Gemischtes

Rechnungshof: Europas Batterie-Offensive kommt zu spät

Dem Europäischen Rechnungshof zufolge kommt die Batterieoffensive der EU auf dem Markt für Batterien zu spät und ist viel zu zaghaft.
01.04.2019 17:22
Lesezeit: 2 min

Die mit Milliardensummen geförderte Batteriefertigung in Europa könnte aus Sicht des Europäischen Rechnungshofs zum Flop werden. „Die Europäische Batterie-Allianz konzentriert sich weitgehend auf bestehende, nicht auf bahnbrechende Technologien und läuft Gefahr, ihre ehrgeizigen Ziele nicht zu erreichen“, monieren die obersten EU-Rechnungsprüfer in einem am Montag veröffentlichten Bericht.

Mit Blick auf den Umstieg auf Elektroautos wollen die EU-Kommission und auch die Bundesregierung Batteriefertigung im großen Stil in Europa. Bisher werden Batterien überwiegend aus Asien importiert. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte im November angekündigt, bis 2021 eine Milliarde Euro Anschubfinanzierung zu geben.

Der Rechnungshof würdigt in seinem Bericht die Rolle von Batterien als Energiespeicher, die beim Umstieg auf erneuerbare Energien nötig sind. Doch hinke Europa bei der Kapazität zur Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien für E-Autos hinter führenden Weltregionen hinterher. Da Europa spät in den Markt eintrete, könnte die gewünschte Spitzenstellung schwierig werden, heißt es weiter.

2018 standen dem Bericht zufolge rund 3 Prozent der weltweiten Kapazität zur Batterieherstellung in der EU, 12 Prozent in Nordamerika und 84 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum. Am Kräfteverhältnis dürfte sich nach Einschätzung der Rechnungsprüfer bis 2021 kaum etwas ändern: Dann werden für Europa 5 Prozent, für Nordamerika 13 Prozent und für Asien 82 Prozent erwartet.

Auch gegen die Förderstrategie für Batterieforschung äußert der Rechnungshof Bedenken: Von 315 Millionen Euro EU-Fördergeldern für Batterieforschung seien mehr als die Hälfte an Projekte zu Lithium-Ionen-Batterien gegangen. Für Batterien „der nächsten Generation“ seien nur 25 Prozent der Gelder geflossen. Von 28 im Jahr 2017 von der EU-Kommission bewerteten Forschungsprojekte seien drei erfolgreich und acht weitere teilweise erfolgreich gewesen. 17 verfehlten demnach ihre Ziele oder erbrachten irrelevante Ergebnisse.

Im Streit um das Antriebskonzept der Zukunft haben Experten davor gewarnt, ausschließlich auf batteriebetriebene E-Autos zu setzen. Künftig werde es möglicherweise Hybridfahrzeuge geben, die nicht länger mit Verbrenner und E-Motor arbeiteten, sondern mit Brennstoffzelle und Batterie, sagte Bert Hellwig von ZF Friedrichshafen am Montag auf der Hannover Messe. Außerdem sei für die Kunden das Tanken einfacher, das nicht länger dauere als vom Benziner oder Diesel gewohnt, sagte Hyundai-Produktmanager Oliver Gutt. Der koreanische Hersteller Hyundai hat bereits ein Brennstoffzellenauto im Angebot.

Bei der nächsten Batteriegeneration, der sogenannten Feststoffbatterie, gibt es nach Einschätzung von Wolfgang Haselrieder von Battery LabFactory Braunschweig noch „offene Fragen". Bis diese Batterien kommerziell genutzt werden könnten, dürfte es aus seiner Sicht noch 10 bis 15 Jahre dauern. Wasserstoff dagegen sei in anderen Ländern ein großes Thema, betonte Nikolas Iwan von H2 Mobility Deutschland. Bundesweit sollen bis zum Jahresende 100 Wasserstoff-Tankstellen installiert sein, langfristig sollen es rund 400 werden.

VW-Konzernchef Herbert Diess hatte kürzlich für batteriebetriebene E-Autos anstelle anderer Antriebsarten geworben: „Wir müssen uns fokussieren. Technologieoffenheit ist jetzt die falsche Parole und führt nur dazu, den Systemwandel weiter in die Zukunft zu verlegen", sagte er.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....