Finanzen

Eigenkapital: Entscheidend für die Stabilität von Unternehmen

Je höher der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital, desto höher die finanzielle Stabilität des Unternehmens.
04.04.2019 07:06
Lesezeit: 2 min

Eine wichtige Größe bei den Jahresabschluss-Berichten von Unternehmen ist das Eigenkapital (EK). Dabei handelt es sich um das Geld, das übrig bleiben würde, wenn eine Firma alle seine Vermögenswerte verkaufen und gleichzeitig alle Schulden abbezahlen würde (Differenz aus dem aggregierten Wert der Vermögenswerte und dem aggregierten Wert der Schulden). Das EK gehört den Eigentümern und Aktionären einer Firma.

“Je höher der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital ist, desto höher ist die finanzielle Stabilität des Unternehmens. Unternehmen mit hoher Eigenkapitalquote können Verluste besser auffangen und Krisen leichter bestehen. Mit zunehmender Eigenkapitalquote verbessert sich zudem die Unabhängigkeit gegenüber Fremdkapitalgebern. Unternehmen mit hoher Eigenkapitalquote bekommen eine bessere Bonitätsbewertung von Banken, denn bei Kreditvergaben an Unternehmen dient die Eigenkapitalquote als Maßstab zur Risikobewertung”, sagte ein Sprecher des Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e.V. (BVMW), den Deutschen Wirtschaftsnachrichten.

Auf Nachfrage, wie hoch das Eigenkapital bei Unternehmen mindestens sein muss, antwortete er: “Es existiert keine allgemeine Regel, wie hoch die Eigenkapitalquote mindestens sein sollte. Aus Sicht des Mittelstands ist ein Unternehmen solide finanziert, wenn sie die Schwelle von 30 Prozent überschreitet. Unter 20 Prozent ist die Eigenkapitalausstattung schwach – und damit die Krisenanfälligkeit hoch. Profitable und gesunde Unternehmen bringen es auf mehr als 50 Prozent Eigenkapital. Im Jahr 2017 betrug die durchschnittliche Eigenkapitalquote aller mittelständischen deutschen Unternehmen über 31 Prozent.”

Positives Beispiel für das Eigenkapital

Das Eigenkapital von REWE wuchs 2018 um 5,9 Prozent und erreichte mit 6,5 Milliarden Euro einen neuen Höchststand. Die Eigenkapitalquote betrug 31 Prozent. Die Nettofinanzverschuldung ohne Finanzierungsleasing lag zum Stichtag 31.12.2018 bei 1,2 Milliarden Euro.

REWE Group-Finanzvorstand Dr. Christian Mielsch erklärte: “Die bilanzielle Situation des REWE-Konzerns ist hervorragend. Wir haben die Kraft, unsere Investitionen auch in Zukunft auf einem hohen Niveau zu halten und planen im laufenden Geschäftsjahr Investitionen in Höhe von rund zwei Milliarden Euro. Dies ist die Voraussetzung dafür, weiterhin dynamisch und profitabel im Handel und in der Touristik zu wachsen - national und international.”

Negatives Beispiel für das Eigenkapital

Ein negatives Beispiel für das Eigenkapital bietet die Norddeutsche Landesbank (NordLB). Die NordLB hat mit der schwierigen Schiffsfinanzierung Milliardenverluste eingefahren und braucht wegen strengerer Anforderungen der Bankenaufsicht mehr Eigenkapital. In Kombination errechnet sich daraus ein Bedarf von 3,5 Milliarden Euro. Lange gab es die Hoffnung, dass private Geldgeber einsteigen könnten. Doch deren Angebote waren an so viele unattraktive Bedingungen geknüpft, dass die Eigentümer sich entschieden, die Bank allein zu stützen.

Zum 31.12.2017 lag das Eigenkapital der NordLB noch bei 6,193 Milliarden Euro. Zum 31.12.2018 lag es bei 5,829 Milliarden Euro, was einem Rückgang von sechs Prozent entspricht. Das geht aus den Daten der NordLB hervor. Die schwarz-rot-grüne Landesregierung von Sachsen-Anhalt plant, die NordLB mit 198 Millionen Euro zu unterstützen. Das Land muss die Summe als Kredit aufnehmen.

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