Finanzen

EZB hält an ultralockerer Geldpolitik fest

Die EZB hat erwartungsgemäß ihre ultralockere Geldpolitik nicht verändert.
10.04.2019 13:54
Lesezeit: 2 min

Die Zinswende im Euroraum lässt weiter auf sich warten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält den Leitzins auf dem Rekordtief von null Prozent. Auch an den 0,4 Prozent Strafzinsen, die Banken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken, rüttelten die Währungshüter bei ihrer Sitzung am Mittwoch in Frankfurt vorerst nicht.

Bereits bei der Sitzung im März hatte der EZB-Rat die erste Zinserhöhung mindestens bis ins Jahr 2020 verschoben. Sparer müssen sich also noch länger als erwartet gedulden, ehe es wieder höhere Zinsen zum Beispiel auf Sparbücher und Tagesgeldkonten gibt. Wer einen Kredit aufnimmt, kann dagegen von günstigeren Konditionen profitieren.

Notenbank-Präsident Mario Draghi hatte vor zwei Wochen angedeutet, dass die EZB womöglich die Finanzbranche etwas entlasten könnte. Denn Geldverdienen fällt vielen Banken im Niedrigzinsumfeld schwer. Dazu kommt der Negativzins auf überschüssige Liquidität. Nach Angaben des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) zahlen Banken im Euroraum derzeit jährlich rund 7,5 Milliarden Euro an Strafzinsen.

Die EZB beobachte weiterhin, wie Banken gesunde Ertragsbedingungen aufrechterhalten können, hatte Draghi bei einer Konferenz gesagt. "Falls notwendig, müssen wir über mögliche Maßnahmen nachdenken, die die günstigen Auswirkungen negativer Zinssätze für die Wirtschaft aufrechterhalten und zugleich etwaige Nebenwirkungen mildern können." Beobachter halten eine Staffelung des Negativzinses oder Freibeträge für einen möglichen Weg.

Bereits beschlossen sind neue Geldspritzen für Banken - auch als Reaktion auf gestiegene Risiken für die Konjunktur. Wie mehrfach in den vergangenen Krisenjahren bietet die EZB Geschäftsbanken erneut längerfristige Kredite zu besonders günstigen Konditionen an - im Fachjargon TLTRO genannt. Diese sollen ab September 2019 bis März 2021 zur Verfügung gestellt werden und eine Laufzeit von jeweils zwei Jahren haben. Ziel ist, über diesen Weg die Kreditvergabe der Banken anzukurbeln und so Konjunktur und Inflation anzuschieben.

Im März war die jährliche Teuerungsrate im Euroraum auf 1,4 Prozent gesunken, im Februar lagen die Verbraucherpreise in den 19 Staaten mit der Gemeinschaftswährung nach Berechnungen des Statistikamtes Eurostat noch um 1,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben. Das könnte die Konjunktur bremsen.

Die EZB selbst rechnet im laufenden Jahr mit einer Teuerungsrate von 1,2 Prozent, 2020 dann mit 1,5 Prozent. Draghi bekräftigt immer wieder, die EZB habe ausreichend Instrumente, ihr Inflationsziel zu erreichen.

Frische Milliarden in Staats- und Unternehmensanleihen will die Notenbank vorerst aber nicht stecken. Allerdings werden die Gelder aus auslaufenden Papieren wieder investiert. Von März 2015 bis Ende 2018 hat die EZB Wertpapiere für rund 2,6 Billionen Euro erworben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
11.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
11.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...