Deutschland

Jede zweite Schule meldet akuten Lehrermangel

In Deutschland herrscht an jeder zweiten Schule Lehrermangel. Verstärkt wird der Trend dadurch, dass immer mehr Lehrer wegen Burnout ausfallen.
29.03.2019 15:06
Lesezeit: 1 min

Der Lehrermangel an den allgemeinbildenden Schulen hat sich einer Umfrage zufolge binnen einem Jahr deutlich verschärft. Mittlerweile haben 50 Prozent der Schulleiter mit Lehrermangel zu kämpfen, wie die am Freitag in Düsseldorf veröffentlichte zweite Forsa-Repräsentativumfrage zur Berufszufriedenheit von Schulleitungen ergab. Bei der Vorgängerbefragung vor einem Jahr hatten noch 36 Prozent von schwerwiegenden Problemen durch Lehrermangel und unbesetzte Stellen berichtet.

Für die aktuelle Studie befragte Forsa im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) vom 22. Januar bis zum 7. März insgesamt 1232 Schulleiterinnen und Schulleiter. "Von den eigentlich zur Verfügung stehenden Stellen sind an den betroffenen Schulen durchschnittlich elf Prozent nicht besetzt", erklärte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann zum Ergebnis der Umfrage. "An mehr als jeder dritten dieser Schulen sind es sogar noch mehr."

"Der Mangel ist kein Randphänomen, er ist bestimmend für die Schullandschaft geworden", mahnte Beckmann. Der Mangel an originär ausgebildeten Lehrkräften führt der Umfrage zufolge vor allem zur Einstellung von mehr Seiteneinsteigern. 45 Prozent der Schulleitungen gaben an, Seiteneinsteiger zu beschäftigen - 2018 waren es noch 37 Prozent.

Fast zwei von drei Leitern der Schulen mit Seiteneinsteigern gab zudem an, dass diese keine systematische, pädagogische Vorqualifizierung zur Vorbereitung auf ihr neues Berufsfeld erhalten hätten. Der VBE wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass anderen Untersuchungen zufolge Seiteneinsteiger überproportional häufig in Schulen in schwierigen sozialen Lagen eingesetzt würden.

"Kinder, die auf Lehrkräfte angewiesen sind, die mit besonders viel pädagogischem Geschick bilden und erziehen, wird besonders viel Unterricht durch dafür nicht angemessen qualifizierte Seiteneinsteigende gegeben", gab Beckmann zu bedenken. "Hier setzt sich eine Abwärtsspirale in Gang, die bald nicht mehr aufzuhalten ist."

Zudem würden die originär ausgebildeten Lehrkräfte in Zeiten des Lehrermangels immer stärker beansprucht. So gebe jede dritte Schulleitung an, dass die Zahl der langfristig aufgrund psychischer Erkrankungen ausfallenden Lehrer zunehme. "So produziert der Lehrermangel eine Verschärfung des Lehrermangels", erklärte Beckmann. "Die jahrelange Fehlplanung und das maßlose 'Draufsatteln' von Aufgaben rächen sich jetzt."

Der Politik stellten die befragten Schulleiter insgesamt kein gutes Zeugnis aus: Nur zehn Prozent der Schulleitungen fühlen sich durch die jeweiligen Bildungsminister unterstützt. Als größte Belastungsfaktoren nannten Schulleitungen das stetig wachsende Aufgabenspektrum (91 Prozent) und die steigenden Verwaltungsarbeiten (88 Prozent).

86 Prozent der Befragten sahen es darüber hinaus als belastend an, dass die Politik bei ihren Entscheidungen den tatsächlichen Schulalltag nicht ausreichend beachte. 84 Prozent gaben an, dass sich durch die neuen Herausforderungen und Anforderungen an Schule, für "fast alle Lehrkräfte" oder "für die meisten" Mehrbelastungen ergeben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...

DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Wichtigste Kryptowährung setzt Rekordjagd fort – was das für Anleger bedeutet
11.07.2025

Der Bitcoin-Kurs ist auf ein historisches Allzeithoch gestiegen und über die Marke von 118.000 US-Dollar geklettert. Wie geht es weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...