Technologie

Elektroautos: BMW hängt Tesla in Europa ab

Lesezeit: 3 min
23.03.2019 12:03
Auf dem europäischen Markt für Elektroautos ist BMW mehr als doppelt so stark wie Tesla. Und auch global gesehen macht man dem Unternehmen von Elon Musk harte Konkurrenz.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

BMW hat diese Woche einen Bericht veröffentlicht, der vom globalen Beratungsunternehmen IHS Markit erstellt wurde und auf den weltweiten Neuzulassungen von Februar 2018 bis Februar 2019 basiert.

Demnach hat BMW in Europa den größten Marktanteil bei Elektrofahrzeugen (16 Prozent) vor VW und Nissan (je 11 Prozent), Renault (10 Prozent), Tesla, Volvo und Mitsubishi (je 7 Prozent).

In seinem Heimatmarkt Deutschland hat BMW bei den E-Autos sogar einen noch höheren Marktanteil (20 Prozent) vor Volkswagen (16 Prozent) und Smart (10 Prozent). Tesla hingegen liegt hier mit nur 3 Prozent abgeschlagen auf dem zwölften Platz.

Zwar ist Deutschland Europas größter Automarkt. Doch bei E-Autos liegt Norwegen vorn. Hier war im letzten Jahr fast jedes zweite Neufahrzeug ein E-Auto, so der Bericht von IHS Markit. Hier sind 76,9 Prozent der neu zugelassenen BMWs Elektrofahrzeuge.

Dass Tesla in Europa hinter anderen Automobilherstellern liegt, ist möglicherweise auf die schwache Präsenz des Unternehmens zurückzuführen. Mit der Einführung des Tesla Model 3 auf dem europäischen Markt erwartet das Unternehmen bessere Ergebnisse.

Noch hat Tesla keine seiner beliebten Verkaufsgeschäfte in Italien und in den osteuropäischen Ländern geöffnet. In Spanien gibt es sie nur in Madrid und Barcelona. In Deutschland gibt es sie nur in den größten Städte. Frankreich hat nur zwei Tesla-Filialen.

Global gesehen ist das Unternehmen von CEO Elon Musk zusammen mit dem chinesischen Hersteller BYD führend bei Elektroautos. Beide haben einen Marktanteil von je 11 Prozent. Es folgen die Hersteller Beijing Auto (9 Prozent) und BMW (8 Prozent).

Weltweit auf Platz 5 steht der chinesische Hersteller Roewe (5 Prozent), vor Nissan (4 Prozent), vor den chinesischen Herstellern Chery (4 Prozent), JAC und Jianling sowie VW und Hyundai (je 3 Prozent).

China, der weltweit führende Markt für Autoverkäufe, ist auch der wichtigste Markt, wo sich in den kommenden Jahren die Marktführerschaft bei den E-Autos entscheidet. Tesla wird im Mai mit der Produktion in seinem Werk in Shanghai beginnen.

Tesla ist eins von mehreren ausländischen Unternehmen, die in Chinas Freihandelszonen produzieren dürfen. Das ändert eine seit Jahrzehnten bestehende Tradition, wonach Hersteller hierzu Joint-Venture-Firmen mit chinesischen Partnern schmieden müssen.

Auch BMW ist in China in einer besonderen Position. Im vergangenen Jahr hat die Regierung dem deutschen Hersteller grünes Licht gegeben, um aus seinem China-Joint-Venture auszusteigen.

Zudem darf BMW seinen Anteil an Brilliance China Automotive von 50 Prozent auf 75 Prozent erhöhen. Der Deal wird im Jahr 2022 abgeschlossen, wenn China die Regeln zur Begrenzung des ausländischen Eigentums für alle Autohersteller aufhebt.

BMW, Tesla und andere Fahrzeughersteller verfolgen den Handelskrieg zwischen den USA und China aufmerksam. Durch die Verlagerung der Produktion nach China könnte BMW seinen Gewinn steigern.

Der Studie zufolge waren im vergangenen Jahr 6,6 Prozent der weltweit verkauften neuen BMWs und Minis Elektrofahrzeuge. Das ist deutlich mehr als der Anteil aller weltweit verkauften neuen Elektrofahrzeuge am gesamten Automarkt von 2,7 Prozent.

Gewinne verzeichnete BMW auch in den USA, wo 9,7 Prozent des Umsatzes von BMW auf Elektrofahrzeuge entfallen, obwohl Elektrofahrzeuge dort nur etwa 3,5 Prozent des Gesamtfahrzeugabsatzes ausmachten.

Allerdings hält Tesla nach wie vor den Löwenanteil am US-Markt. Hier wurden im vergangenen Jahr auf 361.307 Elektroautos verkauft - ein Plus von 81 Prozent im Vergleich zu 2017.

Davon waren im letzten Jahr insgesamt 139.782 Einheiten Tesla Modell 3. Zusammen mit den Modellen S und X hatte Tesla in den USA einen Marktanteil bei Elektrofahrzeugen von mehr als 50 Prozent.

Von den deutschen Herstellern wird viel erwartet. VW, BMW und Daimler haben sich ehrgeizige Fertigungsziele für E-Autos gesetzt. Dabei geht es vor allem darum, Tesla Konkurrenz zu machen und die immer strengeren staatlichen Bestimmungen einzuhalten.

Die drei Automobilhersteller werden in den nächsten drei Jahren 60 Milliarden Euro in Elektrofahrzeuge investieren, sagte der Verband der Automobilindustrie (VDA) Anfang März im Vorfeld des Genfer Autosalons 2019.

Laut VDA-Präsident Bernhard Mattes wird sich die Anzahl der Elektroauto-Modelle in den nächsten drei Jahren auf rund 100 verschiedene Fahrzeuge verdreifachen. Viele von ihnen verfügen über Eigenschaften des autonomen Fahrens.

Die strengeren Emissionsnormen der Europäischen Union werden im Jahr 2030 in Kraft treten, was die deutschen Hersteller dazu veranlasst hat, im nächsten Jahrzehnt ehrgeizige Produktionszusagen zu machen.

VDA-Präsident Mattes forderte eine erweiterte Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und mehr Kaufanreize für Elektroautos.

Die Installation weiterer öffentlicher Ladestationen, insbesondere schneller Ladegeräte, sowie die hohen Kaufpreise und Besitzkosten sind die Haupthindernisse für die Einführung von Elektrofahrzeugen auf allen globalen Märkten.


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...