Finanzen

Fondsmanager: Europäische Unternehmen werden unterschätzt

Lesezeit: 2 min
18.05.2019 17:13
Der europäische Aktienmarkt ist nach Meinung von Juliana Auger, Investment Specialist, und Pras Jeyanandhan, Co-Manager des OYSTER European Opportunities bei SYZ Asset Management, unterbewertet, was Anlegern Einstiegschancen bietet.
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Wenn man den Experten Glauben schenken darf, notieren europäische Aktien aufgrund von Wachstumsängsten und rekordhohen Kapitalabflüssen aus Fonds mit den tiefsten Bewertungen seit fünf Jahren. Dabei gebe es in Europa viele weltweit führende Unternehmen, deren Aktien ein Investment wert seien. Die Marktunsicherheit biete eine Chance, jetzt Anteilscheine von Gesellschaften zu erwerben, die von den Marktteilnehmern abgestraft worden seien, obwohl sie auch weiterhin zu den Besten zählten. 

Im vergangenen Jahr seien europäische Aktien bei den Anlegern in Ungnade gefallen. In der längsten Phase kontinuierlicher Kapitalabflüsse seit einem Jahrzehnt seien 2018 unter dem Strich 44 Mrd. Euro aus aktiven europäischen Aktienfonds abgeflossen. Weitere 14 Mrd. Euro seien in den ersten zwei Monaten diesen Jahres aus dieser Anlageklasse abgezogen worden.

Verglichen mit dem US-amerikanischen S&P 500 macht der EURO STOXX 50 eine schwache Figur. Auf Sicht von zwölf Monaten (Stand: 09.05.2019) sank der europäische Leitindex um 5,2 Prozent, dagegen verbesserte sich der S&P 500 im gleichen Zeitraum zur Freude seiner Anleger um 6,7 Prozent.  

Nach Ansicht der Investmentstrategen der Fondsgesellschaft SYZ Asset Management sei einer der Gründe für die Skepsis gegenüber europäischen Aktien enttäuschende Wirtschaftsnachrichten, mit denen Marktteilnehmer das ganze letzte Jahr bombardiert worden seien. Hinzu komme die Verschlechterung des makroökonomischen Bildes, die in letzter Zeit besonders deutlich zutage getreten sei. Neben Sorgen über die allgemeine weltweite Konjunkturabschwächung und den Handelskrieg zwischen den USA und China seien Anleger darüber hinaus mit regionsspezifischen Problemen konfrontiert worden: den „Gelbwesten“-Protesten in Frankreich und der politischen Unsicherheit in Großbritannien und Italien.

Die treibenden Kräfte der Binnennachfrage sprächen jedoch nach wie vor dafür, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Eurozone im Jahr 2019 um rund 1,5 Prozent wachsen werde. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit sei auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren, steigende Realeinkommen, das positive Konsumentenvertrauen und die sehr akkommodierenden Finanzierungsbedingungen deuteten alle auf eine Stabilisierung hin. Und auch die jüngsten Zahlen zum Einkaufsmanagerindex und zum Konsumentenvertrauen (März 2019) zeigten eine Erholung von den Tiefstwerten von Ende 2018. Das Wachstum möge sich verlangsamt haben, doch es sei nicht eingebrochen.

Dadurch böten sich für Anleger nun einzigartige Einstiegsmöglichkeiten. Denn infolge des Marktrückgangs im Jahr 2018 hätten Investoren auch jetzt noch die Möglichkeit, europäische Aktien zu historisch niedrigen Bewertungen zu kaufen. Gemessen an Kennzahlen wie dem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) seien die Bewertungen europäischer Aktien im Vergleich zu US-Aktien besonders attraktiv. Derzeit notierten US-Aktien mit einer KBV-Differenz von 1,3 gegenüber europäischen Aktien (3,0 gegenüber 1,7).

Die Experten der Fondsgesellschaft SYZ Asset Management halten die weltweit negative Stimmung gegenüber europäischen Aktien für übertrieben und sehen darin eine hervorragende konträre Gelegenheit, Aktien qualitativ hochwertiger Unternehmen zu kaufen. Denn die negative Stimmung habe die Bewertungen auf Niveaus gedrückt, bei denen das Risiko-Rendite-Verhältnis für langfristige Anleger eindeutig vorteilhaft sei.

So hätten sie vor kurzem beispielsweise Aktien von den Unternehmen ASML und Fresenius Medical Care für ihre Bestände erworben, die in ihren Branchen globale Marktführer sind. Weitere Akteure von Weltformat, die sich in den Portfolios befänden, seien Louis Vuitton Moët Hennessey und Prudential. Des Weiteren setzten sie auf  die Sektoren Technologie und Gesundheit.

Auch Marktbereiche wie Energie, Automobile und Technologie-Hardware hätten sie auf dem Radar: Deren Bewertungen deuteten darauf hin, dass man sich insgesamt in einer leichten Rezession befände. Die US-Wirtschaft entwickele sich jedoch gut, die Eurozone wachse weiter (allerdings langsamer als Anfang 2018) und China gebe Konjunkturimpulse.

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