Finanzen

Bayer: Übernahme von Monsanto geht kräftig nach hinten los

Die Übernahme des US-Konkurrenten Monsanto geht für Bayer kräftig nach hinten los. Denn kurz nach der Übernahme des weltweit in der Kritik stehenden Unternehmens begann eine massive Klagewelle in den USA.
11.04.2019 11:48
Lesezeit: 2 min

Die Prozesse um die angeblich krebserregende Wirkung des Unkrautvernichters Glyphosat kratzen nach den Worten von Konzernchef Werner Baumann am Image von Bayer. "Wir haben zwei Fälle erstinstanzlich verloren. Aufgrund dieser Tatsache ist das Unternehmen ziemlich massiv betroffen, Sie sehen es an unserem Aktienkurs", sagte Baumann am Donnerstag auf einer Tagung in Köln, wie Reuters berichtet.

Deutlich werde dies an den Reputationswerten vor allem in Deutschland und Frankreich, weniger in den USA. "Und deshalb sind die Herausforderungen in diesem Bereich mit der Akquisition von Monsanto erheblich gestiegen", sagte der Bayer-Chef. "Es wird viel Politik, viel Stimmung und Meinung gemacht, die vollkommen dem derzeitigen Regulierungsstatus unserer Produkte entgegensteht."

In den USA sieht sich der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern mit mehr als 11.200 Klägern wegen des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Roundup von Monsanto konfrontiert. In zwei Fällen wurde das Unternehmen zu millionenschweren Schadenersatzzahlungen verurteilt. Bayer hat zwar Berufung eingelegt, viele Experten gehen aber bereits von einem teuren Vergleich aus.

Kürzlich hatte Baumann noch bekräftigt: "Der Monsanto-Kauf war und ist eine gute Idee." Die milliardenschwere Übernahme des Glyphosat-Entwicklers habe Bayer mit "größter Sorgfalt" geprüft. Der mit massiven Neuschulden gestemmte Kauf von Monsanto kostete Bayer 63 Milliarden Dollar. Seit August hat der Konzern gut 31 Milliarden Euro an Börsenwert eingebüßt.

Die Nervosität scheint zu steigen. Mit dem Fondshaus Deka hatte vor wenigen Tagen erstmals der erste Großinvestor Bayers die Übernahme öffentlich kritisiert.

Auch in Frankreich bekommt Bayer rechtliche Schwierigkeiten. Im Rechtsstreit um Gesundheitsschäden mutmaßlich durch ein Unkrautvernichtungsmittel der Bayer-Tochter Monsanto hat ein französischer Landwirt erneut Recht bekommen. Das Berufungsgericht in Lyon entschied am Donnerstag, Monsanto sei wegen "fehlerhafter Produkte" verantwortlich.

Der heutige Biobauer Paul François führt schwere Gesundheitsprobleme auf den inzwischen verbotenen Unkrautvernichter Lasso von Monsanto zurück, mit dem er früher seine Felder behandelte. Der Landwirt gibt an, unter schweren neurologischen Schäden zu leiden, seit er 2004 Dämpfe des Herbizids einatmete.

In erster Instanz 2012 und im Berufungsverfahren 2015 gaben französische Gerichte François Recht, Monsanto legte jedoch Rechtsmittel ein. Seit Anfang Februar verhandelte das Berufungsgericht in Lyon daher erneut über den Fall. François will mehr als eine Million Euro Schadenersatz von dem Unternehmen erstreiten.

Lasso ist seit 2007 in Frankreich verboten. In Deutschland erhielt das Mittel nie eine Zulassung.

In den USA war Monsanto im August zur Zahlung von Schadenersatz an einen früheren Hausmeister verurteilt worden, der den Unkrautvernichter Roundup für seine Krebserkrankung verantwortlich macht. Ende März befand eine Jury in einem weiteren Verfahren zudem, dass Monsanto nicht ausreichend vor den Risiken des Einsatzes von Roundup gewarnt habe. Monsanto muss demnach fast 81 Millionen Dollar (knapp 72 Millionen Euro) an einen an Krebs erkrankten Kläger aus den USA zahlen. Tausende weitere Klagen sind in den Vereinigten Staaten anhängig.

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