Deutschland

Institute: Konjunktur-Boom in Deutschland ist zu Ende

Ende des Booms: Die führenden deutschen Wirtschafts-Institute haben das Ende des jahrelangen Aufschwungs in Deutschland verkündet. 2020 könnte es allerdings wieder bergauf gehen, so die Ökonomen.
04.04.2019 14:39
Lesezeit: 1 min

Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute rufen das Ende des jahrelangen Konjunkturbooms in Deutschland aus. Für 2019 stampften sie ihre Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes auf 0,8 Prozent ein, nachdem sie im Herbst noch mit 1,9 Prozent gerechnet hatten. „Der langjährige Aufschwung der deutschen Wirtschaft ist zu Ende", sagt der stellvertretende Präsident des „Instituts für Wirtschaftsforschung Halle“ (IWH), Oliver Holtemöller, zu der heute veröffentlichten Gemeinschaftsdiagnose.

Dass es zu einer ausgeprägten Rezession kommt, ist laut der Ökonomen allerdings unwahrscheinlich, so Holtemöller: „Die Gefahr … halten wir bislang für gering." Nächstes Jahr soll es dann mit der Konjunktur auch schon wieder bergauf gehen: Für 2020 sagen die Experten unverändert ein Wachstum von 1,8 Prozent voraus.

Dass es mit der Konjunktur nächstes Jahr wieder vorwärts geht, ist allerdings durchaus nicht sicher. Kommt es zu einem ungeregelten EU-Austritt Großbritanniens, dürfte das Wirtschaftswachstum sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr „deutlich niedriger" als bislang veranschlagt ausfallen. Risiken sehen die Experten außerdem im noch ungelösten Handelsstreit zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften USA und China. National bremsten Fachkräftemangel, Lieferengpässe sowie Schwierigkeiten in der Autoindustrie die Konjunktur, so die Ökonomen.

„Auch die deutsche Wirtschaftspolitik schafft Risiken, etwa indem sie die langfristige Stabilität der gesetzlichen Rentenversicherung durch erhebliche Leistungsausweitungen belastet, die aus dem Beitragsaufkommen nicht zu finanzieren sein werden", kritisieren die Institute. „Dies lässt Steuererhöhungen erwarten, die Deutschland als Investitionsstandort weniger attraktiv machen." Die Politik sollte stärker darauf ausgerichtet werden, die Rahmenbedingungen für Investitionen zu verbessern.

Der Beschäftigungsaufbau dürfte sich zwar fortsetzen, aber an Fahrt verlieren. Die Zahl der Erwerbstätigen soll bis 2020 auf 45,5 Millionen steigen, was rund 700.000 mehr wären als 2018. Gleichzeitig soll die Zahl der Arbeitslosen auf 2,1 Millionen sinken. Trotz der trüberen Konjunktur rechnen die Experten auch mit anhaltend kräftigen Staatsüberschüssen. Im laufenden Jahr soll das Plus bei 41,8 Milliarden Euro und 2020 bei 35,6 Milliarden Euro liegen.

Die Gemeinschaftsdiagnose dient der Bundesregierung als Basis für ihre eigenen Prognosen, die wiederum die Grundlage für die Steuerschätzung bilden. Die Regierung hatte ihre Schätzung für dieses Jahr zuletzt auf 1,0 Prozent fast halbiert und geht im kommenden Jahr von einem Plus von 1,6 Prozent aus. Erarbeitet wird das Gutachten vom „Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung“ (RWI) in Essen, vom „Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung“ (DIW) in Berlin, vom Ifo-Institut in München, vom „Institut für Weltwirtschaft“ (IfW) in Kiel und vom „Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung“ (IWH) in Halle.

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