Politik

HVB-UniCredit: Guthaben der Kunden sind im Notfall nicht tabu

Lesezeit: 2 min
05.04.2013 12:24
Der Chef der größten italienischen Bank, Federico Ghizzoni, sieht im Zugriff auf die Konten der Bank-Kunden eine Blaupause für alle europäischen Banken-Rettungen. Diese Nachricht werden die Sparer bei der bayrischen Hypo-Vereinsbank und bei der Bank Austria mit Interesse vernehmen: Die Banken gehören zur UniCredit.
HVB-UniCredit: Guthaben der Kunden sind im Notfall nicht tabu

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der CEO der italienischen Großbank UniCredit, Federico Ghizzoni, sagte dem Nachrichtendienst Bloomberg zufolge in Wien, dass eine Zwangs-Enteignung von großen Bank-Guthaben „akzeptabel sei, wenn es eine gesamteuropäische Lösung gibt“. Guthaben über 100.000 Euro sind nach der Zypern-Entscheidung in Europa vogelfrei (hier). Auch die EZB hat bestätigt, dass dies künftig als Blaupause für Enteignungen verwendet wird (hier). Ghizzoni sagte, dass sowohl große Guthaben als auch Bonds für den Falle verwendet werden sollen, dass eine Bank in Schwierigkeiten gerät. Natürlich müsse dies europaweit geschehen, am besten sogar weltweit über das Basel Komitee, sagte Ghizzoni. Sonst würde es zu Spekulationen und einem unfairen Wettbewerb kommen.

Ghizzoni sagte, die Guthaben sollten erst angetastet werden, wenn ein Haircut bei den Anleihen der Bank nicht mehr zur Rettung reicht. Natürlich würde er persönlich die Guthaben nur ungern anfassen, aber wenn das eine globale Maßnahme wird, würde er sich dagegen nicht sperren. Er räumte ein, dass das Thema der „Bankguthaben eine sehr sensible Sache“ sei. Sie müsse „sorgfältig“ und mit „Klarheit“ adressiert werden.

Ghizzoni sagte, dass er bisher keinerlei Kontobewegungen bei der UniCredit bemerkt habe. Niemand habe sein Geld abgezogen, die Lage sei ausgesprochen stabil.

Mit seinen Aussagen dürfte der Italiener indes für Nachdenken bei den deutschen Kunden der Hypo-Vereinsbank und bei den Kunden der Bank Austria sorgen. HVB und Bank Austria - mit einem weitverzweigten Kunden-Netz in Osteuropa - sind Teile der Unicredit. Sollte die Mutter in Schwierigkeiten geraten, könnte das sehr rasch Auswirkungen auf die Bank-Guthaben der Sparer bei den Tochtergesellschaften haben.

UniCredit mit Risiken

Die UniCredit wird vor allem von der Entwicklung in Italien bedroht: Moody's hatte vor einigen Monaten gewarnt, dass das Institut durch seine Verflechtung mit der italienischen Wirtschaft erhebliche Risiken vor sich herschiebt (mehr dazu hier).

Ghizzonis Aussage zeigt außerdem, was hinter der Idee der europäischen Bankenunion steckt: Es soll den Anlegern jeder Fluchtweg abgeschnitten werden. Wie schon im Fall der globalen Steuer-Razzien (hier) sollen die privaten Vermögen massiv zur Sanierung der globalen Pleitestaaten herangezogen werden. Wenn die Banken-Union in Europa steht, können im Grunde alle Banken saniert werden – und zwar mit dem Geld der Kunden.

UniCredit will Banken-Union

Hierbei handelt es sich jedoch nicht um ominöse Offshore-Kriminelle, sondern um die Rentner, die ihre Lebensersparnisse auf der Bank aufbewahren. Diese betragen in der Regel mehr als 100.000 Euro und sind daher nur bedingt geschützt.

Ghizzonis Zustimmung zur Enteignung der Sparer zeigt, dass es sich beim Modell Zypern sogar um mehr handelt als um eine Blaupause: Finanzwirtschaft und EU-Politik haben sich darauf geeinigt, ihre Probleme mit dem Geld der Anleger zu lösen. Der Vorgang geht bereits weit über das Stadium der Planung hinaus – er ist in vollem Gang, weil Banken und Politik das Wasser bis zum Hals steht.

Jeder, der heute noch Geld auf der Bank liegen hat, sollte über diese ganz offenkundige Entwicklung einmal 10 Sekunden nachdenken.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...