 bis 3,8 Prozent im letzten Jahr auf 1 bis 3 Prozent in diesem Jahr zurückgehen wird", zitiert ihn das Wall Street Journal.

Der in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ansässige Logistik- und Energiekonzern erwartet für das Jahr 2019 erhebliche Unsicherheiten, weil weitere Beschränkungen des Welthandels drohten.

Eine neue Verordnung der Internationale Seeschifffahrts-Organisation zur Senkung der Schwefelemissionen in Schiffsabgasen werde "die Treibstoffpreise signifikant erhöhen", so Maersk.

Branchenexperten erwarten, dass die Treibstoffkosten für Schiffe um rund ein Drittel ansteigen werden, wenn die Verordnung der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation Anfang kommenden Jahres in Kraft tritt.

Der Aktienanalyst David Kerstens von Jefferies LLC hat letzte Woche in einem Bericht das Ziel der Investmentbank für Maersk-Aktien gesenkt, teilweise basierend auf den vorsichtigen Aussichten des Logistikunternehmens für das Jahr.

Seiner Einschätzung zufolge bleibt "irrationales Verhalten im Preiswettbewerb" der Hauptrisikofaktor und könnte möglicherweise eine Verdrängung unter den kleineren Verlusten und finanziell notleidenden asiatische Gesellschaften auslösen.

Das Beratungsunternehmen AlixPartners LLP sagte kürzlich in einem Bericht, dass Schiffe auf der Hauptroute zwischen Asien und Europa die Frachtraten um 40 Prozent und für den Transpazifikraum um 33 Prozent erhöhen müssten.

Allerdings macht die ungewisse Verfügbarkeit sauberer Kraftstoffe eine Preisschätzung schwierig. "Es hat den Schifffahrtsmarkt, den Transportmarkt, zu einem Casino gemacht", sagte Andreas Hadjiyiannis, Präsident der Union der Reedereien von Zypern.

Die anhaltende Auseinandersetzung zwischen den USA und China führte im zweiten Halbjahr 2018 zu einem starken Anstieg des Versandvolumens, weil die Unternehmen Aufträge vorgezogen haben, um den erwarteten Zöllen vorherzukommen.

Und Soren Skou von Maersk erwartet für das laufende Jahr weitere Handelsspannungen zwischen den USA und China. Zudem gebe es beim Thema Zölle auch eine ausstehende Diskussion zwischen den USA und Europa.

Der Londoner Schiffsmakler Braemar ACM schätzt, dass die Nachfrage nach Containerschiffen in den nächsten vier Jahren zwischen 2 und 3 Prozent pro Jahr steigt, während die Flotten mit einer jährlichen Rate von 5 Prozent wachsen werden.

Etwa ein Drittel der neuen Tonnage wird aus extrem großen Containerschiffen bestehen, die bis zu 22.000 Container transportieren können. Maersk hat diese Giganten bereits im Jahr 2013 vorgestellt.

Andere Transportunternehmen folgten rasch und setzten Dutzende dieser Schiffe auf den Strecken zwischen Asien und Europa ein. Durch die Unterbringung tausender Container auf einem einzelnen Schiff wollte man Milliarden sparen.

Doch nun haben die Betreiber erhebliche Probleme damit, die Schiffe voll zu bekommen, und geraten dabei in Konflikte mit den Lieferketten. Denn durch das Warten auf Container drohen Verzögerungen bei Lieferungen und verärgerte Kunden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...